Ich hatte beim Anlegen des Unterforums "Literarische Ecke" in Aussicht gestellt, dass es Buchbesprechungen geben werde. Um diese Ankündigung einzulösen, habe ich das neue Buch von Bill Gates ausgesucht, dessen Titel klar in den Bereich fällt, zu dem der Lichthügel Stellung bezieht.
Der Autor ist jedem bekannt. Er ist einer der reichsten Menschen der Erde und eine schillernde Persönlichkeit mit vielen öffentlichen Auftritten. Seine Aktivitäten betreffen überwiegend die Bill & Melinda Gates Foundation die sich weltweit in Sachen Kindersterblichkeit, Krankheits- und Seuchenbekämpfung und der Bekämpfung extremer Armut engagiert. Gates hat bislang ca. die Hälfte seines Vermögens in die Stiftung investiert und angekündigt, dass bis zum Ende seines Lebens 98% seines Vermögens an die Stiftung gehen werden. Der Rest, aufgeteilt unter seine drei Kinder, ist immer noch mehr, als der Durchschnittsbürger je in seinem ganzen Leben verdient.
Seine Aktivitäten werden durchaus kontrovers diskutiert. Für eine erhebliche Menge von Anhängern von Verschwörungsbehauptungen ist er der ideale Buhmann.
Aber dieser Aspekt interessiert mich im Zusammenhang mit diesem Thread zur Diskussion seines Buches nicht. Mich interessiert, was eines der prominentesten und erfolgreichsten Mitglieder der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, der vielleicht finanziell engagierteste Philanthrop und ein, nach eigenen Aussagen, technik- und innovationsbesessener Optimist über den Klimawandel zu sagen hat und vor allem, wie er sich persönlich dazu positioniert.
Es darf vermutet werden, dass Bill Gates zu anderen Schlüssen und Konsequenzen kommt, wie wir auf dem Lichthügel.
Ich bin auf das Buch gestoßen, weil ich auf das stark beworbene Interview aufmerksam geworden war, das er Sandra Maischberger gegeben hatte.
Im Wesentlichen diente das Interview der Promotion seines neuen Buches. Aber es wurden darüber hinaus einige Fragen angesprochen, die ich für erwähnenswert halte. Hier ist der Link, falls sich jemand das ganze Interview anhören möchte
Interview mit Bill Gates durch Sandra Maischberger
Hier kurz zusammengefasst einige Punkte aus dem Interview, die gestreift werden.
- Vor 6 Jahren, 2015, hat Bill Gates öffentlich vor den Gefahren einer Pandemie mit 10 Millionen Toten gewarnt (bisher sind es 2,5) und dass wir nicht darauf vorbereitet sind. Er war, denkt er, nicht überzeugend genug. Darauf vorbereitet gewesen zu sein, hätte vermutlich 90 Prozent der Todesfälle vermeiden können.
- Bill Gates hat sich zur Steigerung der Akzeptanz öffentlich gegen Corona impfen lassen.
- Die Frage nach dem Sinn einer Impfpflicht hat er dem Ziel der möglichst weltweiten Impfung untergeordnet zur Erreichung einer Herdenimmunität. Er denkt, dass Sinn oder Unsinn der Impfpflicht national beurteilt und entschieden werden muss. Sie könnte in manchen Ländern das Gegenteil bewirken.
- Auf die Frage, wie er sich erklärt, dass in manchen Kreisen angenommen wird, dass er durch Impfung die Menschen mit Mikrochips versehen will oder sie gar zu dezimieren beabsichtigt, sagt er, dass er da oft einfach sprachlos sei. Er bemühe sich seit Jahrzehnten Leben zu retten, besonders zu verhindern, dass weltweit 5 Millionen Kinder sterben, bevor sie 5 Jahre alt sind. Er bemüht sich die Seuchen zu bekämpfen und darin die WHO zu unterstützen mit seinem Engagement und seinem Geld.
- Auf die Frage hin, wie denn das Bemühen (Kinder-) Leben zu retten zu seiner früher geäußerten Überzeugung passt, dass die Größe der Weltbevölkerung ein zentrales Problem sei, antwortete er, dies sei keineswegs ein Widerspruch. In den Ländern mit hoher Kindersterblichkeit gäbe es die Tendenz zu vielen Kindern. In Ländern mit gutem Gesundheitssystem gehe weltweit generell die Zahl der Kinder auf ein stabiles Maß zurück.
- Auf den Vorwurf, er würde von seinen caritativen Aktivitäten finanziell profitieren, antwortete er, dass alle diesbezüglichen Aktionen gemeinnützig und nicht profitorientiert wären.
- Er hat im Alter von 17 mal die Schule unterbrochen, für einen Job. Später hat er sein Studium in Harvard abgebrochen, um Microsoft zu gründen. Würde er das Schülern und Studenten empfehlen? - Die Antwort: in 98% der Fällen ist ein Studienabschluss eine gute Idee. Aber er hatte eine Vision und wollte damit nicht warten. Er wollte der erste auf dem Markt sein und konnte deshalb mit der Gründung von Microsoft nicht bis nach seinem Abschluss in Harvard warten.
- Die Gefahren durch den Klimawandel sind um ein Vielfaches schlimmer als die von Covid-19. Er wurde drauf aufmerksam durch seine Bemühungen in den Entwicklungsländern. Schnell wurde ihm klar, dass man die Stromversorgung eines Landes heute nicht mit Kohlekraftwerken aufbauen könnte. Seine Beschäftigung mit dem Thema und seine Gespräche mit führenden Wissenschaftlern haben ihn dazu veranlasst das Buch zu schreiben.
Es werden im Interview einige der Thesen des Buches vorgestellt, aber darauf will ich bei der Besprechung des Buches eingehen.