Ist Trump am Ende doch auf unserer Seite?

#1 von petias , 03.04.2025 12:00

April 2nd Liberation Day

Donald Trump hatte heute Nacht (unserer Zeit) wieder einen seiner geliebten Auftritte. Er erklärte den 2.April (Zeitverschiebung zur USA) zum Tag der Freiheit. Zu befreien glaubt er sich und sein Amerika von der Abzocke und dem schlechten Verhalten der ganzen Welt. Freund und Feind betrügen die USA, sagt er. Fest macht er das daran, dass die Außenhandelsbilanz der USA schlecht ist. Die USA importiert viel mehr an Waren, als sie exportiert. Nimmt man die Dienstleistungen dazu, wie die der großen Konzerne Amazon, Google, Mikrosoft und Co. sieht das etwas anders aus, aber was solls.
Er erhebt Importzölle auf Waren von fast allen handeltreibenden Ländern der Erde. Die Wirtschaft jammert, ganz besonders unsere, ist Deutschland doch eine dramatisch exportlastige Wirtschaftsnation.

Gut Herr Trump, das hilft! In der Folge werden erst mal die Gewinne der exportierenden Firmen schrumpfen. Daraufhin werden die Preise steigen, denn die Firmen werden versuchen die Verluste auf die Verbraucher abzuwälzen. Die Wirtschaft schrumpft, und das muss sie dringend, wollen wir den Umwelt- und Klimakollaps noch verhindern.
Amerika hat dies mit den Zöllen auf alles in den 1920 er Jahren übrigens schon mal versucht. Das führte zur fatalen Depression 1930 in den USA (der wir allerdings ein paar wunderbare Filme verdanken, wie z.B. Papermoon mit Ryan O’Neal und seiner Tochter Tatum O’Neal in in den Hauptrollen) die einige schwere Jahre auslöste und international zur Weltwirtschaftskrise führte beginnend mit dem Börsencrash 1929.

Zitat Wikipedia:
Zu den wichtigsten Merkmalen der Krise zählten ein starker Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels, der internationalen Finanzströme, eine Deflationsspirale, Schuldendeflation, Bankenkrisen, die Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und massenhafte Arbeitslosigkeit, die soziales Elend und politische Krisen verursachte. Die Weltwirtschaftskrise führte weltweit zu einem starken Rückgang der wirtschaftlichen Gesamtleistung, der entsprechend der spezifischen volkswirtschaftlichen Voraussetzungen der Einzelstaaten nach Zeitpunkt und Intensität unterschiedlich einsetzte. Die Weltwirtschaftskrise dauerte in den einzelnen Ländern unterschiedlich lange und war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs noch nicht in allen überwunden.

Das zeigt leider auch die Schattenseiten solcher Krisen. Und kommen die Kapitalsten nicht mehr weiter, ist ein Krieg ein gutes Hilfsmittel. Der vernichtet Arbeitslose schafft Industriegüter in Form von Waffen, die sofort wieder vernichtet werden. Ideale Wachstumsfaktoren.

Will die Menschheit überleben, müssen wir unsere Werte und unsere Wirtschaftsform überdenken und in der Folge radikal (von der Wurzel her) verändern.
Das zu kapieren fällt den Meisten schwer. Die Verheißungen der schönen neuen Welt sind halt allzu süß (und genauso schädlich wie der Zucker)

Realistischerweise schalten wir erst mal ein paar Gänge zurück. Die erste Abwehrreaktion wird sein, dass der Rest der Welt erst mal näher zusammenrückt und etwas von den USA ab. Lange untätig vor sich hin dümpelnde Freihandelsabkommen, die bislang nicht in die Gänge kamen werden in Gang (z.B. Mercosur, JEFTA, CETA ...) gebracht und erweitert. Kanada rückt näher an Europa, China hat noch leichteres Spiel...

Da wird es neue Irritationen geben und Verwirrungen, Ärger und böses Blut. All das wird nur zu etwas nütze sein, wenn die Erkenntnis dämmert, dass der Globale Handel problematisch ist und man sich stärker auf das Inland beziehen sollte. Der Handel sollte sich im Wesentlichen auf die Güter und Rohstoffe beschränken, die im Inland nicht verfügbar sind bzw. gemacht werden können.
Übrigens sind auch Exportzölle eine Möglichkeit, die verhindern sollen, dass im Inland wichtige Waren oder Rohstoffe in Massen ausgeführt werden.
Für die Wirtschaft ist das erst mal alles gewinnschädigend, deshalb ist sie dagegen und aktiviert ihre Lobbyisten. Aber wenn sie neue klare Regeln bekommt, wird sie nach diesen spielen. Man kann auch im Inland Gewinne machen oder gleich im Ausland investieren. Dann aber bitte auch dahin auswandern!
So hat die Wirtschaft kein Problem mit dem Trend zu erneuerbaren Energien, wenn AKWs und Kohlekraftwerke verboten sind, lässt sie sich auf Wind und Sonne ein. Wenn es heißt der Trend ist E-Autos, weil Verbrenner verboten werden, dann entwickelt sie welche. Ein Problem hat sie mit dem ewigen Hin und Her. Da kann sie nicht planen und gewinnbringend investieren.

Leider müssen wir nicht nur die Richtung vorgeben, sondern auch die Produktionsmengen beschränken. Jeder andere Weg als der in eine planvolle Postwachstumsökonomie führt uns direkt in die Katastrophe.

Wirtschaftliche Depression führt derzeit zu Arbeitslosigkeit und Hungerlöhnen für breite Massen. Das sind die Folgen von Zinsen und Kapitalismus. Relative Verelendung, bei denen es noch allen relativ gut geht, wird zur echten Verelendung von Vielen.
Wenn die Firmen hauptsächlich für den einheimischen Markt produzieren, dann hört das Gejammer auf, sich dem internationalen Wettbewerb stellen zu müssen. Dann kann man auch ordentlich Steuern zahlen und die Arbeitnehmer fair entlohnen.
Den gefährdeten Massen kann man nur empfehlen sich mehr um Selbstversorgung zu kümmern und sich unabhängiger von globalen Versorgern zu machen, dann sind sie nicht mehr der völlig ausgelieferte Spielball der kapitalistischen Ereignisse.

Siehe auch:
Das Ende der (beweisbaren) Wahrheit - die Wiederauferstehung des Glaubens? Teil 1 bis Teil 13

Niko Paech: Befreiung vom Überfluss auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie


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