RE: Dies und das für jeden was

#361 von petias , 27.12.2024 11:15

Es ist später, als man denkt

Die Eule hat mir eine Kolumne von Sascha Lobo aus "Spiegel Online" zugesandt.

Neue Entwicklung von OpenAI Wird die KI schon 2025 schlauer als der Mensch?
Eine Kolumne von Sascha Lobo

OpenAI hat eine künstliche Intelligenz entwickelt, die Abstraktionsvermögen mitbringen soll. Das könnte einen Durchbruch bedeuten und die Welt verändern – im Guten wie im Schlechten.
26.12.2024, 13.36 Uhr

2025 wird das Jahr, in dem künstliche Intelligenz die Grenzen unserer Vorstellungskraft sprengt. Und zwar auf eine Weise, die sich die meisten Menschen bisher, haha, nicht vorstellen können. Der Grund dafür ist wenige Tage alt und heißt o3

. So nennt OpenAI die neueste Version seiner KI. Wenn man von den notorisch Zweifelnden
und prinzipiell Mäkelnden absieht, hat die Fachwelt darauf zum größten Teil mit Erstaunen, sogar mit Ehrfurcht reagiert. Irgendetwas ist anders mit o3 als mit der bisherigen KI, und ich glaube, es ist für das Gegenwartsverständnis essenziell, diesen Unterschied zu begreifen.

Spätestens seit der Vorstellung von ChatGPT vor zwei Jahren elektrisiert KI-Fachleute wie auch interessierte Laien eine Abkürzung oder besser das, was dahintersteht: AGI. Artificial General Intelligence oder auf Deutsch künstliche Superintelligenz . Vereinfacht gesagt verbirgt sich dahinter eine KI, die so flexibel, so kreativ und so umfassend auf alle möglichen Anforderungen und Aufgaben reagieren kann wie ein Mensch. ChatGPT kann alle möglichen Wissensfragen meist besser beantworten als normale Menschen, ist aber sowohl mit komplexen mathematischen Problemen als auch mit scheinbar oder tatsächlich ganz simplen Fragen oder Aufgaben überfordert. Lange war zum Beispiel die Frage, wie viele »r« im Wort »strawberry« vorkommen, ein beliebter Test.
ChatGPT antwortete bis vor einiger Zeit meist falsch, weil generative KI mit der Wahrscheinlichkeit von Worthäufigkeiten arbeitet. Das ergibt in vielen Fällen sinnvolle Antworten, simples Zählen gehört jedoch nicht dazu. Aber kann ein Computer nicht eigentlich ganz hervorragend zählen? Stimmt – nur die KI hat bisher nicht verstanden, wann sie welches Instrument am sinnvollsten verwenden sollte. Denn dafür braucht eine KI ein gewisses Maß an genereller Intelligenz, in diesem Fall etwa Abstraktionsvermögen. Sie müsste gewissermaßen verstehen, dass eine spezielle Aufgabe lieber nicht mithilfe von Wahrscheinlichkeitsabschätzungen, sondern mit einer einfachen Zählung bearbeitet werden sollte. So wie ein Mensch mit Hammer in der Regel recht genau checkt, für welche Aufgabe der Hammer geeignet ist und für welche eher nicht.
Verständnis von Objekten und deren Eigenschaften
Die im September vorgestellte OpenAI-KI namens o1 trug interessanterweise den internen Codenamen Strawberry. Es soll CEO Sam Altman persönlich gefuchst haben, wie leicht ChatGPT vorführbar war. Plötzlich funktionierte der Strawberry-Test nicht mehr, aber das bedeutet für sich genommen wenig, ganze Teams bei OpenAI arbeiten hauptsächlich daran, bekannte Fehler und Probleme aller Art auszumerzen. Der Strawberry-Fortschritt bei o1 hätte also nicht zwingend mit einer Entwicklung in Richtung AGI zu tun haben müssen. Jetzt aber ist der direkte Nachfolger o3 da, der nicht so heißt, weil OpenAI wie ChatGPT Probleme mit dem Zählen hat, sondern laut Altman »aus Respekt vor unseren Freunden bei Telefónica« (und deren Marke O2).

Um die Qualität von künstlichen Intelligenzen überhaupt sinnvoll bewerten zu können, gibt es inzwischen eine Vielzahl von Tests und Benchmarking-Instrumenten. Benchmarking, auf Deutsch irgendwo zwischen Leistungsvergleich und Vermessungswesen, dient seit jeher der Vergleichbarkeit von technischen Prozessen. Für künstliche Intelligenz bestehen diese Tests meist aus bestimmten mathematischen Aufgaben und verschiedenen Sets komplexer Fachfragen.
Es gibt unterdessen auch speziell auf AGI zugeschnittene Tests, der bekannteste darunter wurde von einem ehemaligen Google-Ingenieur namens François Chollet entwickelt: ARC-AGI, kurz für Abstraction and Reasoning Corpus for Artificial General Intelligence. Abstraktion und Argumentationsfähigkeit sind zwei der wesentlichsten Kennzeichen von Intelligenz, von menschlicher ebenso wie von künstlicher. Der Test arbeitet mit bestimmten Formen der Wahrnehmung und des Wissens, die Menschen recht selbstverständlich und kulturunabhängig mitbringen, zum Beispiel die Fähigkeit zu zählen, ein Verständnis von Objekten und deren Eigenschaften und Verhaltensweisen, von Raum und Oberflächen sowie die Zielorientierung. Darauf baut der Test die Überprüfung einer entscheidenden Intelligenzform auf: Wie geht man mit Herausforderungen um, die definitiv niemals zuvor gelernt worden sein können?

Dieses Kriterium, das Neue, das Ungelernte, ist deshalb so zentral auf dem Weg zu AGI, weil künstlicher Intelligenz bisher unterstellt wird, sie würde nur auf strukturell bekanntem Terrain funktionieren, also bekannte Daten auswerten, reproduzieren und rekombinieren. In den generativen KI, die Videoclips aus hingeworfenen Prompts produzieren, ist gut erkennbar, was das bedeutet und wo deshalb die Schwächen der heutigen Modelle liegen. Da wächst plötzlich aus dem Arm einer Person ein Fahrrad, oder ein Hund verwandelt sich in einen ähnlich aussehenden Muffin – weil die KI nicht wirklich versteht, wie die Dinge in der Welt zusammenhängen. Keine menschliche Regisseurin würde grundlos einen Hund in einen Blaubeerkuchen übergehen lassen, weil das schlicht nicht möglich ist. Selbst wenn sich beide in bestimmten Situationen visuell ähneln mögen. Die bisherigen künstlichen Intelligenzen in Form der großen Sprachmodelle schneiden dementsprechend im ARC-AGI-Test ziemlich schlecht ab. Mit als bestes, derzeit für alle verfügbares Modell gilt OpenAIs o1-preview. Es schafft ein Testergebnis von rund 13 Prozent. Menschen landen im Schnitt bei 84 Prozent .
OpenAIs Ansatz gleicht einem Quantensprung
Der wesentliche Trick, den die neue KI anwendet, bezieht sich auf die Art, wie genau die Maschine aus Daten lernt. Die drei wichtigsten Lernansätze des Machine Learning sind:

Supervised Learning oder Überwachtes Lernen – dabei gibt man der Maschine einen Datensatz und eine aus Menschensicht korrekte Einordnung davon, und sie soll herausfinden, wie und warum die beiden zusammengehören. Beispiel: Das Foto eines Hundes und die Bezeichnung »Das ist ein Hund«. Irgendwann hat die Maschine mit so vielen Fotos gelernt, dass sie mit einiger Wahrscheinlichkeit Hunde auf neuen Bildern als solche erkennt.

Unsupervised Learning oder Unüberwachtes Lernen – dabei gibt man der Maschine einen Datensatz ohne korrekte Einordnung und gibt ihr die Aufgabe, Muster zu finden. Bisherige generative KI kombiniert meist Überwachtes und Unüberwachtes Lernen, zum Beispiel, um die Muster menschlicher Sprache zu erkennen und anschließend anzuwenden.

Der dritte Machine-Learning-Ansatz heißt Reinforcement Learning oder Verstärkendes Lernen. Dabei gibt man der Maschine keine Lösungsansätze vor, sondern arbeitet mit Belohnungen oder Bestrafungen für die Entwicklung von eigenen Lösungsansätzen. Dieses Lernmuster gehört zu den ältesten und ist der Natur nachempfunden. Allerdings beinhaltet Reinforcement Learning viele Schwächen – etwa, dass Maschinen leicht ins »Tricksen« geraten. Unter anderem deshalb wurde es in letzter Zeit seltener angewendet.

Mit o3 hat OpenAI das alte Reinforcement Learning neu entdeckt und neu angewendet, in Verbindung mit der Erhöhung der sogenannten Inferenz, was man als Nachdenkzeit oder Ergebnisüberprüfungsrunden der Maschine verstehen kann. Natürlich ist das eine vereinfachte Darstellung, es kommt im Detail auf sehr viele neue Erkenntnisse an, etwa darauf, wie genau die Belohnungsprinzipien aufgesetzt werden. Aber ganz offensichtlich hat OpenAI einen Ansatz gefunden, der einem Quantensprung gleicht, auch weil vor Kurzem noch oft von einer stockenden Weiterentwicklung bei KI die Rede war. Denn während Menschen wie beschrieben den ARC-AGI-Test im Schnitt mit 84 Prozent absolvieren, erreicht o3 in der Spitze fast 88 Prozent . Und das bei einem in der Fachwelt allgemein anerkannten Test, um abzuprüfen, ob künstliche Intelligenz in der Lage ist, auch neue, datenseitig nicht erlernte Herausforderungen zu meistern. (Es gibt zwar Stimmen, die von »cheating« sprechen, weil o3 auch mit einem Teil der öffentlichen Daten aus dem ARC-AGI-Corpus trainiert wurde. Aber das kann man auch anders sehen, denn es geht um die Struktur der Aufgaben und ein entscheidender Teil der Daten ist nicht zugänglich).

Wie lässt sich Krebs heilen? Das ist auch »nur« eine Frage
Die konkrete Bedeutung dieses Durchbruchs wird im Verlauf des Jahres 2025 beobachtbar werden. Ist er groß? Oder ist er spektakulär groß? Einzelne OpenAI-Insider sprechen jetzt schon von »AGI«, aber da muss man den Stolz der Beteiligten wie auch die hervorragende PR-Fähigkeit des Unternehmens mit berücksichtigen. Das, worauf es ankommt, wird die Komplexität der maschinell lösbaren Probleme sein. Schon heute ist o3 besser als die allermeisten Menschen etwa bei der Programmierung von Software, selbst bei ausgesprochen komplexen Softwaresituationen. Natürlich gibt es auch dafür Benchmarks .

Ansonsten hört sich »Fragen beantworten« vielleicht erst mal schmal oder wenig besonders an. Viel größer und auch leichter verständlich wird das Potenzial von künstlicher Intelligenz aber, wenn man sich vergegenwärtigt, was für Fragen irgendwann beantwortet werden könnten – und mit welchen Folgen.

Wie lässt sich Krebs heilen? Wie bekommen wir einen Fusionsreaktor zum Laufen? Welche Materialkombination ergibt einen Supraleiter bei Zimmertemperatur? Wie putze ich meinem Dreijährigen die Zähne ohne Tobsuchtsanfall? Auch das sind »nur« Fragen – und doch haben die Antworten das Potenzial, den Planeten für immer zu verändern, im Guten wie im Schlechten übrigens. Es ist natürlich nicht gesagt, dass wir im kommenden Jahr eine AGI haben werden, die zu den entsprechenden Antworten fähig ist. Aber auch wenn auf dem Weg dorthin wahrscheinlich noch eine Myriade technischer und weltlicher Probleme auftauchen werden und AGI völlig eigene Weltprobleme mit sich bringen wird, haben wir aus meiner Sicht doch einen großen Schritt in diese Richtung gemacht.


Es geht Schlag auf Schlag - exponentielles Wachstum eben. Der Zeitpunkt der Entstehung von AGI, der Superintelligenz, die dem Menschen in allen Punkten überlegen ist, rückt näher. Die Chance, dieses zweifelhafte Ereignis noch mitzuerleben ist gar nicht so klein. Noch einschneidender wird es sein, wie schnell diese AGIs in wie vielen und in welchen Bereichen die Führung übernehmen und was das für Auswirkungen hat.
Vielleicht sind unserer Bemühungen um das richtige Leben in Konsumgesellschaft und Klimawandel völlig belanglos in Anbetracht der Möglichkeit, dass unser künftiges Leben, wenn es denn überhaupt noch als sinnvoll erachtet wird, komplett von einer AGI bestimmt wird. Wir erleben gerade eine evolutionäre Zeitenwende mit. So ist es den Neandertalern ergangen, die längst ausgestorben sind. Allerdings tragen wir ca. 2 Prozent ihrer DNA in unserer. Ob unser Anteil an der neuen nicht organischen Spezies auch so hoch sein wird?


petias  
petias
Beiträge: 1.049
Registriert am: 09.06.2020

zuletzt bearbeitet 27.12.2024 | Top

RE: Dies und das für jeden was

#362 von petias , 26.01.2025 19:17

Ein Sonntagsspaziergang im Januar 2025

Der Tag hat mit Regen angefangen. Zeit zum Lesen und zum Schreiben.
Am Nachmittag wird es trockener. Ich mache mich auf den Weg. Mein Schrittzähler zeigt erst ein paar lächerliche Schritte so 250! Die kommen vom Schafe füttern und vom Holzholen. Es ist so warm, dass ich nur morgens und abends für je eine gute Stunde den Ofen anheize. Das reicht für den ganzen Tag.

Ich erinnere mich an die Zeit, als ich den Lichthügel schon gekauft hatte (2008) aber noch nicht fest da wohnte. (Ich bin im August 2010 fest eingezogen.) Da bin ich mehrmals im Jahr für ein paar Tage her gekommen, habe ein Bisschen aufgeräumt und sauber gemacht, aber vor allem bin ich viel in der Gegend herum gestreift. Ich bin damals Wege gegangen, die ich seither nicht mehr beschritten habe, weil es für die häufig angesteuerten Destinationen kürzere und leichtere Wege gibt.

Einen solchen Weg bin ich heute mal wieder gegangen. "Alle Wege führen nach Neuhaus" habe ich mir damals gesagt, denn meistens bin ich da gelandet.

Vieles sieht verändert aus. Das liegt weniger an der verblassten Erinnerung, als an den massiven Abholzarbeiten, die in der Zwischenzeit im Gange sind.



Ja, an den zu DDR-Zeiten künstlich angelegten Badesee kann ich mich noch gut erinnern. Er war damals recht schmutzig. Letztes Jahr, hat jemand erzählt, wurde der abgelassen, gesäubert und neu durch den vorbeifließenden Bach (namens Lichte) befüllt. Da komme ich im Sommer wieder zum Baden her!

Der Wald und die Wege sind so verändert, dass ich vom geplanten Weg abkomme und noch mal einen neuen Zugang zur Stadt entdecke.

Zu meiner Landidylle gehörte damals auch ein Kino in der Nähe, eine Bücherei und ein Imbiss. Das waren so die Konsum-Highlights auf meinen Reisen durch Australien, Neuseeland, Fidschi und die USA. Neben Land und Leute und viel Natur natürlich!
Das Kino in Neuhaus machte damals gerade zu. In Sonneberg und in Saalfeld gab es noch welche und gibt es noch bis heute. In Saalfeld war ich noch gar nicht im Kino, in Sonneberg zwei mal in den 17 Jahren in denen ich den Lichthübel habe.
Eine Bücherei gab und gibt es auch in Neuhaus. Ich habe mir damals einen Ausweis besorgt und zweimal was ausgeliehen. Seit ich hier fest wohne, war ich nicht mehr da. Ein Imbiss ist prinzipiell kein Problem. Davon gib es in Neuhaus drei oder vier. Aber die Auswahl unter Berücksichtigung meiner Ernährungsweise ist sehr mau. Früher habe ich manchmal eine vegetarische Pizza ohne Käse gegessen, was sie zur veganen macht oder einen vegetarischen Döner ohne Käse. Aber seit ich keine Gluten-haltigen Gerichte mehr esse (meistens, wenn ich es schaffe) ist es noch schlimmer. Da geht nur etwas Salat, vielleicht Falafel dazu auf einem Teller.

Das lasse ich heute, mache mir lieber einen Salat wenn ich nachhause komme.

Der Bogen schließt sich und ich komme aus der entgegengesetzten Richtung wieder, aus der ich gekommen bin. Es ist fast Nacht geworden. Der Schrittzähler zeigt knapp 15000 Schritte. Die Mülltonne muss noch neben das Häuschen auf die Straße gestellt werden und die zwei "Gelben Säcke" daneben an das Gartentor gehängt. Morgen nimmt die Müllabfuhr den Restmüll und die "Gelben Säcke" mit. Der Restmüll wird alle zwei Wochen geholt, der Verpackungsmüll alle vier.
Die Restmülltonne kommt meist nur zu jeder zweiten oder dritten Leerung raus. Mindestens einen Gelben Sack gibt es jeden Monat. Das liegt vor allem an dem Katzenfutter! Da sollte es auch was besseres gebe, als das Zeug aus dem Supermarkt. Auch wenn es zuckerfrei und getreidefrei ist.

So, nach diesem Beitrag heize ich noch mal den Ofen an. 15 Grad sind mir für Sonntag Abend zu ungemütlich!

Schönen Sonntag noch.
Morgen kommt ein Beitrag über Getreide.


petias  
petias
Beiträge: 1.049
Registriert am: 09.06.2020

zuletzt bearbeitet 28.01.2025 | Top

RE: Dies und das für jeden was

#363 von petias , 02.02.2025 12:27

Warum ich derzeit nicht auf Demos gehe

Die Demonstrationswelle ist wieder voll entbrannt und das finde ich gut. Es ist wichtig, wenn viele Leute sich engagieren und auf die Straße gehen.
Allerdings finde ich das derzeitige Hauptthema auf den Demos gegen rechts, "Erhalt bzw. Wiedererrichtung der Brandmauer" dazu angelegt, die Gesellschaft weiter zu spalten.

Der Begriff Brandmauer in der aktuellen Diskussion meint, dass 1. keine demokratische Partei mit der AfD zusammenarbeiten soll
und 2. keine Gesetze, Entschließungsanträge und sonstige Beschlüsse des Bundestags bzw. Bundesrates verabschiedet werden sollen, zu denen Stimmen der AfD nötig wären.
Ob eine Partei mit der AfD zusammenarbeitet oder nicht, ist ihre Sache. Eine Koalition ist nur sinnvoll, wenn es genügend Schnittmengen gibt, die eine gemeinsame Regierung sinnvoll erscheinen lassen.
Im Einzelfall kann es durchaus vorkommen, dass man für etwas ist, für das die AfD auch ist.
Wenn Merz sagt, dass er ein Gesetz einbringt, das er für nötig hält, und es ihm egal ist, wer zustimmt, so halte ich das nicht für den großen Sündenfall. Wäre das ernst und ehrlich, hielte ich es für gerechtfertigt.
Tatsächlich sind das aber nur Wahlkrampf-Zuckungen. Er will allen zeigen, der Merz meint es ernst. Die Anderen möglichen Koalitionspartner wollte er über ein Stöckchen springen lassen (Beschlüsse könnten vom Verfassungsgericht gekippt werden, widersprechen europäischem Recht, können von der Polizei gar nicht umgesetzt werden) und zur Zustimmung erpressen (Brandmauer) und wenn das nicht gelingt, wie gesehen, dann gibt er ihnen die Schuld und hofft auf Wählerzustimmung.

Dabei mitzuwirken ist nicht sinnvoll und kann SPD und Grünen nicht vorgeworfen werden.
Fragwürdige Ansinnen der AfD zurückzuweisen ist demokratische Pflicht, aber die Brandmauer Diskussion und die entsprechenden Schuldzuweisungen verstärken nur die Spaltung.

Die AfD ist eine zugelassene Partei, darf bei der Wahl antreten und gewählt werden. 20 Prozent der Wähler bundesweit und 30 Prozent in einigen Bundesländern stimmen ihr zu. Das ist schlimm! Aber wo soll das hinführen, wenn deren Anliegen, die sie teilweise in populistischen Forderungen der AfD beachtet sehen, schlichtweg ignoriert werden. Die Wähler fühlen sich zu recht in ihren Sorgen ignoriert und werden sauer. Das führt zu weiterer Radikalisierung.
Man verhindert, dass die AfD ihre lautstarken Absichtserklärungen unter Beweis stellen muss, und liefert selbst nicht, was man verspricht, (weil es gar nicht geht, aber das sagt und glaubt keiner). Das führt dazu, dass man die AfD mittelfristig mit der absoluten Mehrheit ausstattet und so die Brandmauer durch den wahlberechtigten Wutbürger eingerissen wird. Dann ist der Brand nicht mehr zu löschen.
Viel hängt von den Entwicklungen in den USA ab. Aber die geben derzeit wenig Grund zur Hoffnung.
So kann man davon ausgehen, dass die Entwicklungen in Österreich auch bald denen bei uns gleichen werden.
Es wäre dringend erforderlich, dass die Politiker sich ehrlich machen würden. Aber dann würden sie nicht gewählt. Also sagen nur die, was zu sagen ist, die dadurch nichts zu verlieren haben und die sind politisch nicht von Bedeutung.
Wir können nur sagen, was zu sagen ist und im eigenen Einflussbereich handeln. Sonst muss man darauf vertrauen, dass die Ereignisse die Massen im erforderlichen Sinne dirigieren und solche Strömungen kann man versuchen zu initiieren und zu steuern durch eigne Beiträge und eignes Engagement.
Die Brandmauer - Demos sind das für mich gerade nicht.

petias  
petias
Beiträge: 1.049
Registriert am: 09.06.2020


RE: Dies und das für jeden was

#364 von petias , 04.02.2025 10:53

Dry Century

Der Januar ist vorbei! Es soll eine beträchtliche Anzahl von Leuten geben, die sich zum Jahreswechsel einen "Dry January" verordnen. Also keinen Alkohol im Januar. Auf meinem letzten Fest (Brunos Geburtstag) konnte ich das nicht feststellen, denn das war der 1.Februar.
Die Idee ist nicht schlecht. Alkohol-Konsum gilt nach Rauchen und Übergewicht als die 3. häufigste Todesursache. Zudem ist für einen Vorsatz, der auf ein Monat begrenzt ist, die Durchhalte-Quote bedeutend besser, als ein allgemein formulierter Vorsatz wie "2025 trinke ich weniger" (alkoholische Getränke).

Konkreter zu überprüfen wäre schon "Ich trinke keinen Alkohol im Jahr 2025", also das "dry year"! Der Vorteil einer Begrenzung, statt einem kompletten Verzicht ist, psychologisch gesehen, dass die Aussicht besteht, den geliebten Alkohol nach einem bestimmten Zeitraum wieder trinken zu dürfen.

Ich habe mir deshalb auch nicht vorgenommen, nie mehr Alkohol zu trinken, sondern mich psychisch auf ein "dry century" eingestellt. Das ist schon zu einem Viertel rum und ist gar nicht schwer gefallen.

Mit dem Rauchen habe ich auch kein Problem. Seit meinen Erlebnissen in Ettal bin ich damit durch.

Das zweitgrößte Sterberisiko, Übergewicht, ist da schon eher mein Problem. Mit einem BMI von derzeit ca. 27 gehöre ich zum leichter betroffenen Teil der Risikogruppe (beginnt ab 25, ab 30 gilt man als adipös)

Ich will die Rubrik "Gesundheit und ein langes Leben" den Februar über noch etwas ausbauen. Dann komme ich vielleicht zu vernünftigen Vorsätzen für die 10 Monate ab März. Bis dahin sind die Vorsätze der meisten Vorsatzwütigen zum Jahreswechsel längst vergessen. Dann kommt meine Zeit!


petias  
petias
Beiträge: 1.049
Registriert am: 09.06.2020

zuletzt bearbeitet 04.02.2025 | Top

   

Leseempfehlung zu gegebenem Anlass
Ned, dass ma red, ma sagt ja blos!

Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz