Beitrag von Eule, die recherchiert, analysiert und nachgedacht hat
Jeder erinnert sich noch an die Anfangsphase der Pandemie, als plötzlich Klopapier schwer oder gar nicht mehr zu bekommen war. Über die "Sinnhaftigkeit" dieses Hypes wurde viel geschrieben, und es wurde viel damit verdient - Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
Was wohl nur Wenigen auffiel, war eine Strategie, wie sozusagen heimlich zusätzlich daran verdient wurde, denn die Meisten nahmen die Packungen mit den 8 Rollen, ohne näher hinzuschauen, - wenn denn mal Welche zu haben waren. Wir haben in der Zeit tatsächlich nur 1 mal eine Packung gekauft, und ob sie besonders teuer war, daran erinnere ich mich nicht. Als diese Packung nun aber angebrochen wurde, fiel Folgendes auf:
1. Die Papprollen-Kerne hatten einen größeren Durchmesser als sonst, und sie waren auch etwas kürzer.
2. Auf der Packung stand, eher unauffällig und klein, dass diese Rollen jeweils 150 Blatt enthalten, statt der sonst üblichen 200.
3. Bei genauerem Hinsehen wurde auch deutlich, dass die einzelnen Blätter nicht nur schmaler als üblich waren, was ja schon der kürzere Kern zeigte, sondern auch kürzer.
Fazit: eine äußerlich identische Packung enthielt nicht nur 1/4 weniger, sondern zusätzlich auch noch kleinere Blätter, was durch die Vergrößerung des Kerns verschleiert wurde.
Das ist jetzt nur EIN weiteres Beispiel für die Strategie der Hersteller, durch Beibehalten der gewohnten Verpackung, bei gleichzeitiger Reduzierung des Inhalts, die Gewinnspanne zu erhöhen.
Und das sind wiederum nur Beispiele für einen nahezu zur Normalität gewordenen Trend, mit diversen Strategien den Kunden zu übervorteilen.
Ich gehe davon aus, dass diese Strategien inzwischen ganz offiziellen Eingang in die Ausbildung für Hersteller- und Handelsberufe gefunden hat, und ich frage mich, weshalb eine Gesellschaft sich diese zur Gewohnheit gewordene Verbrauchertäuschungsabsicht gefallen lässt.
Es ist z.B. in meinen Augen vorsätzliche Altersdiskriminierung, dass die für eine fundierte Kaufentscheidung erforderlichen Informationen grundsätzlich so klein auf die Verpackungen gedruckt werden, dass sie für auf eine Sehhilfe angewiesene Menschen, kaum oder gar nicht zu entziffern sind.
Das gilt z.B. auch für die Verwendung von Markennamen, die vor Jahrzehnten mal für hochwertige Qualität standen, inzwischen jedoch längst von Billigwaren-Produzenten aufgekauft wurden, nur um über die damit verbundenen, inzwischen falschen Assoziationen älterer Verbraucher, Umsatz zu generieren.
Vorsätzliche Verbrauchertäuschungsabsicht, wovon das nur 3 Beispiele sind, ist immer noch legal, wenn sie nicht allzu plump daher kommt (objektiv falsche Angaben). Es gibt zwar ein Gesetz gegen den "unlauteren Wettbewerb", aber das regelt nur das Verhalten der Anbieter untereinander.
Es braucht dringend ein "Gesetz gegen potentiell irreführende Werbung" das sicherstellt, dass die Verbraucher NICHT ein umfangreiches Wissen über die "Tricks" des Einzelhandels ansammeln müssen, um nicht dauernd übervorteilt zu werden.
Neben der irreführenden Werbung, die z.B. auch angebliche Sonderangebote auf der Basis von Mondpreisen oder der sog. "UVP" ganz legal verbreitet, obwohl es Viele dieser angeblich verbilligten Waren NIEMALS zu den Preisen zu kaufen gab, die nun angeblich reduziert wurden, ist das Thema "Gewinnmarge" ein weiterer Aspekt, der hinterfragt werden sollte:
Vor ein paar hundert Jahren haben Händler Waren aus fernen Ländern auf lebensgefährlichen Wegen per Schiff oder Eselskarren o.ä. "importiert". Dass sie dann am Zielort diese Waren zu einem Vielfachen des Einkaufspreises anboten, klingt für mein Empfinden durchaus gerecht.
Wenn aber heute ein Handwerker sein Material mit wenigen Mausklicks vom Hersteller oder Großhändler bestellt, dem Kunden dann für diese Mausklicks 100% Preisaufschlag auf seinen Materialeinkauf in Rechnung stellt, kann ich das nicht als gerechtfertigt empfinden.
In vielen Bereichen des Handwerks ist die Entlohnung für Arbeitszeit inzwischen weniger einträglich, als der Gewinn beim Handel mit Material. Weil Stundenlöhne transparent als Vergleichs- und Wettbewerbskriterium fungieren, die Gewinnmargen beim Material jedoch Betriebsgeheimnis bleiben, werden unwirtschaftlich niedrige Stundenlöhne berechnet, die dann der Materialverkauf gegenfinanziert.
Letztendlich wieder eine bewusste Irreführung des Verbrauchers. Dass dieses Modell voraussetzt, dass der Kunde nicht eigenes Material bereitstellt, ist klar, darum wird das mit Scheinargumenten wie angeblichem Haftungsausschluss abgelehnt. Dabei hat ein Handwerker noch nie selbst für Materialfehler gehaftet, sondern immer nur der Hersteller, und für Fehler in seiner Arbeit muss der Handwerker so oder so haften.
Konkret: wenn das Wasserrohr irgendwo undicht ist, ist es ein Materialfehler, für den der Hersteller haftet, egal wer das Rohr gekauft hat. Wenn die Rohrverbindung undicht ist, haftet der Installateur, ebenfalls unabhängig davon, wer das Rohr besorgt hat.
Weiter vorn habe ich von fehlenden gesetzlichen Regeln gesprochen, die zum Schaden des Endverbrauchers führen. Aber es gibt ebenso das Gegenteil, nämlich von Interessenverbänden den Gesetzgebern als "unverzichtbare Sicherheitsmaßnahme" nahegebrachte Vorschriften, deren Hauptzweck das Generieren von Umsätzen ist. Ich denke, Jedem wird das eine oder andere Beispiel für so eine teure Überregulierung bekannt sein.
Nur ein solches Beispiel: jedes Jahr werden Millionen von Mess- und Zählgeräten entsorgt, weil ihre "Eichfrist" (z.B. Wasserzähler 6 Jahre) abgelaufen ist, - sie also angeblich nicht mehr genau messen und zählen. Merkwürdig nur, dass die exakt gleichen Geräte in manchen Nachbarländern ein Mehrfaches dieser Zeit (Frankreich 18 Jahre, Spanien 23 Jahre) zum Messen und Zählen verwendet werden dürfen. Um objektive Notwendigkeiten geht es also offensichtlich nicht!
Letztendlich führen all diese Detailüberlegungen wieder zu dem grundsätzlichen Problem unseres (Wirtschafts-)Systems, in dem "Jeder gegen Jeden" die ursprüngliche Konzeption des Menschen als "kooperative Spezies" konterkariert, weil die ebenfalls angelegten, egoistischen Instinkte gezielt gefördert werden, was nur deshalb so gut funktioniert, weil das Leben in der anonymen Masse zum Normalzustand geworden ist, an den die Mehrheit sich gewöhnt