Papyrus Autor Seitenwind 2024 Offene Enden 4. Teil
Um meinen Schmerz zu ehren, will ich die Welt zerstören Von petias
„Wer ist Marlene?“ Dorothea Berger sah ihren Mann fragend an. „Die war eine Teilnehmerin in dem Börsenseminar, das ich vor einigen Monaten besucht hatte. Sie war mit einem Magnus dort gewesen.“
„Ja, Magnus Overath, mein Chef!“, mischte sich jetzt auch Christian Pfeiffer ein. „Magnus hatte Marlene in die Redaktion gebracht und war eine Zeit lang seine Freundin. Sie hat vor zwei Monaten überraschend gekündigt. Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört.“
„Marlene hatte sich mit dem Leiter des Seminars, einem Jens Hundertreich, angelegt. Sie stellte seine Methoden, ja alle Versuche an leistungsloses Einkommen, das <<Schnelle Geld>>, wie sie es nannte, als unmoralisch und und unethisch hin“, erinnerte sich Richard Berger. „Der Seminarleiter hatte das von sich gewiesen und erklärt, dass er dazu stehe, dass er schnell reich werden wolle. Das wäre in unserer Gesellschaft nicht verwerflich, so wären die Gesetze. Als unmoralisch sah er die an, die sich heuchlerisch als gut bürgerlich und menschenfreundlich verkaufen, sich aber einen Dreck um notleidende Mitmenschen scheren würden.“
„Marlene und Magnus hatten diesen Hundertreich mit ihren Beiträgen in der FGZ unmöglich gemacht und ihn aus dem dubiosen <<WIE WERDE ICH SCHNELL REICH>>-Markt gedrängt“, ergänzte Pfeiffer.
Dorothea fasste zusammen: “Mein Mann, diese Marlene und ihr Freund und Chef, beide von der FGZ besuchen ein Seminar. Der Leiter wird diskreditiert. Ich erinnere mich noch, wie Richard ihn online angegangen ist. Er hatte sich darüber lustig gemacht, dass Hundertreich eigentlich von Beruf Psychiater wäre.“ Herr Berger nickte zustimmend. Pfeiffer fuhr fort: „Dann will sich der Seminarleiter an den kritisierenden Teilnehmern seiner Veranstaltung rächen und die Toten und ich sind nur Kollateralschäden?“
„Das ist doch zu verrückt um wahr zu sein!“ Herr Berger schüttelte den Kopf. „Einen Menschen zu zwingen, sich umzubringen, um einen anderen damit zu erpressen, das ist verrückt, zutiefst pervers! Einfach krank!“ Christian konnte sich gar nicht mehr beruhigen.
„Jedenfalls gibt es keinen Grund zu diesem Termin um 20:05 Uhr, irgendwo im Industriegebiet, aufzutauchen! Zumindest nicht ihr beide!“, stellte Frau Berger erstaunlich entschlossen fest.
„Aber die Polizei sollte das tun“, sagte Herr Berger und griff zum Hörer.
***
Kurz vor 20 Uhr hatte eine Sondereinheit der Polizei die fragliche leerstehende Industriehalle umstellt. Pünktlich im 20 Uhr flammte ein Projektor auf, der ein überdimensionales Bild auf die gegenüberliegende Gebäudewand warf. Marlene Curo tanzte leicht bekleidet auf einer Bühne, eingesperrt in einen großen Raubtierkäfig in der Form einer Voliere. Sie tanzte mit einer Schlange, die sie sich anmutig um Körper und Arme legte.
Die bereits bekannte Stimme des bisher in Erscheinung getretenen Täters erschallte, vielfach verstärkt, durch die Nacht.
„Ihr seid zu früh! Die Polizei habe ich erwartet, aber meine Bedingungen sind nicht erfüllt. Den Tod der Schlangenbeschwörerin haben sich Pfeiffer und Berger auf ihr Gewissen zu buchen. Diese Nachricht geht um die Welt auf vielen Online-Kanälen. Es wird ein neues Zeitalter eingeleitet. Marlene, die sich gleich durch den Biss einer Viper töten wird, ebenso wie die anderen Selbstmörder, stehen unter dem Einfluss einer Droge. Sie besteht aus Nano-Bots, die geheime Ingredienzen im Körper verteilen. Das macht das Opfer zu einem programmierbaren Zombie, den man mittels Hypnose zu allem veranlassen kann.
Diese Droge ist ab jetzt für jeden käuflich zu erwerben. Findet unter dem Begriff <<Zombiedrug>> und ähnlichen Begriffen die für euch geeignete Bezugsquelle. ...“
Die Polizeieinheit war in das Gebäude eingedrungen. Sie fanden die Bühne und den Käfig mit der Tänzerin darin, waren aber nicht in der Lage, die Eisenstäbe rechtzeitig zu entfernen. Ein Millionen-Publikum sah zu, wie die Tänzerin sich die Viper – wie von Kleopatra, der Herrscherin Ägyptens berichtet wurde – an den Busen setzte und das Tier durch drücken mit der Hand dazu reizte, sie zu beißen. Die Frau mit den glasigen Augen glitt geradezu anmutig zu Boden und wand sich dann in offensichtlichen Qualen. Unter Röcheln trat weißer Schaum aus ihrem Mund. Die Bewegungen wurden langsamer und erstarben schließlich ganz. Der Kopf war nach hinten gebeugt, die Augen weit aus ihren Höhlen getreten.
Papyrus Autor Seitenwind 2024 Offene Enden 3. Teil Siegergeschichte
ohne Titel
von Linna
Mit hochgeschlagenem Mantelkragen stand Christian Pfeiffer an Marias Grab, den abgewetzten Fedora tief in die Stirn gezogen, die Hände in den Taschen. Es regnete, wie so oft in den vergangenen Tagen. Dicke Tropfen prasselten auf die Chrysanthemen herab, die Marias Mutter erst gestern vor den Grabstein gelegt hatte. „Es war nicht deine Schuld, Christian.“ Sanft hatte die alte Dame ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt. Sie hatte recht. Doch nicht jede Wahrheit fühlte sich auch wahr an. Und dass die Polizei dem eigentlichen Täter noch keinen Schritt nähergekommen war, machte es nicht besser. Immer wieder durchlebte Pfeiffer diese letzte Sekunde. Träumte sie, atmete sie, schmeckte sie bitter auf seiner Zunge, spürte sie brennend in seiner Brust. Die Sekunde seines Versagens. „Ich werde eine Weile nicht kommen, Maria“, sagte er leise. „Ich muss etwas erledigen. Für dich. Für mich.“ Er würde Maria erst wieder besuchen, wenn ihm gelungen war, was er sich vorgenommen hatte. Oder wenn man ihn neben sie zur Ruhe legte. Auch das war ein mögliches Ergebnis der Nachforschungen, die er heute beginnen würde, da machte er sich nichts vor. Doch forschen würde er. War er nicht Journalist? Er wandte sich ab, ging zu seinem Auto und zog den verknitterten Zettel mit der Adresse aus seiner Tasche.
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„Kaffee?“, fragte Frau Berger. „Ich kann Ihnen Cappuccino, Espresso, Latte Macchiato…“ „Nein, einfach Kaffee, bitte. Ohne alles.“ Aufmerksam sah Christian Pfeiffer sich im bergerschen Wohnzimmer um. Es hier bis auf das cremeweiße Ledersofa zu schaffen, hatte ihn einiges an Überredungskunst gekostet. „Sie wollen also mit mir sprechen, von Opfer zu Opfer“, sagte Herr Berger, der ihm gegenübersaß. Mit einem Ausdruck tiefer Müdigkeit in den Augen. „So ist es.“ „Die eigentlichen Opfer waren wohl der Mann mit dem Bart und Ihre Freundin, Maria.“ „Ja. Das ist richtig. Dennoch … stimmt es nicht, dass man Sie belästigt, seit dieses Video viral gegangen ist? Die Kommentare in den Social Media können Sie vielleicht ignorieren. Doch ich sah Reste von Eiern und Sprühfarbe an Ihrer Fassade. Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich kaum noch vor die Haustür wagen. Dass nichts mehr ist, wie es war.“ Das kleine Schaudern, das sich durch Bergers Schultern zog, sagte Pfeiffer, dass er ins Schwarze getroffen hatte. „Letzte Woche wollten wir zum ersten Mal wieder essen gehen.“ Frau Berger setzte die Kaffeetassen auf den Glastisch. „Da hat jemand Richard erkannt und nannte ihn einen Mörder. Aber das ist er nicht. Können Sie ihm das klarmachen?“ „Ich hätte das Geld gehabt, Dorothea. Hier in unserem Safe. Für Notfälle.“ Herr Berger wirkte kurz etwas verloren und seine Frau streichelte ihm mitleidig über die Schulter. „Ich kann Ihnen ebenso wenig Absolution erteilen, wie Sie mir, Herr Berger.“ Pfeiffer griff nach dem kleinen Notizblock in seiner Innentasche. „Aber ich will für Gerechtigkeit sorgen, indem ich die Wahrheit aufdecke. Sie haben von Angesicht zu Angesicht mit dem Täter gesprochen, darum fange ich hier an. Ich habe einige Fragen vorbereitet und …“ Er hielt inne, als es an der Tür klingelte, und ihn beschlich ein ungutes Vorgefühl. Dorothea ging, um aufzumachen, und kam nur Augenblicke später zurück ins Wohnzimmer. Mit einem kleinen, braunen Päckchen. Es hätte vor der Tür auf dem Plattenweg gelegen. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie es auf den Salontisch legte. Vorsichtig, als könnte es jeden Augenblick in die Luft gehen. Das bange Vorgefühl schien nun auch die Bergers erfasst zu haben. „Hatten Sie etwas bestellt?“ Pfeiffer kannte die Antwort schon, ehe seine Gastgeber den Kopf schüttelten. Auf dem Päckchen stand ja nicht einmal eine Adresse. Ohne noch lange zu zaudern, riss er es auf und fand einen USB-Stick. „Bring ihm doch mal den Laptop, Dorothea“, sagte Berger erstaunlich gefasst. „Er arbeitet in einer Online-Redaktion und ist Experte für sowas.“ Experte, ja genau. Da war es wieder, dieses bittere Brennen. Eine Sekunde. Wäre er eine Sekunde schneller gewesen … Nein, diese Gedanken nützten jetzt nichts. Um den Inhalt eines USB-Sticks zu öffnen, war er jedenfalls Experte genug. Zwei Dateien. Pfeiffer klickte auf das Word-Dokument und las die erste Zeile. An Richard Berger und Christian Pfeiffer Sein Herzschlag beschleunigte sich. Die Furcht des Jagdwilds, die erwartungsvolle Aufregung des Jägers. Er empfand beides gleichzeitig. Sein Feind war ihm einen Schritt voraus. Wusste, wo er war, und ahnte sicherlich warum. Würde vielleicht erneut versuchen, ihn zu benutzen, wie ein grauenhafter Puppenspieler. Doch diesmal war Pfeiffer darauf vorbereitet und gewillt, alles zu riskieren. „Nein“, flüsterte Frau Berger, die gemeinsam mit ihrem Mann über Pfeiffers Schulter gebeugt mitlas. Eine Adresse stand dort. Irgendwo im Industriegebiet. Zusammen mit der Aufforderung, pünktlich um 20:05 dort zu sein. Er und Berger beide. Es folgte die wenig überraschende Warnung, keine Polizei hinzuzuziehen. Seine Gedanken rasten. Waren er und Richard Berger keine zufälligen Opfer? Gab es etwas, was sie verband, und hatte der Täter nur darauf gewartet, dass sie endlich zusammenfinden würden? War diese ganze Sache vielleicht persönlicher, als er gedacht hatte? Er klickte auf die zweite Datei. Ein Video diesmal. Da war eine graue Betonwand. Schnelle, flache Atemgeräusche, die nichts Gutes erwarten ließen. Die Kamera schwenkte zu einer Frau. An Armen und Beinen gefesselt lag sie am Boden, den Mund mit Panzertape zugeklebt, die Augen weit aufgerissen vor Angst. Ihr Haar war verfilzt und ihr Kleid beschmutzt, als wäre sie schon länger in Gefangenschaft. „Oh Gott!“, rief Dorothea. „Marlene!“, riefen Pfeiffer und Berger gleichzeitig. Dann sahen sie sich fassungslos an.
Ich habe einen Kommentar darunter geschrieben (es gibt mehr als 30): Ich hatte bisher "Fedora" mit einer Linux-Version verbunden. Google hat mich dann erhellt, dass das ein Hut-Type ist, so in Richtung Cowboy und Chuck Norris. Dachte immer, das ding hieße "Stetson". Danke für die Erweiterung meines Horizontes! Natürlich bekommst Du von mir auch ein "Like" schon zur Absicherung des Ergebnisses, denn ich muss meine Geschichte schon heute schreiben. Ab Nachmittag bis Sonntag Abend bin ich anderweitig beschäftigt! Glückwunsch schon mal vorweg! – petias 27 Minuten
Papyrus Autor Seitenwind 2024 Offene Enden 3. Teil
Das ist größer von Peter Matthias
Maria Sedlacheck stand vorne am Flipchart. Am großen Flachbildschirm an der Wand hinter ihr waren Fotos der beiden Toten zu sehen. „Ich fasse noch mal zusammen: Wir haben den toten 68-Jährigen Frank Sander. Er war ein Wohnungsloser, der in der Obdachlosenunterkunft im Ostpark wohnte. Bis auf ein paar kleine Ladendiebstähle ist er nicht polizeibekannt. „Wurden die Mitbewohner befragt?“, fragte jemand aus der Gruppe der Zuhörer. „Ja, einige. Aber natürlich nicht alle. Es leben derzeit 130 Leute in dem blauschimmernden Monstrum in der Ostparkstraße 16. Aber es hat keine besonderen Vorfälle gegeben. Franky war recht beliebt und tat für ein paar Euro fast alles. Er wurde letzte Woche in Begleitung eines jüngeren Mannes, bekleidet mit Kapuzenpulli und schwarzer Jeans gesehen. Aber niemand konnte ihn näher beschreiben, schon gar nicht sein Gesicht.“
Jetzt meldete sich Hauptkommissarin Furtler zu Wort. Sie leitete die Ermittlungen. Noch! Es wurde bereits überlegt, eine Sonderkommission einzurichten, und wer die leiten würde, stand noch in den Sternen. Diese Sache hier drohte größer zu werden. „Es ergaben sich auch keine Hinweise auf eine Verbindung zwischen den beiden Opfern Frank Sander und Maria Weinportner. Fahren sie fort Mary!“
„Ja, gerne! Der vermutliche Täter, oder zumindest einer davon, ist ein Mann um die 30. Er wird von dem bislang einzigen Zeugen, Herrn Berger, auf ca. 1,80 Meter geschätzt. Er trug Jeans und ein dunkles Lederjackenimitat. Das bringt uns zu unserem zweiten Fall. Die Freundin von Herrn Pfeiffer, Maria Weinportner, wurde ebenfalls dazu gebracht, sich zu erschießen. Herr Pfeiffer ist sich sicher, dass die Stimme vom VIdeo, das er gezwungen wurde zu veröffentlichen, und die seines Erpressers identisch sind.“ „Was macht sie so sicher, dass das keine freiwilligen Selbstmorde waren?“, fragte ein ca. 55-Jähriger im weißen Kittel, der dem Forensik Team angehörte. „Zum Einen“, antwortete Mary bereitwillig, „wurde in beiden Fällen keine Waffe gefunden. Zudem zeigten der Obdachlose und auch Frau Weinportner Angst und deutliche Stresssymptome und schienen zudem unter Drogen zu stehen.“ „Kein Beweis!“, widersprach der Weißkittel. „Auch Selbstmord ist Stress. Aber tatsächlich fanden wir einen Medikamentencocktail im Blut beider Toten, vermutlich mit der gleichen Zusammensetzung, aber das müssen wir noch weiter untersuchen. Dass die Waffe fehlt, besonders im Fall der Frau, wo kein zweiter Mann neben dem Opfer zu sehen war, würde ich auch als deutliches Indiz Interpretiren.“ „Danke Karl-Heinz“, Frau Furtler schaltete sich wieder ein. „Könnt ihr schon was zur Tatwaffe sagen?“ „Vermutlich eine 9 Millimeter Beretta, es könnte dieselbe Tatwaffe sein.“
Frau Furtler stand auf, ging nach vorne und stellte sich neben Mary und übernahm. „Eine Aussage von Herren Berger, dem Inhaber eines Reisebüros aus dem ersten Fall, ergab eine mögliche Spur, der wir nachgehen müssen. Herr Berger kann sich vorstellen, dass es Verbindungen zu einem „Wie-werde-ich-schnell-reich-Seminar gibt, an dem er vor einigen Monaten teilgenommen hatte. Interessanterweise war einer der Teilnehmer der Chef von Herrn Pfeiffer aus dem zweiten Fall, Magnus Overath. Das kann natürlich Zufall sein, aber wie sie wissen, glaube ich nicht an Zufälle. Wir sollten die Teilnehmer des Seminars mal durchchecken.“
***
Enzo saß im Behandlungszimmer des Psychiaters Jens Hundertreich. Er hatte gerade eine Spritze in die Armbeuge bekommen und presste sich den Wattebausch auf die Einstichstelle. Er trug Jeans und einen Kapuzenpulli. Das Telefon klingelte. Der Psychiater nahm ab: „Hundertreich“ „Polizeipräsidium Frankfurt am Main, Maria Sedlacheck ist mein Name. Herr Hundertreich, wie haben im Frühjahr des Jahres ein Seminar geleitet mit dem Titel: <Sie wollen mehr? Machen sie es wie ich, werden sie reich! Ich zeige ihnen wie.> Wir hätten in dem Zusammenhang ein paar Fragen. Können sie morgen um 9 Uhr ins Polizeipräsidium Adickesallee 70 kommen?“
Ich vermisse spannende Elemente. – Suse 1 Tag 1 @Suse da sagst Du was! Ich vermisse auch so manches. Z.B. wird bei mir zu wenig Kaffee gekocht und getrunken ;-) – petias 1 Tag 1 Also mir gefällt's :blush: – EffEss 1 Tag Ergänzend: Ich habe auch die Theorie, dass irgendein schwacher Mensch angestiftet wurde, im Auftrag von jemand anderen den Selbstmorderpresser zu spielen. Das haben nur wenige so gesehen und fortgesetzt. Spannend, für mich war es glasklar diese Schiene. – EffEss 1 Tag 1 Danke für die Kommentare! Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Frau/Mann mit spektakulären Wendungen und spannenden Szenen punkten möchte und das klappt auch. Aber bei so einer gemeinsamen Geschichte würde es, finde ich, der Geschichte helfen, Wenn man sie auch gemeinsam vorantreibt. Zu einer Kriminalgeschichte in Frankfurt gehört auch etwas Polizeiarbeit finde ich, zumindest noch. Aber ich lese alles gerne. – petias 1 Tag Ich finde deine Polizeiarbeit gut – Bommel 23 Stunden Ich möchte nicht, dass die Geschichte "so" weitergeht, aber m()ein Buch verdient sie allemal! Flüssig, logisch usw. LG von mir – Kick 22 Stunden Interessant geschrieben, die Hintergrundinformationen zu der Ermittlerin finde ich gut. Eine harmonische Version der Fortsetzung. Ein Büchlein :closed_book: von mir :rose: – Ligo_Sommer 9 Minuten
Papyrus Autor Seitenwind 2024 Offene Enden 3. Teil
Das ist größer von Peter Matthias
Maria Sedlacheck stand vorne am Flipchart. Am großen Flachbildschirm an der Wand hinter ihr waren Fotos der beiden Toten zu sehen. „Ich fasse noch mal zusammen: Wir haben den toten 68-Jährigen Frank Sander. Er war ein Wohnungsloser, der in der Obdachlosenunterkunft im Ostpark wohnte. Bis auf ein paar kleine Ladendiebstähle ist er nicht polizeibekannt. „Wurden die Mitbewohner befragt?“, fragte jemand aus der Gruppe der Zuhörer. „Ja, einige. Aber natürlich nicht alle. Es leben derzeit 130 Leute in dem blauschimmernden Monstrum in der Ostparkstraße 16. Aber es hat keine besonderen Vorfälle gegeben. Franky war recht beliebt und tat für ein paar Euro fast alles. Er wurde letzte Woche in Begleitung eines jüngeren Mannes, bekleidet mit Kapuzenpulli und schwarzer Jeans gesehen. Aber niemand konnte ihn näher beschreiben, schon gar nicht sein Gesicht.“
Jetzt meldete sich Hauptkommissarin Furtler zu Wort. Sie leitete die Ermittlungen. Noch! Es wurde bereits überlegt, eine Sonderkommission einzurichten, und wer die leiten würde, stand noch in den Sternen. Diese Sache hier drohte größer zu werden. „Es ergaben sich auch keine Hinweise auf eine Verbindung zwischen den beiden Opfern Frank Sander und Maria Weinportner. Fahren sie fort Mary!“
„Ja, gerne! Der vermutliche Täter, oder zumindest einer davon, ist ein Mann um die 30. Er wird von dem bislang einzigen Zeugen, Herrn Berger, auf ca. 1,80 Meter geschätzt. Er trug Jeans und ein dunkles Lederjackenimitat. Das bringt uns zu unserem zweiten Fall. Die Freundin von Herrn Pfeiffer, Maria Weinportner, wurde ebenfalls dazu gebracht, sich zu erschießen. Herr Pfeiffer ist sich sicher, dass die Stimme vom VIdeo, das er gezwungen wurde zu veröffentlichen, und die seines Erpressers identisch sind.“ „Was macht sie so sicher, dass das keine freiwilligen Selbstmorde waren?“, fragte ein ca. 55-Jähriger im weißen Kittel, der dem Forensik Team angehörte. „Zum Einen“, antwortete Mary bereitwillig, „wurde in beiden Fällen keine Waffe gefunden. Zudem zeigten der Obdachlose und auch Frau Weinportner Angst und deutliche Stresssymptome und schienen zudem unter Drogen zu stehen.“ „Kein Beweis!“, widersprach der Weißkittel. „Auch Selbstmord ist Stress. Aber tatsächlich fanden wir einen Medikamentencocktail im Blut beider Toten, vermutlich mit der gleichen Zusammensetzung, aber das müssen wir noch weiter untersuchen. Dass die Waffe fehlt, besonders im Fall der Frau, wo kein zweiter Mann neben dem Opfer zu sehen war, würde ich auch als deutliches Indiz Interpretiren.“ „Danke Karl-Heinz“, Frau Furtler schaltete sich wieder ein. „Könnt ihr schon was zur Tatwaffe sagen?“ „Vermutlich eine 9 Millimeter Beretta, es könnte dieselbe Tatwaffe sein.“
Frau Furtler stand auf, ging nach vorne und stellte sich neben Mary und übernahm. „Eine Aussage von Herren Berger, dem Inhaber eines Reisebüros aus dem ersten Fall, ergab eine mögliche Spur, der wir nachgehen müssen. Herr Berger kann sich vorstellen, dass es Verbindungen zu einem „Wie-werde-ich-schnell-reich-Seminar gibt, an dem er vor einigen Monaten teilgenommen hatte. Interessanterweise war einer der Teilnehmer der Chef von Herrn Pfeiffer aus dem zweiten Fall, Magnus Overath. Das kann natürlich Zufall sein, aber wie sie wissen, glaube ich nicht an Zufälle. Wir sollten die Teilnehmer des Seminars mal durchchecken.“
***
Enzo saß im Behandlungszimmer des Psychiaters Jens Hundertreich. Er hatte gerade eine Spritze in die Armbeuge bekommen und presste sich den Wattebausch auf die Einstichstelle. Er trug Jeans und einen Kapuzenpulli. Das Telefon klingelte. Der Psychiater nahm ab: „Hundertreich“ „Polizeipräsidium Frankfurt am Main, Maria Sedlacheck ist mein Name. Herr Hundertreich, wie haben im Frühjahr des Jahres ein Seminar geleitet mit dem Titel: <Sie wollen mehr? Machen sie es wie ich, werden sie reich! Ich zeige ihnen wie.> Wir hätten in dem Zusammenhang ein paar Fragen. Können sie morgen um 9 Uhr ins Polizeipräsidium Adickesallee 70 kommen?“
Ich vermisse spannende Elemente. – Suse 1 Tag 1 @Suse da sagst Du was! Ich vermisse auch so manches. Z.B. wird bei mir zu wenig Kaffee gekocht und getrunken ;-) – petias 1 Tag 1 Also mir gefällt's :blush: – EffEss 1 Tag Ergänzend: Ich habe auch die Theorie, dass irgendein schwacher Mensch angestiftet wurde, im Auftrag von jemand anderen den Selbstmorderpresser zu spielen. Das haben nur wenige so gesehen und fortgesetzt. Spannend, für mich war es glasklar diese Schiene. – EffEss 1 Tag 1 Danke für die Kommentare! Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Frau/Mann mit spektakulären Wendungen und spannenden Szenen punkten möchte und das klappt auch. Aber bei so einer gemeinsamen Geschichte würde es, finde ich, der Geschichte helfen, Wenn man sie auch gemeinsam vorantreibt. Zu einer Kriminalgeschichte in Frankfurt gehört auch etwas Polizeiarbeit finde ich, zumindest noch. Aber ich lese alles gerne. – petias 1 Tag Ich finde deine Polizeiarbeit gut – Bommel 23 Stunden Ich möchte nicht, dass die Geschichte "so" weitergeht, aber m()ein Buch verdient sie allemal! Flüssig, logisch usw. LG von mir – Kick 22 Stunden Interessant geschrieben, die Hintergrundinformationen zu der Ermittlerin finde ich gut. Eine harmonische Version der Fortsetzung. Ein Büchlein :closed_book: von mir :rose: – Ligo_Sommer 9 Minuten
Papyrus Autor Seitenwind 2024 Offene Enden 2. Teil Siegergeschichte
Der Journalist von @montypillepalle
Der Anruf erreichte Christian Pfeiffer in der Büroküche der Redaktion. Er sah auf das Display seines Tastentelefons. Es war nicht die Nummer von Maria. Milde enttäuscht legte er das Gerät auf die Küchenzeile. Wahrscheinlich ein Spamanruf. Alle wichtigen privaten Nummern hatte er eingespeichert und berufliche Anrufe gingen auf sein Dienst-Handy ein, auf diese ebenso teure wie fragile Mischung aus Glas und Aluminium. Mitglieder der Online-Redaktion mussten jederzeit online sein, hatte man ihm gesagt. Pfeiffer schüttelte den Kopf. Die Online-Redaktion. Das würde er Magnus nie vergeben. Online-Redaktion und das nach all den Jahren. Er griff die Packung Kaffeepulver und füllte damit eine vergilbte Filtermaschine, ohne Löffel und nach Augenmaß. Hauptsache stark. Das Handy klingelte nervtötend, er blockte den Anruf ab und kümmerte sich weiter um sein Lebenselixier. Sein Kaffee war keine Kunst, er war ein Instrument, eine Medizin und in dieser Haltung unterschied sich Pfeiffer von seinen neuen Kollegen, die aus der braunen Suppe ein Lifestyle-Produkt machten. Wer keinen Flat-White trank, war outdated, das hatte er schnell begriffen. Um sein eigenes Outdated-Sein trotzig zu unterstreichen, hatte Pfeiffer deshalb vor drei Monaten die kleine Filtermaschine mitgebracht. Sie war ein Symbol des alten Geistes, eine Verbündete aus Zeiten, da in der Redaktion der Kaffee literweise getrunken worden war und die Konferenzräume den kalten Odeur von harter Arbeit und Zigarettenrauch verströmt hatten. Pfeiffer betätigte den Knopf und die Maschine röchelte los. Ein Anachronismus wie er selbst, Abgrenzung von der Generation Siebträger mit ihren Ungetümen aus Chrom. Das Telefon klingelte erneut. Er nahm das Handy und hielt es unschlüssig in der Hand. Vielleicht doch Maria, die von einer neuen Nummer aus anrief, aber nein, das war unwahrscheinlich. Obwohl. »Pfeiffer«, meldete er sich. »Ich weiß«, antwortete eine Männerstimme. Sie klang tief und selbstsicher. »Christian Pfeiffer vom Frankfurter Generalanzeiger. Onlineredaktion, FGZ.NET. Gehen Sie zu Ihrem Rechner.« »Wer sind Sie? Woher haben Sie meine Privatnummer?« Der Kaffee lief tröpfchenweise durch. »Das tut nichts zur Sache, Christian Pfeiffer. Aber ich habe da etwas für Sie. Eine große Story. Interessiert? Dann gehen Sie zu ihrem Rechner.« Pfeiffer hob die Augenbrauen. Klang nach einem Wichtigtuer, womöglich ein Scherzanruf seiner neuen Kollegen. Seiner ›Kolleg*Innen‹, wie sie selber sagten. Andererseits, dachte er, sollte kein Journalist auflegen, wenn jemand von einer großen Story sprach, am wenigsten er selbst. Und immerhin war der Kaffee fast durchgelaufen. »Also gut, warten Sie einen Augenblick«, sagte er, schob sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr und goss sich das braune Glück in einen Pott. »Beeilen Sie sich, wir haben beide nicht viel Zeit. Sehen Sie in Ihre Emails.« Pfeiffers Augenbrauen wanderten noch weiter Richtung Stirn, er nahm den Kaffee und ging ins Großraumbüro, nein, in den Coworking-Space. Er setzte sich an seinen Lieblingsplatz, direkt nebem dem Fenster und mit Ausblick auf den langgezogenen Europagarten. Die Bäume, die rings um dieses grüne Rechteck angeordnet waren, trugen erste herbstlich gelbe Blätter. Eine Oase inmitten grauen Steins. Er war allein, als er den Bildschirm anschaltete und sich anmeldete. Im Coworking-Space gab es an einem Sonntagvormittag keine Coworker, die waren unterwegs oder saßen im Homeoffice. Er öffnete das Email-Programm. Neben zahllosen ungelesenen Nachrichten ploppte die Mitteilung einer neuen Mail auf, Absender qvu61039[at]kasor.com 1. Eine Wegwerf-Adresse, darin ein Link zu einem Cloudspeicher. »Sie wollen, dass ich auf einen unbekannten Link von einer Spam-Adresse klicke?« Die Stimme am Telefon lachte leise. »Ich bin kein nigerianischer Prinz, der Ihnen 3 Millionen Dollar überweisen will. Sie werden ein Video herunterladen. Glauben Sie mir, Sie werden es nicht bereuen.« Einen Moment zögerte Pfeiffer. Wie ironisch, wenn ausgerechnet er, der vom großen Magnus in die Online-Redaktion strafversetzt worden war, einen Virus herunterlud. Aber eine Story war eine Story. Er klickte. Ein kurzer Download, das Virenprogramm blieb stumm, dann öffnete sich ein Video. Eine gute Minute lang, aufgenommen im Hochkant-Format, wie diese ganzen grässlichen Social-Media-Schnippsel. Leicht verwackelt sah er ein Haus, zwei Männer schritten darauf zu, einer unsichtbar hinter der Kamera und ein älterer Graubart. Sie klingelten und nach kurzem Warten wurde die Tür eine Handbreit geöffnet. Das Bild zoomte auf den verdutzten Hausbesitzer. Ein rundliches Gesicht mit fliehendem Haaransatz war im Türspalt zu erkennen, dazu ein Sonntagsanzug und eine lächerliche Krawatte, die ihm vom Hals baumelte. Pfeiffer erkannte goldene Euro-Zeichen auf grünem Grund, als hielte der Hausherr sich für den Wolf of Euro-Wallstreet. Dann schwenkte die Kamera auf den Alten. Es folgte ein Dialog, ein absurdes Gespräch. »Geben Sie ihm zehntausend Euro«, hörte Pfeiffer plötzlich die Stimme seines Anrufers auf dem Video. »Sie haben das Geld und er braucht es.« Ihm wurde der Mund trocken, er ahnte, worauf dieses Video hinauslief, wusste es, bevor er den Schuss hörte und das Blut sah. »Wo ist das aufgenommen worden? Und wann?« Seine Stimme war ruhig, professionell, jahrzehntelang trainiert, die freie Hand hatte automatisch nach Kugelschreiber und Block gegriffen. »Das werden Sie erfahren«, sagte die Anruferstimme. Dieselbe, die auf dem Video den Hausbesitzer anschrie. »Doch zuerst tun Sie mir einen Gefallen. Laden Sie das Video auf dem Social-Media-Account Ihrer Zeitung hoch. Den Hashtag überlasse ich Ihnen, Christian Pfeiffer.« »Sie sind verrückt!« »Nein. Und sie haben zwei Minuten. Die Zeit läuft.« »Auf keinen Fall«, sagte Pfeiffer mit aller Endgültigkeit, zu der er fähig war. »Ich dachte mir, dass Sie so reagieren. Doch es ist wichtig, dass jeder Mensch die Chance hat, Zeuge zu sein. Noch eine Minute und fünfundfünfzig Sekunden.« »Sagen Sie mir, wer Sie sind.« »Später. Zuerst etwas anderes. Wenn Sie in exakt 110 Sekunden das Video nicht hochgeladen haben, wird sich noch eine Person erschießen. Ihre Entscheidung, Christian Pfeiffer.« Auf dem Computer-Bildschirm war das Ende des Videos als Standbild zu sehen. Der Grauhaarige mit einem roten Loch, wo vorher sein Mund gewesen war, inmitten einer Blutlache. Pfeiffer spürte, wie sein Atem schneller ging, wie der Magen sich zusammenkrampfte. »Wer? Wo?« »Das sind gute Fragen, wenn man noch eine Minute und vierzig Sekunden Zeit hat«, sagte die Stimme im Telefon. »Blicken Sie doch mal aus dem Fenster, direkt hinunter zur Straße vor dem Europapark. Sehen Sie die Frau im roten Mantel?« Er stand auf, spähte hinab und suchte die Straße ab. Sein Atem erzeugte einen kleinen Kondensbeschlag auf der Scheibe. Dann fand er sie, eine Frau, roter Mantel, schwarze Haare. Sie verharrte steif in aufrechter Pose und erinnerte Pfeiffer an ein Mannequin. »Sehen Sie genau hin«, sagte die Stimme. »Sie braucht ihre Hilfe, sonst lebt sie nur noch exakt 84 Sekunden. Doch lassen Sie mich nachhelfen.« Einen Augenblick später hob die Frau zögerlich ihren Kopf, sah den Bürotower hinauf, in dem Pfeiffer stand. Ihr Blick schien über die Glasfassade zu gleiten und blieb an ihm hängen. Sie sah ihn an, die Wangen bleich. Sie zitterte am ganzen Körper. »Maria«, keuchte er. »Oho, sie haben sie erkannt!«, sagte die Stimme. »Dann genießen Sie noch eine Minute lang den Anblick oder laden Sie das Video hoch.« »Sofort«, antwortete Pfeiffer, »alles, was sie wollen.« Er öffnete den Browser, gab die Website ein. Unendlich langsam baute sie sich auf. Er tippte den Accountnamen, verschrieb sich, klickte mit der Maus an die falsche Stelle. Das Passwort, er kannte es, hatte es sich irgendwo aufgeschrieben, obwohl das verboten war. Wo war der verdammte Zettel? Er brauchte es nie, Posts setzten die jungen Kollegen ab, nicht er. »45 Sekunden.« »Ich mache es, ich mache es«, schrie er in den Hörer. Bei 30 Sekunden fand er den Zettel. Bei zwanzig hatte er das Passwort eingegeben. »Wo lädt man hier ein Video hoch, Scheiße, verfluchte Scheiße«, murmelte er. »Sind Sie kein Online-Redateur, Christian Pfeiffer?«, fragte die Stimme höhnisch. »15 Sekunden.« Er fand den richtigen Knopf auf der Website bei 12 Sekunden. Bei fünf Sekunden schob er die Datei vom Download-Ordner in den Browser. Bei einer Sekunde war das Video hochgeladen und er drückte auf veröffentlichen. Bei null hörte er den Schuss. »Bedauerlich«, sagte die Stimme im Telefon. »Ihr Journalisten kümmert euch nicht um die Probleme der Menschen. Und wenn ihr es doch tut, dann nur aus Eigennutz und zu spät.« Pfeiffer fiel das Handy aus der Hand, es prallte auf den Schreibblock, hüpfte zur Seite und blieb neben dem Kaffeepott liegen, der stumm vor sich hin dampfte.
Postet hier ab Sonntag, den 01.12. um 16:00 Uhr, wie die Geschichte weitergeht …
Merz erklärt Windkraft zur Übergangstechnologie. Ich bin mir ganz sicher, er meint nicht, im Übergang zur Postwachstumsökonomie mit einem Bruchteil des Strombedarfes. Gleichzeitig will er Deutschland bis 2045 klimaneutral machen. Das könnte vermutlich nur mit Kernkraft gelingen, die als klimaneutral angesehen wird.
Eine in der Fachzeitschrift Science veröffentlichte Studie zum Plastikmüll: weltweit fallen 121 Millionen Tonnen Plastikmüll an, der verbrannt oder in die Landschaft oder ins Meer gekippt wird. Geht das so weiter, verdoppelt sich der Plastikmüll bis 2050 auf 2,5 Milliarden Tonnen insgesamt.
Der angeblich reichste Mensch der Erde, Elon Musk, soll die Staatsausgaben in den USA drastisch reduzieren. Dafür hat er sich gerade den Verbraucherschutz im Finanzsektor vorgeknöpft. Ja, wenn man den Bock zum Gärtner macht!
Der angeblich zweitreichste Mensch der Welt, Mark Zuckerberg, hat ein Problem. Nach dem misslungenen Putsch versuch der Trump Anhänger beim Sturm aufs Kapitol hat er die Zeichen der Zeit falsch gedeutet. Er hat Trumps Konten auf Facebook und Instagramm gesperrt, was den veranlasst hat eine eigene Plattform, "Truth Social" zu gründen. Mittlerweile sind die Konten wieder frei und Zuckerberg rudert zurück. Er erklärt die Sperrung unter anderem mit dem Druck der Biden Administration. Jetzt hat Trump ihn zu sich nach Mar-a-Lago zum Abendessen eingeladen. Ob er ihn wohl künftig nicht mehr als "Zuckerbuck" beschimpft? Es geht um viel Geld! Allein die gewonnen Wahl hat Musk um 21 Milliarden reicher gemacht, heißt es.
Nach Angriffen auf die Stromversorgung sind in der Ukraine derzeit 1 Million Menschen ohne Strom.
Wohlmeinende Ratschläge aus Regierungskreisen in den USA empfehlen den Ukrainern die Wehrpflicht von 25 auf 18 Jahre zu senken. So wäre es schließlich auch in den USA (wo es gar keine Wehrpflicht gibt, aber die Freiwilligen werden ab 18 zugelassen) Es wird schon vermutet, dass die Ukraine gar kein Waffenproblem hätte, sondern ein Soldatenproblem. Die Gelder zu streichen ist dann vielleicht die logische Konsequenz.
Ex-General Kellogg wurde von Trump zum Sondergesandten für die Ukraine nominiert. Er hat einen Friedensplan entwickelt. Der Plan des 80 Jährigen sieht vor, "die Frontlinien an ihren aktuellen Positionen einzufrieren und die Regierungen in Kiew und Moskau an den Verhandlungstisch zu zwingen." Und das geht so: Die USA liefern der Ukraine nur weitere Waffen, wenn sie in Friedensgespräche eintritt. Russland wird dazu gebracht, an den Verhandlungen teilzunehmen, weil die USA sonst die Ukraine verstärkt mit Waffen unterstützt. Auf eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine würde verzichtet. Das ist sicher nicht das schnelle Ende, das Trump versprochen hat, das alte Großmaul.
Zitat von Gast im Beitrag #30zumindest die Bullerbü-Verfilmungen habe ich mitbekommen - ALS KIND auf Omas TV, schwarzweiss natürlich, besonders die Folge 11 hatte einen nachhaltigen Einfluss
Laut Google war die 11. Folge "Der Schuster und sein Hund". Aber ich vermute mal, Du hast eine ältere Verfilmung gesehen mit einer anderen Nummerierung der Staffeln.
ja, solltest Du dran arbeiten Die nordischen Kinderromane wie Ronja Räubertochter, Pipi Langstrumpf, Kalle Blomquist, die Bullerbü Geschichten, Michel von Lönneberga und wie sie alle heißen von Astrid Lindgreen aber auch Nils Holgerson von Selma Lagerlöff usw. sind für alle - zumindest die Kinder haben - Pflicht!
Zitat von Gast im Beitrag #72es geht in Wahrheit nicht darum, dass ein Verzicht auf die klimaschädliche Lebensweise in Deutschland das Klima nicht retten kann, sondern dass Keiner mit dem Verzicht anfangen will, wenn "die Anderen" nicht mitmachen,
Zitat von Gast im Beitrag #72Nur weil wir JETZT erkennen und erzählen, dass es schlecht für\'s Klima ist, wie wir leben, und man eigentlich viel weniger Konsum, Mobilität etc. haben dürfte (obwohl wir es immer noch haben), und Milliarden in den Versuch investieren, so weiterleben zu können, nur eben klimaneutral (was bisher scheitert), wir die große Mehrheit der Weltbevölkerung eher nicht die Absicht entwickeln oder gar die Mittel haben, das als Vorbild zu nehmen.
Nein, am deutschen Wesen wird die Welt nicht genesen! Aber wenn man auf Klimagipfeln seine Stimme erhebt, die sagt, was sich ändern muss, hat man eine stärkere Position, wenn man selbst mit gutem Beispiel vorangeht und keine, wenn man selbst der größte Umweltsünder ist. Entscheidend wird die Erkenntnis, dass es nur gemeinsam geht. Umsetzen lässt sich das nur, wenn es allgemeine Regeln gibt, an die sich alle halten. Damit das passiert - ein Kamel geht eher durch ein Nadelöhr - muss schon der Klimawandel zeigen, zu was er fähig und dass das erst der kuschelige Anfang ist.
Zitat von Gast im Beitrag #72Wie gestern Jemand in einer TV-Diskussion über grüne Politik sagte:"wer der Bevölkerung ernsthafte Einschränkungen abverlangt, begeht politischen Selbstmord".
Das ist der Status Quo. Aber bald wird man die Maulhelden leerer Versprechungen zum Tor hinaus jagen. Das Problem ist nur, dass das neue starke Führer auf den Plan ruft, die sich bis auf weiteres nicht jagen lassen, sondern selbst jagen: eine widersetzliche Bevölkerung!
Zitat von Gast im Beitrag #72Wenn dann mal die Folgen flächendeckend sind...., aber dazu gibt\'s ja schon reichlich Anschauungsmaterial in Form dystopischer Filme, und die haben bekanntlich immer ein happy end - zumindest für ein paar Helden...
Das aufgreifend kommt mir eine Welt vor die Augen, in der eine Minderheit, genetisch und technische aufgerüstet und optimiert das Gros der Ressourcen abschöpft und für sich reklamiert. Der große Rest wird sich bescheiden müssen und um die verbleibenden Krumen kämpfen. Der unvermeidliche Tod durch Hunger, Katastrophen und Konkurrenzkamp wird die Bevölkerung auf eine erträgliche Zahl reduzieren. Survival of the fittest! Egal, wie optimistisch oder pessimistisch bis dystopisch wir in die Zukunft blicken. Mit wenig gut leben und möglichst viel von dem Wenigen selbst herstellen zu können, scheint eine gute Idee!
Hallo Eule, danke für den Beitrag! Ich stimme zu, dass die Bevölkerungen der bislang privilegierten Nationen merken, dass das Wachstum und die in Aussicht gestellte permanente Wohlstandsvermehrung ins Wanken gerät und deshalb ein "make our nation great again" oder endlich mal (Ungarn, Polen) eine große Faszination ausübt. Die weniger privilegierten Nationen oder die mit der Arschkarte wittern Chancen, weil die Handis überall bis in den letzten Winkel der Welt verraten, was ginge, wenn es nur ginge. Ein erster Schritt kann sein, Reparationszahlungen abzugreifen, die die in Teilen der Bevölkerung (Baerbock und Co) aufkommende Scham, dass die am Klimawandel am meisten leiden, die am wenigsten dafür können, bereit sind zu bezahlen. Noch klappt das nicht so recht. Die Billionen bleiben noch aus. Noch muss man sich mit Milliarden bescheiden. Aber, der Klimawandel wird nicht mehr geleugnet, denn er bringt Geld, zumindest theoretisch. Im Moment leugnen oder relativieren eher die Reichen den Klimawandel, denn die profitieren davon ihn anzuheizen und wollen wie immer die Kosten vergesellschaftet wissen. Andere profitieren von den wieder mal coolen neuen Technologien, die die Lösung versprechen und noch mehr Probleme machen könnten. So oder so, die Katastrophen mehren sich und werden immer dramatischer und bedrohlicher. Bald geht es nicht mehr um den wachsenden Wohlstand, sondern ums Überleben. Sobald das in die Spatzenhirne (Verzeihung liebe Spatzen, das war jetzt unfair) der Wutbürger hinein dämmert, wird die Stimmung kippen. Historische Wenden in sozialen Gebilden brauchen oft nur die richtige Zeit und eine kleine kritische Masse (10 Prozent oder gar weniger) Entschlossener, um abzulaufen. Und wenn es so weit sein wird, dann wird es gut sein, zu wissen, wie man einfacher lebt. Und es werden Leute kommen, die es auch lernen wollen, was - trotz aller Einfachheit - halt ein Prozess ist, der seine Zeit braucht. Gegen plündernde Horden hilft Gemeinschaftsbildung und -wenn nötig - der Pakt mit den Intelligenteren, Vorausschauenderen der Teufel. Aber wir, die wir das ahnen, sollten die Zeit, die uns noch bleibt nutzen, um zu genießen und um uns vorzubereiten. "Um zu üben und um uns zu hüten", wie Ronja Räubertochter sagt, als sie über den Höllenschlund hin und her hüpfte, zusammen mit Birk Borkasson, dem Freund und Partner aus der Schar der Feinde.
Deutschlands CO2- Ausstoß ist mit 1,8 Prozent am Gesamtausstoß unerheblich?
Das Argument begegnet mit immer wieder. "Wir können alle frieren und nackt laufen und in Höhlen wohnen hier in Deutschland, das würde den Klimawandel nicht bremsen", höre ich. Stimmt das?
Klimawandel und Naturzerstörung sind globale Erscheinungen. Die können nur global beeinflusst werden. Da müssen wir alle zusammenarbeiten. Alle sind nicht alle Anderen, sondern wir alle.
Ein paar Zahlen (2021): Unser CO2- Ausstoß, das hörten wir schon, beträgt 1,8 Prozent des weltweiten Ausstoßes Unser Anteil an der Weltbevölkerung beträgt 1,08 Prozent. Damit liegt unser Ausstoß weit über dem, was uns prozentual zustehen würde.
Hinsichtlich der Bevölkerungszahlen sind wir das 19. größte Land der Welt Hinsichtlich des CO2-Ausstoßes sind wir das 7. größte Land der Welt
China ist für 1/3 des CO2-Ausstoßes der Welt verantwortlich Pro Kopf gerechnet stoßen die Chinesen aber genau so viel CO2 aus wie wir Deutschen.
Außer China und den USA sind alle anderen der knapp 200 Länder im einstelligen Prozent-Bereich des weltweiten CO2-Ausstoßes. Sollen dann nur diese beiden Länder im Bezug auf den Umweltschutz was tun?
Wir können nicht die Pflichten und Aufgaben aller Anderen erfüllen, aber unsere eigenen!
Papyrus Autor Seitenwind 2024 Offene Enden 2. Teil (mein Vorschlag)
Kein Enkeltrick von petias
Auf der Straße parkten ein Rettungswagen und mehrere Polizeiautos. Leute in weißen Kitteln, Handschuhen und Plastiktüten über den Schuhen liefen hin und her. Der Leichnam war mit einem Tuch abgedeckt. Im Wohnzimmer saßen Herr und Frau Berger auf dem Sofa. Dorothea Berger wirkte verstört. Sie wusste nicht, was sie schlimmer finden sollte, dass der wöchentliche Kirchgang ausfallen musste, oder dass überall auf dem Grundstück Leute herumliefen. Die Sache mit der Leiche, die draußen auf dem Plattenweg lag, verdrängte sie komplett. Richard Berger war einerseits erleichtert, dass er noch lebte, andererseits verstand er nicht, wie ausgerechnet ihm so etwas Skurriles passieren konnte. Die Kriminalhauptkommissarin Furtler saß den Bergers im Sessel gegenüber. Auf der Marmorplatte des niedrigen Wohnzimmertisches standen drei Tassen Kaffee und ein Teller mit Keksen, die aber niemand anrührte. Frau Furtler stellte ihre Kaffeetasse zurück auf den Tisch. Der Kaffee war besser als der aus dem Automaten auf der Wache, aber nicht so wie ihrer zuhause. „Der Mann mit dem Handy war einen halben Kopf größer als der Tote, sagen sie? Das macht ihn ca. 185 m groß. Hatte er auch einen Bart?“ Herr Berger konnte sich nicht erinnern. Er sollte morgen um 9 auf die Wache kommen, um ein Phantombild zusammen mit dem Polizeizeichner zu erstellen. Viel würde nicht dabei herauskommen, ahnte die Kommissarin.
***
Enzo war nach ein paar Umwegen - nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand im folgte - zum Haus seines Mentors gelaufen. Er saß im Behandlungszimmer des Psychiaters und erzählte von seiner Aktion. „Hast du denn allen Ernstes erwartet, dass der Mann dir 10000 Euro geben würde? Du hast ihn doch weder erpresst, noch kannte er den Mann, der drohte sich umzubringen. Vielleicht wenn er ein Freund gewesen wäre, oder ein Verwandter, aber ein Fremder? Ein Enkeltrick würde schließlich auch nicht funktionieren, wenn die Oma die Stimme der Enkelin nicht glaubte erkennen zu können.“
„Das ist kein Enkeltrick!“ Enzo schmunzelte. Er schien die Vorurteile seines Mentors zu genießen. „Das war nur der erste Akt in einem Stück, von dem bald die ganze Welt sprechen wird. Du wirst schon sehen. Ich werde dir Stoff für dein nächstes Buch liefern, das mit Sicherheit ein Bestseller wird.“
„Und Du wirst in die Annalen der Kriminalgeschichte eingehen als ein Mann, gegen den Jack the Ripper und Charles Manson wie Engel aussehen!“ Der Psychiater lächelte spöttisch. „Aber wie hast du den armen Mann dazu gebracht, sich freiwillig zu erschießen?“ Jetzt lächelte Enzo vielsagend.
***
Herr Berger war vor seinem Termin bei der Polizei noch eben schnell in seinem Reisebüro gewesen, um seine Angestellte Gisela wegen seiner Abwesenheit zu instruieren. Das Geschäft öffnete um 9 und Gisela sollte gegen 8:30 Uhr eintreffen. Sie trafen beide fast zur selben Zeit am Landen ein und waren schockiert. In blutroten Buchstaben mit heruntergelaufenen Farbtropfen stand da:
Mörder! Geizhals! Schwein! Kapitalist!
Gisela war so verstört, dass ihr Chef sie nachhause schickte. Der Laden bleib zu. Richard Berger machte Fotos mit der Handykamera und fuhr auf die Polizeiwache.
Er ließ die Sache mit dem Phantombild sein und verlangte Frau Furtler zu sprechen. Nachdem er ihr die Fotos gezeigt hatte, schickte sie die Spurensicherung zum Reisebüro sowie Kollegen, die die Nachbarn befragen sollten. Sie selbst befragte Herrn Berger nach unzufriedenen Kunden, aber dem war da noch etwas anderes eingefallen. Er erinnerte sich an die Worte des Filmers: „Geben sie ihm die 10000 Euro, sie haben das Geld!“
Woher wollte der Mann das wissen? Herr Berger hatte versucht sein Geld mit Finanzspekulationen zu vermehren. In dem Zusammenhang gab es einen Post in Twitter, der sich auf die Anzeigen eines Finanz- und Erfolgscoach bezog, der nach Opfern suchte. Herr Berger hatte ein solches Seminar besucht und allen Interessenten abgeraten, es ihm gleich zu tun Er hatte nicht ganz wahrheitsgemäß berichtet, dass er 10000 Euro gespart hatte und damit begonnen, an der Börse zu spekulieren, und es ihm gelungen wäre, schon nach wenigen Monaten die verlorenen Kosten des Seminars durch Spekulationsgewinne wieder hereinzuholen.
„Wissen sie Frau Hauptkommissarin, die Leute machen immer denselben Fehler. Wenn ein Papier anfängt zu steigen, dann steigen sie alle ein. Das Papier steigt weiter. Die Leute werden gierig und hoffen auf mehr. Sie verpassen den Ausstieg, ich meine, sie verkaufen nicht rechtzeitig und fallen dann auf die Schnauze, wenn das Paper dann ins bodenlose fällt, weil die Großinvestoren das so geplant haben, dann machen sie herbe Verluste.“
Frau Furtler war nur mäßig interessiert, sie ließ sich aber die Daten des Seminars geben, das Herr Berger besucht hatte. Sie wollte die Spur verfolgen.
Autor Andreas Eschbach der viele Features des Schreibprogramms angeregt und deren Umsetzung beraten hat, nutzt die Seitenwind Saison um Werbung für sein neuestes Buch "Die Abschaffung des Todes" zu machen. Er schreibt den ersten Teil einer Geschichte mit offenem Ende. Es ist die Wochenaufgabe des Wettbewerbs, eine Fortsetzung mit ebenfalls offenem Ende zu schreiben. Die Geschichte mit den meisten Likes wird zum offiziellen 2. Teil erklärt und ist somit Basis der Geschichte für die Folgewoche. Der Wettbewerb endet am 22 Dezember.
Eschbachs Start:
Offene Enden – erster Teil Zehntausend Euro von Andreas Eschbach
An einem Sonntagmorgen öffneten in einem der besseren Wohnviertel Frankfurts zwei schweigsame Männer eine schmiedeeiserne Gartentür, durchquerten den Vorgarten und klingelten. An der Tür prangte ein Schild aus Messing, in das der Name R. Berger graviert war. Richard Berger und seine Frau Dorothea, die sich gerade für den Kirchgang fertig machten, sahen einander verwundert an, als sie es klingeln hörten. Um diese Zeit kam normalerweise niemand. Berger zog den Knoten seiner neuen Krawatte fest, die goldfarbene Eurozeichen auf grünem Grund zeigte – ein Geschenk seiner Frau, ein liebevoll-spöttischer Kommentar zu seinen erfolglosen Abenteuern an der Aktienbörse –, und sagte: »Ich schau mal nach, was los ist.« Er ging zur Tür. Durch den Spion erspähte er zwei alltäglich aussehende Männer, die Jeans und Jacken aus Lederimitat trugen und ernst dreinblickten. Sie sahen nicht aus wie Missionare und auch nicht wie Vertreter, eher wie Vater und Sohn. Vorsichtshalber legte er die Sicherheitskette vor, ehe er öffnete. Es roch feucht. In der Nacht hatte es geregnet, man witterte den nahenden Herbst. »Sie wünschen?«, fragte er. Der jüngere der beiden Männer hielt sein Smartphone vor sich, schien alles zu filmen. Der andere, älter und graubärtig, sagte: »Guten Tag. Bitte geben Sie mir zehntausend Euro, sonst muss ich mich umbringen.« »Was?«, entfuhr es Berger. Richard Berger, sei an dieser Stelle erwähnt, war Inhaber eines Reisebüros und hatte es zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Er war jedoch nicht das, was man reich nennen konnte, jedenfalls nicht in Frankfurt. Dass dem nicht so war, bewies schon der Umstand, dass man ohne Weiteres von der Straße bis an seine Haustüre gelangte. Der bärtige Mann wiederholte seine Forderung: »Ich brauche zehntausend Euro. Wenn Sie mir die nicht geben, bringe ich mich um.« Richard Berger fühlte eine eigenartige Verblüffung. Das hier, sagte er sich, konnte nicht wirklich passieren. Und selbst falls doch, falls es ernst gemeint und kein Streich der Versteckten Kamera war, fand er sich außerstande, zu lachen. Mit so etwas machte man keine Witze. Hier ging etwas Ungutes vor sich, sagte sich Berger. Trug dieser Mensch womöglich einen Sprengstoffgürtel unter der Jacke, um sich in der Art eines Selbstmordattentäters vor seinem Haus in die Luft zu sprengen? Er fühlte die Türklinke hart und kalt in seiner Hand. Würde er es schaffen, die Tür rechtzeitig zuzuschlagen? Und wenn, war sie stabil genug, um seine Frau und ihn vor einer Explosion zu schützen? Er sah den anderen an, den mit dem Smartphone. »Filmen Sie das?«, fragte er. »Wozu? Was soll das alles?« »Geben Sie ihm zehntausend Euro«, sagte der Mann mit dem Smartphone. »Sie haben das Geld, und er braucht es.« Richard Berger schüttelte den Kopf. »Sie sind ja verrückt. Wie stellen Sie sich das vor? Ich kann doch nicht irgendjemandem einen Haufen Geld geben, nur weil er an meiner Türe klingelt. Und mir droht!« »Ich brauche zehntausend Euro«, beharrte der andere Mann, der, wie Berger bemerkte, nun regelrecht zitterte. »Wenn Sie mir keine zehntausend Euro geben, bringe ich mich um.« Berger entfuhr ein unwilliges Schnauben und der Satz: »Machen Sie, was Sie wollen, aber machen Sie es bitte draußen auf der Straße, okay?« Er zuckte zusammen, als der Mann daraufhin eine Pistole aus der Jackentasche riss, sich ihren Lauf in den Mund steckte und abdrückte. Der Schuss war lauter, als Berger es erwartet hätte, der Pistolenschüsse nur aus Fernsehkrimis kannte. Eine Art rötlich-graue Wolke sprühte aus dem Hinterkopf des Mannes, dann fiel dieser leblos nach hinten und hinab auf den Plattenweg, der vom Vorgartentor bis zu den Treppen vor der Haustüre führte. Blut breitete sich auf den Platten aus. Der Mann mit dem Handy hatte alles gefilmt. Jetzt richtete er das Objektiv auf Berger und schrie: »Sie haben ihn umgebracht! Sie haben ihn umgebracht mit Ihrem Geiz! Sie Schwein! Sie Ausbeuter! Sie Kapitalist!« Berger tat, was er, wie er sich sagte, schon längst hätte tun sollen: Er schloss die Tür. »Ruf die Polizei«, sagte er dann mit bebender Stimme zu seiner Frau.
Postet hier ab Sonntag, den 24.11. um 16:00 Uhr, wie die Geschichte weitergeht …
Ich war in den vergangenen Tagen nicht untätig, auch wenn mein letzter Beitrag vor diesem vom 17. November stammt. Ich habe fast täglich an der Buchbesprechung "Befreiung vom Überfluss" geschrieben. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Umstand der Überarbeitung auch überall sichtbar angezeigt wurde, wie von mir eingestellt. Ich kann das nur im Activity Feed sehen, wenn ich eingeloggt bin. Da ihr euch aber selten oder gar nicht einloggt ... Jedenfalls lohnt es sich die Buchbesprechung Befreiung vom Überfluss nochmal zu lesen. Kommentare sind wie immer erwünscht!
Scheinbar passiert viel gerade jetzt in der Politik. Trump macht sich daran, die Demokratie, die Freiheit, den Sozialstaat und die zarten Ansätze im Klima- und Umweltschutz zurückzubauen. Der Ukrainekrieg eskaliert weiter. In Deutschland hat der Wahlkampf begonnen und die Kontrahänden versuchen ihr Bestes, um jeden Preis genügend Wählerstimmen zu erlangen um die eigenen Privilegien zu verteidigen oder erst mal zu erlangen. Dem Wähler wird versprochen was er hören will, auch wenn es keine Chance gibt ihn zufrieden zu stellen. Auch die nächste Regierung wird scheitern in der kurzen Zeitspanne zwischen den Wahlkämpfen. Das steigert die Demokratieverdrossenheit und begünstigt Extremisten. Das alles ist so klar wie Kloßbrühe! Also gibt es keinen Grund sich nicht mit "des Pudels Kern"(aus Faust, da war des Pudels Kern Mephistopheles, also der Teufel) zu befassen, statt mit blödsinnigem unfähigem Politikgeplänkel allzumenschlicher Begehrlichkeiten der Protagonisten.
Ich hab' heute nichts versäumt, den ich hab' nur von der Postwachstumsökonomie geträumt, bzw. sie in Paechs Buch nachvollzogen.
Der Schreibwettbewerb "Seitenwind" hat wieder begonnen wie auch die letzten Jahre vor Weihnachten. Diesmal ist es eine Fortsetzungsgeschichte. Den ersten Teil der Geschichte hat Bestseller Autor und Papyrus Unterstützer Andreas Eschbach geschrieben. Morgen ab 16 Uhr kann ein Vorschlag für den zweiten Teil eingereicht werden. Die Teilgeschichte mit offenem Ausgang, die die meisten "Likes" erhält, wird zur offiziellem zweiten Teil. Es gibt für jede Woche einen Teil bis zum 22 Dezember also insgesamt 5 Teile. Ich werde berichten!
Niko Paech: Befreiung vom Überfluss auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie
Ich habe versucht meine Kommentare und Ergänzungen blau zu markieren!
10. Auflage 2018 Copy Right 2012 oekom Verlag, München
auf meiner Familienbergtour und drum herum habe ich mit Cousine Ilsi ausgiebig diskutiert. Als ich wieder zuhause war, erreichte mich ihre Nachricht: "Kennst du Niko Paech?" Ich kannte nicht. Ilsi ging mit einer Freundin zu einem Vortrag von ihm und war positiv beeindruckt. Sie sah viele Parallelen zu meinen Thesen und meiner Lebensweise. Ich beschloss, mich mit ihm zu beschäftigen. Ich bestellte mir eines seiner Bücher, das ich hier vorstellen will.
Aus Wikipedia: "Niko Paech geboren 1960 in Schüttorf in Niedersachsen ist Volkswirt. Er lehrt und forscht an der Universität Siegen als außerplanmäßiger Professor im Bereich der Pluralen Ökonomik. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem im Bereich der Umweltökonomie, der Ökologischen Ökonomie und der Nachhaltigkeitsforschung. Paech hat in Deutschland den Begriff der „Postwachstumsökonomie“ geprägt und gilt als Verfechter der Wachstumskritik."
Einleitung: Wohlstandsdämmerung - Aussicht auf mehr Glück?
Zweck des Buches: Erleichterung des Abschiedes von einem Wohlstandsmodell, das unrettbar geworden ist, da es vom Wachstum abhängt in einer Welt, die längst an die Grenzen des Wachstums gestoßen ist. Der Schuldenberg wächst, Rohstoffe werden knapp z.B. fossile Rohstoffe, Seltene Erden, Metalle und Flächen! Die Globalisierung verschob die Probleme in neue Räume erhöhte zugleich die Abhängigkeit von überregionalen Versorgungsketten und Marktdynamiken. Der zu schwindelerregender Höhe aufgetürmte Wohlstand wird zur Sollbruchstelle. Er gleicht einem Kartenhaus, dabei einzustürzen. Aber ist das eine schlechte Nachricht? Nein, denn die geschundene Ökosphäre braucht dringend eine Verschnaufpause!
Das BIP (Bruttoinlandsprodukt) ist eher ein Maß für die ökologische Zerstörung als ein Maß für das Wohlergehen von Gesellschaften. Das allgemein gültige Ziel "Glück" ist nur zu einem sehr geringen Teil von materiellen Gütern abhängig.
Das Buch beschäftigt sich mit drei Thesen: Erstens: unser Wohlstand ist ohne Wachstum nicht zu stabilisieren und ist das Resultat einer umfassenden ökologischen Plünderung. Menschen eignen sich Dinge an, die in keinem Verhältnis zu ihrer eigenen Leistungsfähigkeit stehen. Sie entgrenzen ihren Bedarf von den gegenwärtigen Möglichkeiten, von den eignen körperlichen Fähigkeiten und von den lokal oder regional vorhandenen Ressourcen (Kapitel I-III).
Zweitens: Der Versuch wirtschaftliches Wachstum von ökologischen Schäden zu entkoppeln, scheitert oder führt sogar zur Verschlechterung der Umweltsituation (Kapitel IV).
Drittens: Das Alternativprogramm einer Postwachstumsökonomie bedeutet eine drastische Reduktion industrieller Produktion, aber stärkt die ökonomische Stabilität der Versorgung (Resilienz) (Kapitel VI).
Unsere reizüberflutete Konsumsphäre verbraucht unsere Zeit. Sie zurückzugewinnen steigert das Glück! Das einzige verantwortbare Gestaltungsprinzip im 21. Jahrhundert heißt Reduktion!
Kapitel I: Über seine Verhältnisse leben - ein vermeintliches Menschenrecht
Zunächst bringt Paech als Illustration für die These, dass unser Wohlstand auf einer umfassenden ökologischen Plünderung beruht Finanzkrise um Griechenland. Darüber wird heute nicht mehr viel gesprochen, aber das Buch entstand 2012 und die Schuldenkrise drang ab 2010 in breite Teile der Öffentlichkeit. Die Stützung des Euro und das Halten Griechenlands in der EU wurden monströse finanzielle Rettungsschirme aufgespannt mit der Begründung, dass das Scheitern des Euro noch viel teurer werden würde. Die wiedereingeführte D-Mark würde steigen und steigen, andere Währungen fallen, was eine Bedrohung für unseren Wohlstand als Exportnation darstellen würde. Noch anschaulicher finde ich die gegenwärtige Diskussion um Wirtschaftsförderung und Lockerung oder Aufhebung der Schuldenbremse im Angesicht internationaler Wachstumskrisen unserer Exportabhängigkeit und dem Wegbrechen billigen Gases. Deutlicher kann man nicht zeigen, wie wenig unser Wohlstand auf uns selbst beruht und wie sehr er auf Kosten anderer Faktoren erschwindelt wird.
Die große Mobilmachung Die europäische Entwicklungslogik ist von bestechender Schlichtheit. "Demnach ist alles einzuebnen, was der Ausdehnung von industrieller und landwirtschaftlicher Produktion, dem Gebäude- und Infrastrukturneubau, bis in die letzte Nische reichenden Schiffs- und LKW-Transporten sowie kerosintriefenden Bildungs-, Projekt- und Party-Nomadentum im Wege sein könnten." Vermarktungsmöglichkeiten steigen, wenn es keine Grenzen gibt, keine Währungsrisiken, Transportlosten, Planungsträgheiten, hinderliche Bürokratie oder gesetzliche Ungleichheiten. Auch der Gedanke zeigt sich wieder in der aktuellen Diskussion. Da wird der Abbau von Bürokratie gefordert, und damit häufig die Aufgabe von mühsam erreichten Umwelt., Natur- und Klimaschutz. Es werden Versäumnisse der Infrastruktur beklagt, die den reibungslosen Handel nahe des Nulltarifes mit billigen (fossilen) Rohstoffen behindern. Die Subventionierung der Energiepreise wird von der Wirtschaft erpresst mit der Drohung mit Abwanderung und ein grüner Wirtschaftsminister geht bereitwillig darauf ein.
Diese gegenseitige Raumdurchdringung von Staaten greift auch auf individueller Ebene. Was mir an einem Ort nicht gefällt oder nicht gelingt, das versuche ich anderswo. Das erhoffte Glück ist immer einem Ortswechsel oder einige Flugstunden entfernt. Unternehmen zergliedern ihre Wertschöpfungsketten in immer spezialisiertere Teilprozesse, um sie je nach Kostenvorteil und Absatzmärkten geografisch optimal zu verschieben. Die persönlichen Lebensstile werden zu einer Ereigniskette räumlich verteilter Events. Das gilt für Urlaub, Bildung, soziale Vernetzung, Fernbeziehung, politisches Engagement, künstlerische Betätigungen, beruflicher Alltag, das Shopping, sportliche Aktivitäten bis hin zum Partytourismus. Das alles dient dem Ziel zu maximalem Wachstum an Wertschöpfung und individuellen Selbstverwirklichungsoptionen denen der Weg durch immer neue Verwüstungen gebahnt werden soll.
Haben jetzt - zahlen später Das kreditfinanzierte Leben von Personen, Firmen oder Staaten ist eine Entgrenzung zeitlicher Art. Unzufrieden mit dem, was gerade möglich scheint, werden zukünftige Möglichkeiten geplündert und in die Gegenwart verschoben. Das ist um so effektiver, je weiter die Rückzahlung in die Zukunft verschoben wird. Die Leidtragenden von Staatsverschuldung sind größtenteils noch gar nicht geboren und können sich nicht wehren. Gerechtfertigt wird diese zukunftsvernichtende Praxis mit dem Glauben an den technischen Fortschritt und der Notwendigkeit von Wachstum gerade für die künftigen Generationen. Werden wir heute in der internationalen Wachstumswirtschaft abgehängt, heißt es, können das unsere Enkel nicht mehr aufholen.
Kapitalaufnahme und Kapitaldienst (Zinsen) bedingen wirtschaftliches Wachstum. Selbst wenn aufgenommenes Kapital und die Zinsen in der eigenen Lebensspanne zurückgezahlt werden können, so ergibt das nur einen Sinn, wenn das zu wirtschaftlichem Wachstum führt. Was hätte es sonst für einen Sinn (abgesehen von existenziellen Notlagen), sich Geld zu leihen, wenn man nachher nicht besser dasteht, ja schlechter, wenn man an die fälligen Zinsen denkt. Die Gefahren, das das komplizierte System aus Schulden und Wachstum in sich birgt, der Zusammenbruch des Kartenhauses, werden von allen Beteiligten gefürchtet. Kein Wunder, dass der Staat selbst die schlimmsten Klimakiller nicht besteuert, sondern sie sogar wie z.B. unwirtschaftliche Flughäfen noch subventioniert. Alle Versuche Auto fahren, fliegen, unnötigen Konsum, nach belieben Bauen etc. einzudämmen, scheitern, weil unter den Wahlbürgern die Nutznießer eines Lebens über ihre Verhältnisse längst in der Mehrheit sind.
So dienen die europäischen Agrarsubventionen nicht der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung, sondern sie halten auf Kosten der Artenvielfalt und der Umwelt die Preise für das Essen künstlich klein, damit dem Konsumbürger genug des Geldes für Konsumgüter bleibt.
Von Bildung, Gesundheit, Sicherheit, Wasser, Verkehrssysteme, Energie, Abfallentsorgung, Kulturangebote etc. wird erwartet, dass sie so billig sind, dass sie den gewohnten Konsumalltag nicht wesentlich finanziell stören. Auf diese Weise nehmen alle, wenn auch zu unterschiedlichen Anteilen am Wachstum teil. Gewerkschaftliche Verteilungsdebatten und Kämpfe sind zwar durchaus richtig und wichtig, sind aber nicht genug. Lässt sich Plünderung etwa dadurch legitimieren, dass die Beute gerecht verteilt wird?
Kapitel II: Fortschritt als Illusion - Wohlstand durch Plünderung
Beim näherem Hinsehen erweist sich der technische Fortschritt und der menschliche Erfindergeist als Quelle von Wohlstand als Mythos.
Effizienzmythos I: Industrielle Arbeitsteilung und Marktwirtschaft
Gängige Erklärung: Wenn die Produktion von Gütern in viele isolierte Teilprozesse zerlegt wird, auf die sich einzelne Produzenten spezialisieren, so kann insgesamt mehr produziert werden, als wenn ein Produzent das ganze Gut herstellen würde. Es wird unterstellt, dass der Effizienzgewinn sich nicht aus vermehrten Materialeinsatz speist, sondern aus Wissen, Fertigkeiten, bessere Organisation, jedenfalls aus nicht materiellen Dingen.
Tatsächlich geht es um weit mehr, als um das Optimieren: Nämlich um die Überwindung von Raum und Zeit.
Gedankenspiel: Die Bürger einer kleinen Stadt versorgen sich selbst. Sie backen ihr eignes Brot, stellen Kleidung her, Schuhe, Möbel etc. Sie kommen überein, dass sich jeder von ihnen auf die Herstellung eines Produktes konzentriert. Den ganzen Tag nur Brot backen oder Socken stricken ermöglicht es den Personen darin sehr geschickt und gut zu werden. Es braucht für jedes Produkt nur einen Satz an Werkzeugen wie Backofen oder Nähmaschine und so etwas muss nicht in jedem Haushalt stehen. Das senkt den Produktionsaufwand (Kosten) und steigert den Wohlstand Aller. Diese Effizienzsteigerungen wären aber bald ausgereizt. Eine weitere Wohlstandssteigerung wäre denkbar, wenn z.B. die Bäckerei auch die Nachbarstadt beliefern könnte, weil da z.B. das Getreide teurer ist. Im Gegenzug könnte sich die Nachbarstadt auf Schuhe spezialisieren, weil dort z.B. das Leder billiger ist. Eine weitere Kostensenkung könnte sich ergeben, wenn der Schuster z.B. die Sohlen nicht mehr selbst herstellt, sondern sie von einem anderen Hersteller bezieht, der weit entfernt angesiedelt ist und dort sehr viel billiger produzieren kann als am eigenen Standort. Aber es ist ein hoher Aufwand von Nöten an Anlagen, Transportkosten und Organisation. Damit sich das lohnt, muss die Stückzahl stark erhöht werden. So bedingen sich die Ausweitung der Märkte und die Effizienzsteigerung der Produktion gegenseitig.
Die vermeintliche Effizienz der industriellen Arbeitsteilung führt dazu, dass Produktionsstätten vergrößert, verändert, ersetzt, entsorgt und verlagert werden müssen. Der Transportaufwand steigt, ebenso die Umweltbelastungen.
Seit die Verwüstungen dieser Entgrenzung der Produktion nicht mehr zu vertuschen sind, wird die Hoffnung auf materiell entkoppeltes Wachstum in die Digitalisierung gesetzt. Aber gerade die wird zum Schrittmacher materieller Expansion. Nichts braucht soviel Energie und Ressourcen wie Streaming Dienste, künstliche Intelligenz, virtuelle Welten (Second Life) etc. Die Chips verbrauchen Rohstoffe und es fließen Milliarden Subventionen in diese digitalen Zukunftstechnologien. Diese Gelder müssen erwirtschaftet werden. Auch digitales, virtuelles Wachstum ist auf der Verschwendung von Rohstoffen und biologischen Räumen aufgebaut, das nicht materielle Wachstum ein Mythos.
Effizienzmythos II: Innovationen und Produktivitätsfortschritt
Die Idee ist plausibel: Wenn technischer Fortschritt zu geringeren Stückkosten führt, können die Preise sinken.
Aber die Stückkosten lassen sich nur durch eine hohe Anzahl an Stück verringern, die mit neuen Produktionsstätten und Maschinen erzeugt werden müssen. Damit sich die Investitionen lohen, muss eine noch größere Zahl an Output erfolgen. Die Folge ist eine Erweiterung der Märkte für Absatz und Rohstoffe. Dazu kommt, dass die Konkurrenz nicht einfach aufgibt, sondern ihrerseits die Effizienz zu steigern versucht und neue Märkte braucht. Die Konkurrenz zwingt zu engen Kalkulationen und die zu weiterer Marktdurchdringung. Durch den Zwang mit immer neuen Produktionsstätten immer "effizienter" zu produzieren ohne dass die alten unbrauchbar geworden wären bedeutet eine enorme Vernichtung von Ressourcen und investiertem Kapital.
Effizienztypen I und II sind eng miteinander verzahnt und bilden immer "Neue Kombinationen" (Schumpeter) Sie erschließen immer neue noch brach liegende Ressourcen. Wind-, Solar- und Bioenergienutzung bisher "unproduktive Flächen" oder widmen sie gewinnbringend um. Offshore Anlagen und Solarparks auf Landwirtschaftsflächen, Windräder in Wäldern etc. sind Beispiele. Durch die E-Autos und Stromspeicher werden z.B. "Seltene Erden" und Coltan, die vorher niemand brauchte, zu begehrten, weil knappen Wirtschaftsgütern. Die kolossalen Mengen an Elektroschrott bieten wiederum neue Möglichkeiten für die Entsorgungs- und Recyclingindustrie.
Wohlstandssteigerung durch Arbeitsteilung und technischem Fortschritt erweist sich als Mythos. Aber es ist nicht der einzige Mythos, den es zu entzaubern gilt.
Arbeitskraft als Quelle für Wohlstand?
Wer arbeitet bekommt Geld und kann sich was kaufen. Somit gelten Konsum- und Mobilitätswohlstand (Reisen) als verdient und erarbeitet. Wirklich? Konsumenten verbrauchen Dinge, die sie selbst niemals herstellen könnten oder wollten. Andernfalls wären sie Produzenten oder Selbstversorger. Das Wesensprinzip des Konsumierens besteht darin, sich die von anderen Menschen an anderen Orten geleistete Arbeit vor allem die so erzeugten Produkte aus Ressourcen und Flächen zunutze zu machen. Wenn Kapitalismuskritik sich auf die Aneignung des Mehrwertes beschränkt, wie dies bei Marx z.B. der Fall ist, greift sie zu kurz. Das ist in der Zeit von Marx nicht weiter aufgefallen, aber heute im Zeitalter der Globalisierung wird klar, dass der Konsum nur durch entgrenzte Arbeitsteilung möglich ist. Die fleißigen Arbeiter und die genialen Unternehmer beanspruchen als Lohn für ihre Mühen eine Beute, die es aus ökologischer Sicht gar nicht erst geben dürfte und die alles andere als "verdient" oder "erarbeitet" ist.
Umgeben von Energiesklaven
Der Trend geht zum Internet der Dinge. Mit einem Fingerwisch auf dem Bildschirm von denen einer in jedem Raum steht wird der komplette Alltag gesteuert. Der Kühlschrank bestellt selbstständig Nachschub. Die eigenen Digitalkamera, Akkuschrauber, Latte-Macchiato-Maschine, Auto usw. erspart die Bürde des Nachfragens, Wartens, Verhandelns, Arrangiereins, Bittens, Teilens und zeitweise Entsagens.
Fitness-Geräte und Schönheits-OPs dienen der Selbstoptimierung. Gesellschaftspolitisches Handeln lässt sich durch eine Überweisung an Greenpeace sicher bald auch von der Verbrauchsschleuder Flugzeug aus nebenbei abhaken.
Was dabei verkümmert sind neben manueller Kompetenzen vor allem die Kraft zur Genügsamkeit!
Die Eintrittskarte für das Schlafaffenland ist Geld. Das ist das Bindeglied zwischen Zugriffsberechtigung und angeblich erbrachter Gegenleistung. Aber die Marktdynamiken leistungsloser Geldvermehrung (Spekulationsgewinne, Zinsen, Erbschaften, Renditen etc.) entkoppeln die Verbindung zwischen Leistung und Konsumanspruch. Wie rechnen sich das Versenden von Emails, Telefonieren, das Teilnehmen an Besprechungen auf Einfamilienhäuser und Urlaubsreisen um? Wie "verdient" rechnet sich der Spekulationsgewinn von 50000 € in Autos, Urlaubreisen oder Flachbildschirme um?
Die Simulation der eigenen Leistung in "Small is Beautifull" (1973) beklagt Ernst Friedrich Schumacher, dass moderne Technologien den Menschen die Handarbeit rauben. Er zieht eine Trennlinie zwischen Menschen die produzieren und solchen, die anderen sagen, was sie tun sollen.
Heutzutage gleicht moderne Produktion einem Verstärker, der ein minimales menschliches Signal in eine donnernde Symphonie an Energie- und Materialumwandlung übersetzt. Dis gilt natürlich nur für hochentwickelte Industriegesellschaften. Aber die, die es noch nicht sind, fordern zurecht ihren Aufstieg und ihre Teilhabe an der "Schönen Neuen Welt! Das Befehligen unzähliger Energiesklaven steht in keinem Zusammenhang mehr zur eigenen Arbeitsleistung.
Wissen als Quelle für Wohlstand
Der Zugang zur "Schönen Neuen Welt" liefert das Geld als Belohnung für mehr oder weniger symbolisches Handeln. Ein Weg in der Hierarchie der Symbolproduktion weit aufzusteigen, ist Bildung.
Die Bildungsindustrie gilt als Schlüsselindustrie für Wohlstand. Mängel daran (Pisa Studie) rechtfertigen massiven Einsatz von Steuergeldern. Das Bildungssystem bereitet auf die entgrenzte Arbeitsteilung und Mobilität vor. (Auslandsstudium, Gastsemester, Schüleraustausch) aber die praktisch handwerklichen Fähigkeiten gehen selten über die Bedienung eines Touchscreens hinaus.
Die "erarbeiteten" Bildungsabschlüsse sind an den Anspruch entsprechender guter Positionen im Arbeitsleben gekoppelt. Andere Daseinsformen die auf praktischer und bescheidener Lebenskunst beruhen, werden als "bildungsfern" diskreditiert.
Zwischenfazit: Die Rückkehr zur Sesshaftigkeit und zum menschlichen Maß
Die enorme Steigerung des materiellen Wohlstandes seit Begin der Industrialisierung beruhen allein auf ökologischer Plünderung. Diese Erkenntnis angewandt auf jedes einzelne Individuum ergäben bei 7 Milliarden Menschen nach Ansicht des WBGU (Wissenschaftlicher Beirat für Globale Umweltveränderung) eine individuelle CO2- Menge von 2,7 Tonnen pro Jahr. Das bedeutet zugleich eine Rückkehr zur Sesshaftigkeit, denn ein CO2-Budget von 2,7 Tonnen pro Mensch und Jahr lässt keine großen Sprünge zu.
Friedrich Schumacher und Leopold Kohr haben den Begriff der "mittleren Technologie" geprägt. Ivan Illich spricht von der "konvivialen Technologie". Vereinfacht meint das Hilfsmittel und Werkzeuge, die die Produktivität menschlicher Arbeitskraft zwar erhöhen, aber nicht ersetzen: Fahrräder, Nähmaschinen, ökologischer Landbau, Angelruten, Mechanische Rasenmäher, Handwerkszeuge, Mehrwegverpackungen, Segelschiffe, reparable Holz- und Metallprodukte etc. .
Der Zwang zur Ausweitung des BIP kann z.B. durch Reduzierung der Arbeitszeit von 40 auf 20 Stunden aufgehoben werden. Die frei werdende Zeit kann für Selbstversorgung und Gemeinschaftsbildung verwendet werden.
Alle Praktiken, die dazu verhelfen materiell über seine Verhältnisse zu leben, schmälern auf einem endlichen Planeten die Möglichkeiten zukünftiger Menschen. Nicht nur Unternehmen beuten aus. Wenn Ausbeutung darin besteht, sich Werte anzueignen, die in keiner reziproken Beziehung zur eignen Leistung steht, gilt das für jeden Konsumenten. Entgrenzter materieller Wohlstand entsteht nur aus ökologischer Plünderung!
Kapitel III: Freiheit als Illusion - neue Abhängigkeiten
Begriff: Fremdversorgungssystem Darunter wird ein hoch arbeitsteiliges Waren- und Dienstleistungssystem verstanden, indem der einzelne Teilnehmer Geld mit einer hoch spezialisierten Tätigkeit erwirbt, mit dem er sich fast ausschließlich einkauft, was er an Waren und Services braucht.
Wer hoch fliegt, fällt um so tiefer
Je tiefer jemand in einem System der Fremdversorgung steckt, desto mehr ist er ihm schicksalhaft ausgeliefert. Wenn alle Supermärkte des Landes plötzlich keine Waren mehr führten, und die Lieferdienste für Internetbestellungen nicht mehr funktionierten, wäre der "homo consumens" zum aussterben verdammt. Denn die Fähigkeit sich durch eigene gärtnerische und handwerkliche Leistungen oder lokale Ressourcen seine Daseinsgrundfunktionen zu gewährleisten, hat er verloren. Der Bürger im Fremdversorgungssystem ist von finanziellen Mitteln abhängig, ob auf dem Markt erworben oder als Sozialleistung vom Staat. Auch seine soziale Teilhabe hängt davon ab, ob und wieviel er vom Fremdversorgungssystem für sich abzweigen kann. So steigt von Jahr zu Jahr das politisch definierte Versorgungsminimum, das als Armutsgrenze festgelegt wird. Individuelle Freiheit und die Teilhabe an der Gesellschaft bedeutet, sich auch soviel leisten zu können wie andere.
Wer hoch fliegt, fällt um so tiefer! Komfortable Fremdversorgung wird mit hoher Verletzlichkeit erkauft. Je höher das Niveau an Komfort, Mobilität und Konsum, desto katastrophaler der Absturz! Wer es sich in der "wattierten Nonstop-Rundumversorgung" gemütlich gemacht hat, verliert die individuelle Freiheit, die Fähigkeit sich selbst zu versorgen.
Deshalb leben die Fremdversorgten ständig in Angst vor der Zukunft und reagieren äußerst gereizt, wenn die "geldspeiende Wachstumsmaschine" auch nur zu stottern beginnt. Kapitalismuskritik kann diese Angst nicht heilen, denn das Problem wird nicht dadurch gelöst, dass die Menge der zur Verfügung stehenden Fremdversorgungsleistungen gerechter verteilt werden.
Wenn wir den Rückbau überzogener Ansprüche nicht selbst vornehmen, werden es schicksalhafte Umstände für uns erledigen. Aber nicht mit Samthandschuhen!
Peak Everything: Konsumgesellschaften verlieren ihre materiellen Grundlagen.
Unser notwendiges Wachstum hängt von Ressourcen ab. Der "Peak Oil", also das zeitliche Maximum der weltweiten Förderrate von Rohöl ist längst überschritten und der Versuch zunehmend erneuerbare Ressourcen einzusetzen führt unweigerlich zu einem "Peak Everything". Cobalt, seltene Erden, knappe Metalle sind unabdingbar für die Abkehr von den fossilen Rohstoffen, wollen wir unser Konsumniveau halten. Schlimmer, die Milliarden an Unterprivilegierten der sogenannten "Dritten Welt" wollen ihren Anteil am Kuchen. Der Druck auf Innovationen und der Erschließung neuer Rohstoffquellen ist riesig und manche denken schon an den Weltraum, an Nachbarplaneten und Monde.
Fremdversorgungsabhängigkeit maximiert das Risiko sozialen Absturzes. Die kommenden Finanz- und Verschuldungskrisen werden dieses Risiko erhöhen. Nur der Rückbau des Fremdversorgungssystems kann die inzwischen erreichte Fallhöhe verringern, den Sturz abmildern, der unvermeidlich ist!
Kapitel IV: Mythos Entkopplung - die Mär vom "grünen Wachstum"
Die Politik verspricht uns die besten aller Welten durch "Grünes Wachstum". Man tut so, als könne unsere Wohlstands- und Konsumgesellschaft munter weiter wachsen und das wäre sogar die Voraussetzung dafür, Umwelt- und Klimaschutz zu betreiben, den das kostet Geld. "Green New Deal" und "Dritte industrielle Revolution" sind andere magische Worte für das Zauberkunststück ewiges Wachstum und Ökologie zu verbinden. Das Ganze mutet wie eine magische Diät für Übergewichtige an: "Friss das Doppelte und nimm dabei ab!"
Aber niemand vermag zu erklären: Wie soll jemals praktisch wahr werden, was noch nicht einmal theoretisch funktioniert?
Dabei ist unter relativer Entkopplung und absoluter Entkopplung zu unterscheiden. Bei ersterer sinkt der Anteil der CO2-Belastung pro zusätzlichem Dollar des steigenden BIPs. Bei letzterer sinkt die ökologische Belastung insgesamt, trotz steigendem Wachstums.
Materielle Rebound-Effekte
Technische Innovationen brauchen immer auch Material. Im Idealfall verbrauchen sie weniger Ressourcen als die alten Techniken. Alte Techniken bestehen zumindest vorläufig fort, und werden im günstigsten Fall nach und nach durch die neuen Techniken ersetzt. Der Abbau der alten Technologien stellt eine Vernichtung von Ressourcen dar. Frei gewordenen Ressourcen durch die neuen Techniken führen oft zu zusätzlichem umweltbelastenden Konsum.
Unbeherrschbare Innovationsrisiken
Ökologische Entkopplung setzt technischen Fortschritt voraus fordert Innovationen. Die Risiken und Langzeitfolgen dieser Innovationen sind bei der Einführung meist unbekannt. Der in den 1980ern eingeführte Katalysator für Benzinmotoren war eine Sensation und nahm den Kritikern der Verbrennungsmotoren den Wind aus den Segeln. Der ökologische Rucksack eines Katalysators beläuft sich wegen des Platinbedarfs auf ca. eine Tonne Materials. Im Zuge seiner massenhaften Verbreitung stellte sich heraus, dass sie Edelmetall-, Keramikfaser-, Lachgas- und Ammoniak-Emissionen freisetzen. Dadurch hat sich unter anderem die Moos- und Flechten -Vegetation an den Straßenrändern verändert. Viele der aktuell diskutierten Entkopplungsstrategien erfordern innovative Lösungen im Bereich Digitalisierung, Mikro- und Halbleitertechnik und der drahtlosen Kommunikation. Wie sich z.B. die steigende Strahlenbelastung auswirken wird, ist noch nicht bekannt. Hierfür wären Langzeitstudien nötig, die aber aus Zeit und Kostengründen und aus Angst vor dem Ergebnis nicht gemacht werden. Schlimmer noch, das würde gar nicht funktionieren, denn eine auch nur halbwegs realitätsnahe Versuchsanordnung kann gar nicht erstellt werden. So sind die Verbreitung all dieser Strahlungsquellen zugleich Experiment und Ernstfall! Wir und das gesamte Ökosystem sind die Versuchskaninchen! Werden die Schäden sichtbar, ist es zu spät. Die bereits eingetretenen Schäden sind nicht mehr Rückgängig zu machen und es haben sich längst Verwertungsinteressen herausgebildet, die sich bestens zu verteidigen wissen und drittens haben sich moderne IT-Endgeräte zu einer unverzichtbaren Symbolik für Selbstdarstellung entwickelt. Außerdem, wer soll alle diese Geräte wieder einsammeln und entsorgen?
Es gibt viele solcher Beispiele. Chemikalieneinsatz überall, auch in Hygieneartikeln, Mikroplastik, Isolationsmaterial, Wind- und Solar-Parks.
Die nächsten Fortschrittswellen ziehen heran: Elektromobilität, Freiflächen-Fotovoltaik, Desertec, Carbon Capture und Storage (CCS), Pumpspeicherkraftwerke, Smart Homes etc.
Die Neuen Techniken verheißen grandiose Fortschrittschancen, die das Risiko rechtfertigen. Die negativen Folgen sind unvermeidlich, gelten aber als eher zufällige Kunstfehler, die bei der nächsten Technologiewelle wieder behoben werden. Die Nebenwirkungen einer Innovationswelle erfordern die nächste Innovationswelle und so weiter. In Summe wird es immer schlimmer!
Als die für den Menschen fatalste Innovation könnte sich die KI (Künstliche Intelligenz) erweisen!
Finanzielle Rebound-Effekte
Durch Effizienzsteigerung eine Ressource muss deren Verbrauch nicht sinken (Wilhelm Stanley)
Wird ein Produkt billiger hergestellt, sinkt aus Marktvorteilsgründen der Preis. Das führt zu einer erhöhten Nachfrage. Ist eine Ressource billiger zu haben, wird Geld frei, sich andere Ressourcen zu konsumieren! Derartige Effekte wären nur vermeidbar, wenn die Effizienzsteigerung sowohl beim Produzenten auch als auch beim Konsumenten komplett abgeschöpft würden. Aber: würde es dann noch Innovation geben? und vor allem? Gibt es dann noch Wachstum? (Wir untersuchen hier grünes Wachstum, ohne Wachstum wäre es kein grünes Wachstum. Dass "grüne" Effekte ohne Wachstum, ja durch Schrumpfen möglich sind, ist gerade Gegenstand des Buches!)
Der Kapazitäts- und der Einkommensaspekt ökologischer Investitionen
Jede Investition in neue Produktionsstätten löst einen Kapazitäts- und Einkommensaspekt aus. Die gesteigerte Kapazität erhöht den Gesamtoutput, wenn nicht dafür andere Produktionsstätten abgebaut werden. Der Einkommensaspekt tritt immer auf.
Beispiel Ökostrom: Die Investition in Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom stellen zunächst keine Kosteneinsparungen dar, sondern erhöhen die ökologische Qualität des Stromes. Selbst wenn der Strom dazu dient, fossil und atomar generierten Strom zu ersetzen, bleiben die Gewinne der Betreiber und die Löhne der Arbeiter und Angestellten und steigert damit die Volkswirtschaftliche Kaufkraft. Man könnte nun die zusätzliche Kaufkraft in wenig material- und energieintensive Dienstleistungen umleiten, wie Bildung. Angenommen, es gelingt die Einkommenszuwächse durch die Investition in erneuerbare Energieanlagen vollständig in Bildung umzulenken, dann dürften dies nur Ausgaben für zusätzliches Personal sein, z.B. Lehrer. Die Investition in Gebäude, Computer, Bildungsreisen würde die ökologische Neutralität ausschließen. Aus demselben Grund müssten die Lehrer mit ihrem Gehalt nur Lehrer nachfragen und diese ebenfalls ... Aber die Lehrer werden sich nicht davon abhalten lassen, dieselben Konsumgüter nachzufragen, wie andere Konsumenten auch. Studien zufolge liegt die durchschnittliche CO2 Menge eines einzigen Euros zusätzlichen Einkommens bei über einem Kilogramm. Dazu kommt, dass wenn der Strompreis sinkt, weil Ökostrom billiger herzustellen ist, der Strombedarf steigen wird.
Psychologische und politische Rebound-Effekte
Mit dem Argument ökologischer Effekte die von einer Neuerung ausgehen, kann es dazu kommen, ob der Effekt nun eintritt oder nicht, nicht ökologisches Verhalten zu rechtfertigen. So hat der "3 Wege Kat" die Kritik am Verbrenner zurückgedrängt, selbst aber die ökologische Belastung erhöht. Genauso würgt das Passivhaus die Diskussion über die Neubaubeschränkung von Einfamilienhäusern ab. Weder Katalysatoren noch Passivhäuser oder Photovoltaikanlagen sind zum ökologischen Nulltarif zu haben. Es kann eine zusätzliche Belastung resultieren, die ohne den legitimierenden Effekt der Entkopplung nicht eingetreten wäre.
Das Elektroauto regt zum häufigeren Fahren an. Es ist doch umweltfreundlich. Wer Ökostrom bezieht, hat ein gutes Argument es mit dem Stromverbrauch nicht so ernst zu nehmen.
Absolute Entkopplung Relative Entkopplung trägt per definitionem nicht zur Entlastung der Umwelt bei, denn nur im günstigsten Fall kann mit einem Sinken der ökologischen Belastung des Wachstums gerechnet werden. Aber insgesamt steigt die Belastung weiter. Selbst diese nur theoretisch eintretende Verlangsamung der Schadenszunahme scheitert regelmäßig.
Absolute Entkopplung - Wachstum ohne Umweltschäden - ist ein Paradoxon
Wenn durch neue Technologien keine neuen Materialien verbraucht werden dürften, müsste sie nur durch den Abbau der alten Technologien erfolgen. Es bedürfte eines perfekten Recyclings. Das gibt es nicht! Wenn das Wachstum aufrecht erhalten werden soll, müssten bald auch die bereits effizienten Technologien ersetzt werden, das würde den Verbrauch der vorhanden Materialen noch schneller verbrauchen. Und wenn man nur das vorhanden Material und die Flussgrößen ausgetauscht würden, worin bestände dann das Wachstum?
Von der Objekt- zur Subjektorientierung
Es ist fehlerhaft, einem Objekt, einer Dienstleistung, einer Technologie Nachhaltigkeitsmerkmale zuzuschreiben.
Ein Drei-Liter-Auto ist nicht klimafreundlicher als ein 20 Liter schluckender Opel Admiral, wenn erstere täglich 200km zur Arbeit fährt und letztere - stolzer Bahncard Inhaber nur 5 Mal im Jahr ein lokales Ziel ansteuert, zu dem es keinen öffentlichen Verkehr gibt.
Ein Passivhaus trägt nicht zur Klimarettung bei, wenn der Besitzer jede Woche eine Flugreise antritt und gerade deshalb vor allem wegen der Reputation in das Haus investiert hat.
Dasselbe gilt für die SUV-fahrende Stammkundschaft des Bio-Supermarktes, in deren Haus in jedem Zimmer ein Flachbildschirm hängt.
Der in Sack und Asche daherkommende Subsistenzaktivist aus der Berliner Alternativszene der heute im heimischen Garten buddelt und morgen an einer Klimakonferenz in New York teilnimmt - oder der Klimakleber, der nach der Aktion nach Thailand in den Urlaub fliegt.
Nachhaltigkeitswirkungen können sich nur auf der Basis individueller Ökobilanzen nachweisen lassen. Jedem Erdbewohner steht bis 2050 noch ein CO2 Kontingent von 2,7 Tonnen pro Jahr zu. Wer diese Forderung ablehnt, will entweder keinen Klimaschutz oder keine globale Gerechtigkeit. Die durchschnittliche CO2 Bilanz des Bundesbürgers wird derzeit (2012) auf 11 Tonnen geschätzt. Nachhaltigkeitsbemühungen, die sich der Subjektorientierung vorbeischummeln, sind nicht nur überflüssig sondern schädlich!
Kapitel V: Genug ist nie genug - Wachstumszwänge und Wachstumstreiber
Strukturelle Wachstumszwänge
Fremdversorgersysteme beruhen darauf, die Distanz zwischen Verbrauch und Produktion ständig zu vergrößern. Dadurch können Produktionsprozesse, die vorher an einem Standort gebunden waren je nach Kosten und Qualitätsvorteilen verschoben werden. Jede Stufe muss vor der Produktionsphase die nötigen Inputfaktoren vorfinanzieren. Dazu braucht es Kapital. Fremdkapital kostet Zinsen, Eigenkapital verlangt nach einer hinreichenden Rendite, sonst wäre es anderweitig besser investiert. Außerdem nimmt mit der räumlichen Entgrenzung der Bedarf an Infrastruktur und Anlagen zu. Beispiel: Ein einfacher Markt besteht aus einem Konsumgüterbetrieb, aus Arbeitnehmern und Anbietern weitere Inputfaktoren, die auch die Konsumenten sind. Periode 1 Das Unternehmen wendet 1000 Euro auf, um 750 Euro an Löhnen und 250 Euro an anderen Inputfaktoren zu finanzieren. Periode 2 Der Output soll für 1000 Euro + X Euro verkauft werden. X ist nötig, sonst entstünde kein Gewinn. Nehmen wir für X=100 an (könnte jeder positive Betrag sein) Jetzt werden auf der Nachfrageseite, die 1000 Euro einnimmt, zusätzliche 100 Euro gebraucht. Wenn die Fima auch in Periode 2 weiter nur 1000 Euro einsetzt, entsteht eine Lücke und die Produkte können nicht vollständig abgesetzt werden. Sie muss also mindestens 1100 für die Produktion aufwenden. Dadurch entsteht in der nächsten Periode wieder ein zusätzlicher Bedarf an 100 Euro. Dadurch entsteh lineares Wachstum!
Es ist anzunehmen, dass die zusätzliche Investition von jeweils 100 Euro pro Output finanziert wird und das eingesetzte Kapital kostet Zinsen. Bei einem gleichbleibendem Gewinn von 100 Euro würde der Gewinn durch die Zinsen bald aufgefressen. Deshalb muss der Gewinn tatsächlich exponentiell wachsen. Die Zinsen müssen mit in den Preis einfließen. Bezüglich des Einsatzes von Eigenkapital siehe oben. Die Wirkung des Zinses als Verursacher exponentiellen Wachstums bleibt erhalten. Schlussfolgerung: Um strukturelle Wachstumszwänge zu mildern muss man weniger Kapital einsetzen (oder den Zins abschaffen!)
Kulturelle Wachstumstreiber
Konsumgüter tragen zum persönlichem Glücksgefühl zunächst bei. Das ebbt aber bald ab und braucht neuen Input. Die Glücksforschung zeigt, dass die Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens nach Erreichen eines bestimmten Niveaus das Glück nicht weiter ansteigen lässt.
Trotzdem wird ständig versucht, den Konsum zu erhöhen. Als eine mögliche Begründung hierfür nennt der Ökonom Fred Hirsch, dass der Nutzen vieler Güter im Sozialprestige liegt und somit symbolischer oder demonstrativer Art sind. Konsum wird vom Wettbewerb geprägt, bei dem es um einen höheren Platz in der sozialen Hierarchie geht. Erreicht man den oder erlangt ihn wieder, fühlt man temporär Glücksgefühle. Die resultierende Dynamik ähnelt einer Rüstungsspirale. Ein immer höherer Konsum ist nötig, um ein bestimmtes Glücksniveau aufrecht zu erhalten.
Die nie versiegende Quelle für gesellschaftspolitischen Handlungsbedarf speist sich aus der Aufdeckung sozialer Differenzen, die dann durch weitere Konsumption ausgeglichen oder aufrechterhalten werden sollen. Genug ist eben nie genug. Wachstum erzeugt Differenzen, deren Beseitigung - ganz gleich auf welchem Niveau - neues Wachstum erzeugt.
Kapitel VI: Weniger ist mehr -Umrisse einer Postwachstumsökonomie
Eine Postwachstumswirtschaft muss die benannten strukturellen und kulturellen Wachstumstreiber vermeiden. Die strukturellen kann man nur durch eine Verkürzung oder Entflechtung komplexer Produktionsstätten mildern. Die Reduktion des Fremdversorgungsgrades reicht von regionaler Versorgung über lokaler Versorgung bis zur Subsistenz (Selbstversorgung) Kulturelle Wachstumstreiber kann man nur durch eine neue Kultur der Genügsamkeit erreichen. Das Fundament der Postwachstumsökonomie beruht auf Subsistenz und Suffizienz. (Mehr selber machen, weniger brauchen und sich gut dabei fühlen. Der Wettbewerb - wenn er denn schon sein muss - sollte nicht darum gehen wer mehr hat, sondern darum, wer weniger braucht und mehr davon selbst macht!)
Ökonomie der Nähe: Milderung struktureller Wachstumszwänge Vorteile einer Ökonomie der Nähe: Transparenz Wenn sich Kapitelgeber und -Nehmer kennen, Konsumenten zugleich Kapitalgeber der Produzenten sind, entsteht durch Nähe und Verflechtung Vertrauen, das geringere Risikozuschläge erfordert.
Empathie Durch die Nähe und die Verflechtung kennt man die Geschäftspartner. Man lebt in derselben Gemeinschaft mit ihnen. Da ist die Hemmung größer, einen Bekannten oder gar Freund zu betrügen oder abzuzocken.
Interessensgleichheit Wenn sich in einer genügend kleinen Ökonomie Kapitelgeber zugleich die Verwender der Produkte der Kapitalverwerter sind, würde eine Erhöhung der Kapitelzinsen oder Rendite sie selbst auch treffen.
Verwendungskontrolle Investiert der Kapitalgeber in der eigenen Region, kann er damit nach seine eigene ethisch politische Überzeugung investieren und ist mit dem Kapitalnachfrager gemeinsam am Gedeih der Heimat interessiert.
Wird für die Region und nicht für den globalen Markt produziert, fallen Transportwege weg, die Produktionsstätten bleiben kleiner, sehr teure Anlagen rechnen sich nicht, durch die Begrenzung des Marktes ist auch das Wachstum begrenzt.
Regionale Komplementärwährungen wie der "Chiemgauer" oder der "Bremer Roland" könnten eine räumliche Entflechtung unterstützen. Da der Gültigkeitsbereich begrenzt ist, besteht das Interesse statt teurem Umtausch in die Hauptwährung das Geld lokal auszugeben.
Der Effekt würde gefördert, wenn die Komplementärwährung zinsfrei und umlaufgesichert wären. Dabei brächte das Geld nicht nur keinen Zins, sondern würde an Wert verlieren, stellt man es länger nicht dem Markt zur Verfügung.
So richtig funktioniert das nur, wenn auch die Hauptwährung ohne Zinsen und umlaufgesichert wäre, denn sonst ist der Druck groß, sein Geld in dieser Währung "anzulegen". Aber ein Anfang wäre gemacht!
Damit würde die künftige Wirtschaft aus drei Säulen bestehen.
- Geldlose Lokalversorgung (Tauschkreise, selber machen für sich und Freunde) - regionale Märkte auf der Basis von zinslosen, umlaufgesicherten Komplementärwährungen - Leistungen aus globaler Arbeitsteilung für den lokal nicht herstellbaren Rest
Die damit angestrebte teilweise Deglobalisierung ist nur zum Preis der Reduktion der Warenvielfalt und der Kaufkraft erhältlich. Aber das ist genau das, worum es geht!
Kreative Subsistenz als Ersatz für Industrieoutput
Die kürzeste Wertschöpfungskette entspräche der kompletten Selbstversorgung. Das ist utopisch und auch nicht wünschenswert Wer beispielsweise mit anderen Nutzern einen Gemeinschaftsgarten betreibt, trägt zu einem Versorgungsmuster bei, das kein Geld, kaum Kapital, keinen Gewinn, keinen Zins und folglich keinen Wachstumszwang kennt. Durch die Verkürzung der Erwerbsarbeit ließen sich Selbst- und Fremdversorgung so kombinieren, dass die Abhängigkeit von einem auf Geld basierenden Einkommen sinkt.
Wodurch lässt sich der Bedarf an Industriegütern reduzieren? 1. Nutzungsintensivierung durch Gemeinschaftsnutzung. Einen Gegenstand vom Nachbarn leihen und ihm dafür ein Brot backen oder was anderes leihen, Vieles kann gemeinsam angeschafft oder wechselseitig mitbenutzt werden (Werkzeuge, Waschmaschinen, Gemeinschaftsräume, Gärten...)
2. Verlängerung der Nutzungsdauer. Bessere Pflege und Wartung, Reparatur. Reparatur- Arbeitskreise und -Shops haben sich als Sonderformen von Tauschkreisen regional schon gut bewährt! Verdoppelt man die Lebensdauer eines Produktes, kann die Produktion halbiert werden.
3. Eigenproduktion. Gerade bei der Nahrung, deren Ausbleiben am schnellsten zum Kollaps führen würde, kann man sich leicht selbst helfen. Fast jeder kann lernen einen Hausgarten zu bewirtschaften, einen Dachgarten oder Balkongarten anzulegen oder bei einem Gemeinschaftsgarten mitzuhelfen. In dem Bereich ist der ökologische Gewinn besonders groß. Frische und Qualität steigen. Handwerkliche- und künstlerische Leistungen, kreative Wiederverwertung ausrangierter Gegenstände usw. sind weitere Spielarten von Eigenproduktion.
Die drei genannten Möglichkeiten lassen sich je nach Fähigkeiten und Neigungen beliebig kombinieren und machen weniger abhängig von Fremdarbeit auf Geldbasis.
Viel Fremdarbeit für viele Konsumgüter kostet Zeit! Wir brauchen Zeit um die verbleibenden wichtigen Konsumgüter genießen zu können. Wer weniger benötigt, dem kann man weniger wegnehmen und er ist weniger angreifbar. Wo sich die Fähigkeit zu Selbermachen mit Genügsamkeit verbinden, werden Lebensstile robust.
Die Rolle der Unternehmen
Nach dem Rückbau kommt der Umbau. Neue Güter sollen viel langlebiger und reparaturfreundlicher werden. Gewollte Sollbruchstellen zur Absatzsteigerung müssen wegfallen.
Betriebe müssen: - Wertschöpfungsketten verkürzen - Arbeitszeitmodelle einführen, die die Arbeitnehmer nur noch halb so lange beschäftigt wie bisher. - Rohstoffe, Werkzeuge und Mitarbeiter lokal beschaffen - an Regionalwährungssystemen teilnehmen und sie fördern - das Produktdesign modularer, reparabler, wiederverwertbarer machen - Schulungen anbieten, die dem Erhalt, Reparatur und Wiederverwendung ihrer Produkte fördern
Weitere Aspekte einer Postwachstumsökonomie
Den Banken soll das Recht genommen werden, Geld zu schöpfen. Das ist ausschließlich das Vorrecht des Staates. Neu geschöpftes Geld soll zinsfrei in Umlauf gebracht werden. Dies schließt die Verwendung von Regionalwährungen nicht aus. Die Organisationsformen von Unternehmen soll sich hin zu Genossenschaften, Stiftungen, Non-Profit-Firmen entwickeln. Das gilt besonders für Banken.
Es muss eine Bodenreform geben. Boden ist kein produziertes Gut, sondern eine endliche Ressource. Grund und Boden muss allen Menschen zur Verfügung stehen, was sich nicht mit der Konzentration von Privateigentum an Grund und Boden verträgt. Privatleute und Investoren können nur Pächter aber nicht Besitzer von Grund und Boden sein.
Das Bildungs- und Schulsystem muss verändert werden. Die neuen Werte und Erkenntnisse müssen vermittelt werden. Die reine Wissensvermittlung muss von einem polytechnischem Unterricht abgelöst werden, in dem handwerkliche Fähigkeiten nicht im Gegensatz zu theoretischem Wissen stehen.
Alle Produkt sollen mit einem CO2 Footprint versehen werden.
Die Verteilungs- und Steuerpolitik könnte auch Obergrenzen für Einkommen und Vermögen umfassen.
Im Übergang sollte es ein Grundeinkommen oder Bürgergeld geben, das an gemeinnützige Tätigkeiten und Bedürftigkeit gebunden ist.
Dies sind nur ein paar Aspekte einer künftigen Postwachstumsökonomie.
Fazit: Wir haben (noch) die Wahl
Gegenwärtig ist eine Postwachstumsökonomie bestenfalls für eine sehr kleine Gruppe akzeptabel. Die Transition Town-, Urban Gardening- oder Repair- Bewegung sind Beispiele für Pionierleistungen, die einiges von dem vorwegnehmen, was auch auf den Rest der Gesellschaft zukommen dürfte. Die Frage ist nicht ob die Wachstumsgesellschaft zusammenbricht, sondern wann. Und ob
By design or by desaster?
also geplant und organisiert von statten geht, oder als Katastrophe über uns hereinbricht.
Je mehr Leute es sich vorstellen können für ihr Leben Elemente der Postwachstumsökonomie bereits vorausschauend zu entwickeln und in Teilen zu leben, desto leichter wird der Wechsel für Alle, wenn die Notwendigkeit ihn erzwingt, weil bereits auf bestehende erprobte Konzepte zurückgegriffen werden kann. Also, worauf warten wir noch?
Anhang: Postwachstumsökonomie im Überblick (aus dem Buch)
Gut gefällt mir, dass Herr Paech die Unmöglichkeit des "Grünen Wachstums" sehr ausführlich begründet hat. Er hat deutlicher und überzeugender darauf hingewiesen als ich das bisher tat, dass es nicht reicht, kommunistische Verteilungskritik zu üben, sondern dass das "Übel" weit darüber hinaus geht.
In ihm haben wir Selbstversorger einen Vertreter im universitären Bereich. Leider ist uns auch die Überzeugung gemeinsam, dass die Zeit -obwohl sie drängt - noch lange nicht reif ist dafür, dass der Postwachstumsgedanke in die Politik eindringt. Gemeinsam ist uns auch die Hoffnung, dass die beispiel- und modellhafte Vorwegnahme von Postwachstums-Elementen insbesondere eine einfacher und bescheidenere Lebensweise den Fall aus der Konsum-Wachstumswelt für uns Vorreiter aber durch unser Beispiel auch für viele Andere möglicherweise abmildern könnte.
Nicht erwähnt - außer in der Nennung des Risikos der Technologienebenwirkungen eines jeden Wachstumszyklus - bleiben die Gefahren der Künstlichen Intelligenz. Darüber gibt es bei mir schon und wohl auch weiterhin einiges an Ideen, Befürchtungen und Vorstellungen.
Niko Paech: Befreiung vom Überfluss auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie
Ich habe versucht meine Kommentare und Ergänzungen blau zu markieren!
10. Auflage 2018 Copy Right 2012 oekom Verlag, München
auf meiner Familienbergtour und drum herum habe ich mit Cousine Ilsi ausgiebig diskutiert. Als ich wieder zuhause war, erreichte mich ihre Nachricht: "Kennst du Niko Paech?" Ich kannte nicht. Ilsi ging mit einer Freundin zu einem Vortrag von ihm und war positiv beeindruckt. Sie sah viele Parallelen zu meinen Thesen und meiner Lebensweise. Ich beschloss, mich mit ihm zu beschäftigen. Ich bestellte mir eines seiner Bücher, das ich hier vorstellen will.
Aus Wikipedia: "Niko Paech geboren 1960 in Schüttorf in Niedersachsen ist Volkswirt. Er lehrt und forscht an der Universität Siegen als außerplanmäßiger Professor im Bereich der Pluralen Ökonomik. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem im Bereich der Umweltökonomie, der Ökologischen Ökonomie und der Nachhaltigkeitsforschung. Paech hat in Deutschland den Begriff der „Postwachstumsökonomie“ geprägt und gilt als Verfechter der Wachstumskritik."
Einleitung: Wohlstandsdämmerung - Aussicht auf mehr Glück?
Zweck des Buches: Erleichterung des Abschiedes von einem Wohlstandsmodell, das unrettbar geworden ist, da es vom Wachstum abhängt in einer Welt, die längst an die Grenzen des Wachstums gestoßen ist. Der Schuldenberg wächst, Rohstoffe werden knapp z.B. fossile Rohstoffe, Seltene Erden, Metalle und Flächen! Die Globalisierung verschob die Probleme in neue Räume erhöhte zugleich die Abhängigkeit von überregionalen Versorgungsketten und Marktdynamiken. Der zu schwindelerregender Höhe aufgetürmte Wohlstand wird zur Sollbruchstelle. Er gleicht einem Kartenhaus, dabei einzustürzen. Aber ist das eine schlechte Nachricht? Nein, denn die geschundene Ökosphäre braucht dringend eine Verschnaufpause!
Das BIP (Bruttoinlandsprodukt) ist eher ein Maß für die ökologische Zerstörung als ein Maß für das Wohlergehen von Gesellschaften. Das allgemein gültige Ziel "Glück" ist nur zu einem sehr geringen Teil von materiellen Gütern abhängig.
Das Buch beschäftigt sich mit drei Thesen: Erstens: unser Wohlstand ist ohne Wachstum nicht zu stabilisieren und ist das Resultat einer umfassenden ökologischen Plünderung. Menschen eignen sich Dinge an, die in keinem Verhältnis zu ihrer eigenen Leistungsfähigkeit stehen. Sie entgrenzen ihren Bedarf von den gegenwärtigen Möglichkeiten, von den eignen körperlichen Fähigkeiten und von den lokal oder regional vorhandenen Ressourcen (Kapitel I-III).
Zweitens: Der Versuch wirtschaftliches Wachstum von ökologischen Schäden zu entkoppeln, scheitert oder führt sogar zur Verschlechterung der Umweltsituation (Kapitel IV).
Drittens: Das Alternativprogramm einer Postwachstumsökonomie bedeutet eine drastische Reduktion industrieller Produktion, aber stärkt die ökonomische Stabilität der Versorgung (Resilienz) (Kapitel VI).
Unsere reizüberflutete Konsumsphäre verbraucht unsere Zeit. Sie zurückzugewinnen steigert das Glück! Das einzige verantwortbare Gestaltungsprinzip im 21. Jahrhundert heißt Reduktion!
Kapitel I: Über seine Verhältnisse leben - ein vermeintliches Menschenrecht
Zunächst bringt Paech als Illustration für die These, dass unser Wohlstand auf einer umfassenden ökologischen Plünderung beruht Finanzkrise um Griechenland. Darüber wird heute nicht mehr viel gesprochen, aber das Buch entstand 2012 und die Schuldenkrise drang ab 2010 in breite Teile der Öffentlichkeit. Die Stützung des Euro und das Halten Griechenlands in der EU wurden monströse finanzielle Rettungsschirme aufgespannt mit der Begründung, dass das Scheitern des Euro noch viel teurer werden würde. Die wiedereingeführte D-Mark würde steigen und steigen, andere Währungen fallen, was eine Bedrohung für unseren Wohlstand als Exportnation darstellen würde. Noch anschaulicher finde ich die gegenwärtige Diskussion um Wirtschaftsförderung und Lockerung oder Aufhebung der Schuldenbremse im Angesicht internationaler Wachstumskrisen unserer Exportabhängigkeit und dem Wegbrechen billigen Gases. Deutlicher kann man nicht zeigen, wie wenig unser Wohlstand auf uns selbst beruht und wie sehr er auf Kosten anderer Faktoren erschwindelt wird.
Die große Mobilmachung Die europäische Entwicklungslogik ist von bestechender Schlichtheit. "Demnach ist alles einzuebnen, was der Ausdehnung von industrieller und landwirtschaftlicher Produktion, dem Gebäude- und Infrastrukturneubau, bis in die letzte Nische reichenden Schiffs- und LKW-Transporten sowie kerosintriefenden Bildungs-, Projekt- und Party-Nomadentum im Wege sein könnten." Vermarktungsmöglichkeiten steigen, wenn es keine Grenzen gibt, keine Währungsrisiken, Transportlosten, Planungsträgheiten, hinderliche Bürokratie oder gesetzliche Ungleichheiten. Auch der Gedanke zeigt sich wieder in der aktuellen Diskussion. Da wird der Abbau von Bürokratie gefordert, und damit häufig die Aufgabe von mühsam erreichten Umwelt., Natur- und Klimaschutz. Es werden Versäumnisse der Infrastruktur beklagt, die den reibungslosen Handel nahe des Nulltarifes mit billigen (fossilen) Rohstoffen behindern. Die Subventionierung der Energiepreise wird von der Wirtschaft erpresst mit der Drohung mit Abwanderung und ein grüner Wirtschaftsminister geht bereitwillig darauf ein.
Diese gegenseitige Raumdurchdringung von Staaten greift auch auf individueller Ebene. Was mir an einem Ort nicht gefällt oder nicht gelingt, das versuche ich anderswo. Das erhoffte Glück ist immer einem Ortswechsel oder einige Flugstunden entfernt. Unternehmen zergliedern ihre Wertschöpfungsketten in immer spezialisiertere Teilprozesse, um sie je nach Kostenvorteil und Absatzmärkten geografisch optimal zu verschieben. Die persönlichen Lebensstile werden zu einer Ereigniskette räumlich verteilter Events. Das gilt für Urlaub, Bildung, soziale Vernetzung, Fernbeziehung, politisches Engagement, künstlerische Betätigungen, beruflicher Alltag, das Shopping, sportliche Aktivitäten bis hin zum Partytourismus. Das alles dient dem Ziel zu maximalem Wachstum an Wertschöpfung und individuellen Selbstverwirklichungsoptionen denen der Weg durch immer neue Verwüstungen gebahnt werden soll.
Haben jetzt - zahlen später Das kreditfinanzierte Leben von Personen, Firmen oder Staaten ist eine Entgrenzung zeitlicher Art. Unzufrieden mit dem, was gerade möglich scheint, werden zukünftige Möglichkeiten geplündert und in die Gegenwart verschoben. Das ist um so effektiver, je weiter die Rückzahlung in die Zukunft verschoben wird. Die Leidtragenden von Staatsverschuldung sind größtenteils noch gar nicht geboren und können sich nicht wehren. Gerechtfertigt wird diese zukunftsvernichtende Praxis mit dem Glauben an den technischen Fortschritt und der Notwendigkeit von Wachstum gerade für die künftigen Generationen. Werden wir heute in der internationalen Wachstumswirtschaft abgehängt, heißt es, können das unsere Enkel nicht mehr aufholen.
Kapitalaufnahme und Kapitaldienst (Zinsen) bedingen wirtschaftliches Wachstum. Selbst wenn aufgenommenes Kapital und die Zinsen in der eigenen Lebensspanne zurückgezahlt werden können, so ergibt das nur einen Sinn, wenn das zu wirtschaftlichem Wachstum führt. Was hätte es sonst für einen Sinn (abgesehen von existenziellen Notlagen), sich Geld zu leihen, wenn man nachher nicht besser dasteht, ja schlechter, wenn man an die fälligen Zinsen denkt. Die Gefahren, das das komplizierte System aus Schulden und Wachstum in sich birgt, der Zusammenbruch des Kartenhauses, werden von allen Beteiligten gefürchtet. Kein Wunder, dass der Staat selbst die schlimmsten Klimakiller nicht besteuert, sondern sie sogar wie z.B. unwirtschaftliche Flughäfen noch subventioniert. Alle Versuche Auto fahren, fliegen, unnötigen Konsum, nach belieben Bauen etc. einzudämmen, scheitern, weil unter den Wahlbürgern die Nutznießer eines Lebens über ihre Verhältnisse längst in der Mehrheit sind.
So dienen die europäischen Agrarsubventionen nicht der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung, sondern sie halten auf Kosten der Artenvielfalt und der Umwelt die Preise für das Essen künstlich klein, damit dem Konsumbürger genug des Geldes für Konsumgüter bleibt.
Von Bildung, Gesundheit, Sicherheit, Wasser, Verkehrssysteme, Energie, Abfallentsorgung, Kulturangebote etc. wird erwartet, dass sie so billig sind, dass sie den gewohnten Konsumalltag nicht wesentlich finanziell stören. Auf diese Weise nehmen alle, wenn auch zu unterschiedlichen Anteilen am Wachstum teil. Gewerkschaftliche Verteilungsdebatten und Kämpfe sind zwar durchaus richtig und wichtig, sind aber nicht genug. Lässt sich Plünderung etwa dadurch legitimieren, dass die Beute gerecht verteilt wird?
Kapitel II: Fortschritt als Illusion - Wohlstand durch Plünderung
Beim näherem Hinsehen erweist sich der technische Fortschritt und der menschliche Erfindergeist als Quelle von Wohlstand als Mythos.
Effizienzmythos I: Industrielle Arbeitsteilung und Marktwirtschaft
Gängige Erklärung: Wenn die Produktion von Gütern in viele isolierte Teilprozesse zerlegt wird, auf die sich einzelne Produzenten spezialisieren, so kann insgesamt mehr produziert werden, als wenn ein Produzent das ganze Gut herstellen würde. Es wird unterstellt, dass der Effizienzgewinn sich nicht aus vermehrten Materialeinsatz speist, sondern aus Wissen, Fertigkeiten, bessere Organisation, jedenfalls aus nicht materiellen Dingen.
Tatsächlich geht es um weit mehr, als um das Optimieren: Nämlich um die Überwindung von Raum und Zeit.
Gedankenspiel: Die Bürger einer kleinen Stadt versorgen sich selbst. Sie backen ihr eignes Brot, stellen Kleidung her, Schuhe, Möbel etc. Sie kommen überein, dass sich jeder von ihnen auf die Herstellung eines Produktes konzentriert. Den ganzen Tag nur Brot backen oder Socken stricken ermöglicht es den Personen darin sehr geschickt und gut zu werden. Es braucht für jedes Produkt nur einen Satz an Werkzeugen wie Backofen oder Nähmaschine und so etwas muss nicht in jedem Haushalt stehen. Das senkt den Produktionsaufwand (Kosten) und steigert den Wohlstand Aller. Diese Effizienzsteigerungen wären aber bald ausgereizt. Eine weitere Wohlstandssteigerung wäre denkbar, wenn z.B. die Bäckerei auch die Nachbarstadt beliefern könnte, weil da z.B. das Getreide teurer ist. Im Gegenzug könnte sich die Nachbarstadt auf Schuhe spezialisieren, weil dort z.B. das Leder billiger ist. Eine weitere Kostensenkung könnte sich ergeben, wenn der Schuster z.B. die Sohlen nicht mehr selbst herstellt, sondern sie von einem anderen Hersteller bezieht, der weit entfernt angesiedelt ist und dort sehr viel billiger produzieren kann als am eigenen Standort. Aber es ist ein hoher Aufwand von Nöten an Anlagen, Transportkosten und Organisation. Damit sich das lohnt, muss die Stückzahl stark erhöht werden. So bedingen sich die Ausweitung der Märkte und die Effizienzsteigerung der Produktion gegenseitig.
Die vermeintliche Effizienz der industriellen Arbeitsteilung führt dazu, dass Produktionsstätten vergrößert, verändert, ersetzt, entsorgt und verlagert werden müssen. Der Transportaufwand steigt, ebenso die Umweltbelastungen.
Seit die Verwüstungen dieser Entgrenzung der Produktion nicht mehr zu vertuschen sind, wird die Hoffnung auf materiell entkoppeltes Wachstum in die Digitalisierung gesetzt. Aber gerade die wird zum Schrittmacher materieller Expansion. Nichts braucht soviel Energie und Ressourcen wie Streaming Dienste, künstliche Intelligenz, virtuelle Welten (Second Life) etc. Die Chips verbrauchen Rohstoffe und es fließen Milliarden Subventionen in diese digitalen Zukunftstechnologien. Diese Gelder müssen erwirtschaftet werden. Auch digitales, virtuelles Wachstum ist auf der Verschwendung von Rohstoffen und biologischen Räumen aufgebaut, das nicht materielle Wachstum ein Mythos.
Effizienzmythos II: Innovationen und Produktivitätsfortschritt
Die Idee ist plausibel: Wenn technischer Fortschritt zu geringeren Stückkosten führt, können die Preise sinken.
Aber die Stückkosten lassen sich nur durch eine hohe Anzahl an Stück verringern, die mit neuen Produktionsstätten und Maschinen erzeugt werden müssen. Damit sich die Investitionen lohen, muss eine noch größere Zahl an Output erfolgen. Die Folge ist eine Erweiterung der Märkte für Absatz und Rohstoffe. Dazu kommt, dass die Konkurrenz nicht einfach aufgibt, sondern ihrerseits die Effizienz zu steigern versucht und neue Märkte braucht. Die Konkurrenz zwingt zu engen Kalkulationen und die zu weiterer Marktdurchdringung. Durch den Zwang mit immer neuen Produktionsstätten immer "effizienter" zu produzieren ohne dass die alten unbrauchbar geworden wären bedeutet eine enorme Vernichtung von Ressourcen und investiertem Kapital.
Effizienztypen I und II sind eng miteinander verzahnt und bilden immer "Neue Kombinationen" (Schumpeter) Sie erschließen immer neue noch brach liegende Ressourcen. Wind-, Solar- und Bioenergienutzung bisher "unproduktive Flächen" oder widmen sie gewinnbringend um. Offshore Anlagen und Solarparks auf Landwirtschaftsflächen, Windräder in Wäldern etc. sind Beispiele. Durch die E-Autos und Stromspeicher werden z.B. "Seltene Erden" und Coltan, die vorher niemand brauchte, zu begehrten, weil knappen Wirtschaftsgütern. Die kolossalen Mengen an Elektroschrott bieten wiederum neue Möglichkeiten für die Entsorgungs- und Recyclingindustrie.
Wohlstandssteigerung durch Arbeitsteilung und technischem Fortschritt erweist sich als Mythos. Aber es ist nicht der einzige Mythos, den es zu entzaubern gilt.
Arbeitskraft als Quelle für Wohlstand?
Wer arbeitet bekommt Geld und kann sich was kaufen. Somit gelten Konsum- und Mobilitätswohlstand (Reisen) als verdient und erarbeitet. Wirklich? Konsumenten verbrauchen Dinge, die sie selbst niemals herstellen könnten oder wollten. Andernfalls wären sie Produzenten oder Selbstversorger. Das Wesensprinzip des Konsumierens besteht darin, sich die von anderen Menschen an anderen Orten geleistete Arbeit vor allem die so erzeugten Produkte aus Ressourcen und Flächen zunutze zu machen. Wenn Kapitalismuskritik sich auf die Aneignung des Mehrwertes beschränkt, wie dies bei Marx z.B. der Fall ist, greift sie zu kurz. Das ist in der Zeit von Marx nicht weiter aufgefallen, aber heute im Zeitalter der Globalisierung wird klar, dass der Konsum nur durch entgrenzte Arbeitsteilung möglich ist. Die fleißigen Arbeiter und die genialen Unternehmer beanspruchen als Lohn für ihre Mühen eine Beute, die es aus ökologischer Sicht gar nicht erst geben dürfte und die alles andere als "verdient" oder "erarbeitet" ist.
Umgeben von Energiesklaven
Der Trend geht zum Internet der Dinge. Mit einem Fingerwisch auf dem Bildschirm von denen einer in jedem Raum steht wird der komplette Alltag gesteuert. Der Kühlschrank bestellt selbstständig Nachschub. Die eigenen Digitalkamera, Akkuschrauber, Latte-Macchiato-Maschine, Auto usw. erspart die Bürde des Nachfragens, Wartens, Verhandelns, Arrangiereins, Bittens, Teilens und zeitweise Entsagens.
Fitness-Geräte und Schönheits-OPs dienen der Selbstoptimierung. Gesellschaftspolitisches Handeln lässt sich durch eine Überweisung an Greenpeace sicher bald auch von der Verbrauchsschleuder Flugzeug aus nebenbei abhaken.
Was dabei verkümmert sind neben manueller Kompetenzen vor allem die Kraft zur Genügsamkeit!
Die Eintrittskarte für das Schlafaffenland ist Geld. Das ist das Bindeglied zwischen Zugriffsberechtigung und angeblich erbrachter Gegenleistung. Aber die Marktdynamiken leistungsloser Geldvermehrung (Spekulationsgewinne, Zinsen, Erbschaften, Renditen etc.) entkoppeln die Verbindung zwischen Leistung und Konsumanspruch. Wie rechnen sich das Versenden von Emails, Telefonieren, das Teilnehmen an Besprechungen auf Einfamilienhäuser und Urlaubsreisen um? Wie "verdient" rechnet sich der Spekulationsgewinn von 50000 € in Autos, Urlaubreisen oder Flachbildschirme um?
Die Simulation der eigenen Leistung in "Small is Beautifull" (1973) beklagt Ernst Friedrich Schumacher, dass moderne Technologien den Menschen die Handarbeit rauben. Er zieht eine Trennlinie zwischen Menschen die produzieren und solchen, die anderen sagen, was sie tun sollen.
Heutzutage gleicht moderne Produktion einem Verstärker, der ein minimales menschliches Signal in eine donnernde Symphonie an Energie- und Materialumwandlung übersetzt. Dis gilt natürlich nur für hochentwickelte Industriegesellschaften. Aber die, die es noch nicht sind, fordern zurecht ihren Aufstieg und ihre Teilhabe an der "Schönen Neuen Welt! Das Befehligen unzähliger Energiesklaven steht in keinem Zusammenhang mehr zur eigenen Arbeitsleistung.
Wissen als Quelle für Wohlstand
Der Zugang zur "Schönen Neuen Welt" liefert das Geld als Belohnung für mehr oder weniger symbolisches Handeln. Ein Weg in der Hierarchie der Symbolproduktion weit aufzusteigen, ist Bildung.
Die Bildungsindustrie gilt als Schlüsselindustrie für Wohlstand. Mängel daran (Pisa Studie) rechtfertigen massiven Einsatz von Steuergeldern. Das Bildungssystem bereitet auf die entgrenzte Arbeitsteilung und Mobilität vor. (Auslandsstudium, Gastsemester, Schüleraustausch) aber die praktisch handwerklichen Fähigkeiten gehen selten über die Bedienung eines Touchscreens hinaus.
Die "erarbeiteten" Bildungsabschlüsse sind an den Anspruch entsprechender guter Positionen im Arbeitsleben gekoppelt. Andere Daseinsformen die auf praktischer und bescheidener Lebenskunst beruhen, werden als "bildungsfern" diskreditiert.
Zwischenfazit: Die Rückkehr zur Sesshaftigkeit und zum menschlichen Maß
Die enorme Steigerung des materiellen Wohlstandes seit Begin der Industrialisierung beruhen allein auf ökologischer Plünderung. Diese Erkenntnis angewandt auf jedes einzelne Individuum ergäben bei 7 Milliarden Menschen nach Ansicht des WBGU (Wissenschaftlicher Beirat für Globale Umweltveränderung) eine individuelle CO2- Menge von 2,7 Tonnen pro Jahr. Das bedeutet zugleich eine Rückkehr zur Sesshaftigkeit, denn ein CO2-Budget von 2,7 Tonnen pro Mensch und Jahr lässt keine großen Sprünge zu.
Friedrich Schumacher und Leopold Kohr haben den Begriff der "mittleren Technologie" geprägt. Ivan Illich spricht von der "konvivialen Technologie". Vereinfacht meint das Hilfsmittel und Werkzeuge, die die Produktivität menschlicher Arbeitskraft zwar erhöhen, aber nicht ersetzen: Fahrräder, Nähmaschinen, ökologischer Landbau, Angelruten, Mechanische Rasenmäher, Handwerkszeuge, Mehrwegverpackungen, Segelschiffe, reparable Holz- und Metallprodukte etc. .
Der Zwang zur Ausweitung des BIP kann z.B. durch Reduzierung der Arbeitszeit von 40 auf 20 Stunden aufgehoben werden. Die frei werdende Zeit kann für Selbstversorgung und Gemeinschaftsbildung verwendet werden.
Alle Praktiken, die dazu verhelfen materiell über seine Verhältnisse zu leben, schmälern auf einem endlichen Planeten die Möglichkeiten zukünftiger Menschen. Nicht nur Unternehmen beuten aus. Wenn Ausbeutung darin besteht, sich Werte anzueignen, die in keiner reziproken Beziehung zur eignen Leistung steht, gilt das für jeden Konsumenten. Entgrenzter materieller Wohlstand entsteht nur aus ökologischer Plünderung!
Kapitel III: Freiheit als Illusion - neue Abhängigkeiten
Begriff: Fremdversorgungssystem Darunter wird ein hoch arbeitsteiliges Waren- und Dienstleistungssystem verstanden, indem der einzelne Teilnehmer Geld mit einer hoch spezialisierten Tätigkeit erwirbt, mit dem er sich fast ausschließlich einkauft, was er an Waren und Services braucht.
Wer hoch fliegt, fällt um so tiefer
Je tiefer jemand in einem System der Fremdversorgung steckt, desto mehr ist er ihm schicksalhaft ausgeliefert. Wenn alle Supermärkte des Landes plötzlich keine Waren mehr führten, und die Lieferdienste für Internetbestellungen nicht mehr funktionierten, wäre der "homo consumens" zum aussterben verdammt. Denn die Fähigkeit sich durch eigene gärtnerische und handwerkliche Leistungen oder lokale Ressourcen seine Daseinsgrundfunktionen zu gewährleisten, hat er verloren. Der Bürger im Fremdversorgungssystem ist von finanziellen Mitteln abhängig, ob auf dem Markt erworben oder als Sozialleistung vom Staat. Auch seine soziale Teilhabe hängt davon ab, ob und wieviel er vom Fremdversorgungssystem für sich abzweigen kann. So steigt von Jahr zu Jahr das politisch definierte Versorgungsminimum, das als Armutsgrenze festgelegt wird. Individuelle Freiheit und die Teilhabe an der Gesellschaft bedeutet, sich auch soviel leisten zu können wie andere.
Wer hoch fliegt, fällt um so tiefer! Komfortable Fremdversorgung wird mit hoher Verletzlichkeit erkauft. Je höher das Niveau an Komfort, Mobilität und Konsum, desto katastrophaler der Absturz! Wer es sich in der "wattierten Nonstop-Rundumversorgung" gemütlich gemacht hat, verliert die individuelle Freiheit, die Fähigkeit sich selbst zu versorgen.
Deshalb leben die Fremdversorgten ständig in Angst vor der Zukunft und reagieren äußerst gereizt, wenn die "geldspeiende Wachstumsmaschine" auch nur zu stottern beginnt. Kapitalismuskritik kann diese Angst nicht heilen, denn das Problem wird nicht dadurch gelöst, dass die Menge der zur Verfügung stehenden Fremdversorgungsleistungen gerechter verteilt werden.
Wenn wir den Rückbau überzogener Ansprüche nicht selbst vornehmen, werden es schicksalhafte Umstände für uns erledigen. Aber nicht mit Samthandschuhen!
Peak Everything: Konsumgesellschaften verlieren ihre materiellen Grundlagen.
Unser notwendiges Wachstum hängt von Ressourcen ab. Der "Peak Oil", also das zeitliche Maximum der weltweiten Förderrate von Rohöl ist längst überschritten und der Versuch zunehmend erneuerbare Ressourcen einzusetzen führt unweigerlich zu einem "Peak Everything". Cobalt, seltene Erden, knappe Metalle sind unabdingbar für die Abkehr von den fossilen Rohstoffen, wollen wir unser Konsumniveau halten. Schlimmer, die Milliarden an Unterprivilegierten der sogenannten "Dritten Welt" wollen ihren Anteil am Kuchen. Der Druck auf Innovationen und der Erschließung neuer Rohstoffquellen ist riesig und manche denken schon an den Weltraum, an Nachbarplaneten und Monde.
Fremdversorgungsabhängigkeit maximiert das Risiko sozialen Absturzes. Die kommenden Finanz- und Verschuldungskrisen werden dieses Risiko erhöhen. Nur der Rückbau des Fremdversorgungssystems kann die inzwischen erreichte Fallhöhe verringern, den Sturz abmildern, der unvermeidlich ist!
Kapitel IV: Mythos Entkopplung - die Mär vom "grünen Wachstum"
Die Politik verspricht uns die besten aller Welten durch "Grünes Wachstum". Man tut so, als könne unsere Wohlstands- und Konsumgesellschaft munter weiter wachsen und das wäre sogar die Voraussetzung dafür, Umwelt- und Klimaschutz zu betreiben, den das kostet Geld. "Green New Deal" und "Dritte industrielle Revolution" sind andere magische Worte für das Zauberkunststück ewiges Wachstum und Ökologie zu verbinden. Das Ganze mutet wie eine magische Diät für Übergewichtige an: "Friss das Doppelte und nimm dabei ab!"
Aber niemand vermag zu erklären: Wie soll jemals praktisch wahr werden, was noch nicht einmal theoretisch funktioniert?
Dabei ist unter relativer Entkopplung und absoluter Entkopplung zu unterscheiden. Bei ersterer sinkt der Anteil der CO2-Belastung pro zusätzlichem Dollar des steigenden BIPs. Bei letzterer sinkt die ökologische Belastung insgesamt, trotz steigendem Wachstums.
Materielle Rebound-Effekte
Technische Innovationen brauchen immer auch Material. Im Idealfall verbrauchen sie weniger Ressourcen als die alten Techniken. Alte Techniken bestehen zumindest vorläufig fort, und werden im günstigsten Fall nach und nach durch die neuen Techniken ersetzt. Der Abbau der alten Technologien stellt eine Vernichtung von Ressourcen dar. Frei gewordenen Ressourcen durch die neuen Techniken führen oft zu zusätzlichem umweltbelastenden Konsum.
Unbeherrschbare Innovationsrisiken
Ökologische Entkopplung setzt technischen Fortschritt voraus fordert Innovationen. Die Risiken und Langzeitfolgen dieser Innovationen sind bei der Einführung meist unbekannt. Der in den 1980ern eingeführte Katalysator für Benzinmotoren war eine Sensation und nahm den Kritikern der Verbrennungsmotoren den Wind aus den Segeln. Der ökologische Rucksack eines Katalysators beläuft sich wegen des Platinbedarfs auf ca. eine Tonne Materials. Im Zuge seiner massenhaften Verbreitung stellte sich heraus, dass sie Edelmetall-, Keramikfaser-, Lachgas- und Ammoniak-Emissionen freisetzen. Dadurch hat sich unter anderem die Moos- und Flechten -Vegetation an den Straßenrändern verändert. Viele der aktuell diskutierten Entkopplungsstrategien erfordern innovative Lösungen im Bereich Digitalisierung, Mikro- und Halbleitertechnik und der drahtlosen Kommunikation. Wie sich z.B. die steigende Strahlenbelastung auswirken wird, ist noch nicht bekannt. Hierfür wären Langzeitstudien nötig, die aber aus Zeit und Kostengründen und aus Angst vor dem Ergebnis nicht gemacht werden. Schlimmer noch, das würde gar nicht funktionieren, denn eine auch nur halbwegs realitätsnahe Versuchsanordnung kann gar nicht erstellt werden. So sind die Verbreitung all dieser Strahlungsquellen zugleich Experiment und Ernstfall! Wir und das gesamte Ökosystem sind die Versuchskaninchen! Werden die Schäden sichtbar, ist es zu spät. Die bereits eingetretenen Schäden sind nicht mehr Rückgängig zu machen und es haben sich längst Verwertungsinteressen herausgebildet, die sich bestens zu verteidigen wissen und drittens haben sich moderne IT-Endgeräte zu einer unverzichtbaren Symbolik für Selbstdarstellung entwickelt. Außerdem, wer soll alle diese Geräte wieder einsammeln und entsorgen?
Es gibt viele solcher Beispiele. Chemikalieneinsatz überall, auch in Hygieneartikeln, Mikroplastik, Isolationsmaterial, Wind- und Solar-Parks.
Die nächsten Fortschrittswellen ziehen heran: Elektromobilität, Freiflächen-Fotovoltaik, Desertec, Carbon Capture und Storage (CCS), Pumpspeicherkraftwerke, Smart Homes etc.
Die Neuen Techniken verheißen grandiose Fortschrittschancen, die das Risiko rechtfertigen. Die negativen Folgen sind unvermeidlich, gelten aber als eher zufällige Kunstfehler, die bei der nächsten Technologiewelle wieder behoben werden. Die Nebenwirkungen einer Innovationswelle erfordern die nächste Innovationswelle und so weiter. In Summe wird es immer schlimmer!
Als die für den Menschen fatalste Innovation könnte sich die KI (Künstliche Intelligenz) erweisen!
Finanzielle Rebound-Effekte
Durch Effizienzsteigerung eine Ressource muss deren Verbrauch nicht sinken (Wilhelm Stanley)
Wird ein Produkt billiger hergestellt, sinkt aus Marktvorteilsgründen der Preis. Das führt zu einer erhöhten Nachfrage. Ist eine Ressource billiger zu haben, wird Geld frei, sich andere Ressourcen zu konsumieren! Derartige Effekte wären nur vermeidbar, wenn die Effizienzsteigerung sowohl beim Produzenten auch als auch beim Konsumenten komplett abgeschöpft würden. Aber: würde es dann noch Innovation geben? und vor allem? Gibt es dann noch Wachstum? (Wir untersuchen hier grünes Wachstum, ohne Wachstum wäre es kein grünes Wachstum. Dass "grüne" Effekte ohne Wachstum, ja durch Schrumpfen möglich sind, ist gerade Gegenstand des Buches!)
Der Kapazitäts- und der Einkommensaspekt ökologischer Investitionen
Jede Investition in neue Produktionsstätten löst einen Kapazitäts- und Einkommensaspekt aus. Die gesteigerte Kapazität erhöht den Gesamtoutput, wenn nicht dafür andere Produktionsstätten abgebaut werden. Der Einkommensaspekt tritt immer auf.
Beispiel Ökostrom: Die Investition in Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom stellen zunächst keine Kosteneinsparungen dar, sondern erhöhen die ökologische Qualität des Stromes. Selbst wenn der Strom dazu dient, fossil und atomar generierten Strom zu ersetzen, bleiben die Gewinne der Betreiber und die Löhne der Arbeiter und Angestellten und steigert damit die Volkswirtschaftliche Kaufkraft. Man könnte nun die zusätzliche Kaufkraft in wenig material- und energieintensive Dienstleistungen umleiten, wie Bildung. Angenommen, es gelingt die Einkommenszuwächse durch die Investition in erneuerbare Energieanlagen vollständig in Bildung umzulenken, dann dürften dies nur Ausgaben für zusätzliches Personal sein, z.B. Lehrer. Die Investition in Gebäude, Computer, Bildungsreisen würde die ökologische Neutralität ausschließen. Aus demselben Grund müssten die Lehrer mit ihrem Gehalt nur Lehrer nachfragen und diese ebenfalls ... Aber die Lehrer werden sich nicht davon abhalten lassen, dieselben Konsumgüter nachzufragen, wie andere Konsumenten auch. Studien zufolge liegt die durchschnittliche CO2 Menge eines einzigen Euros zusätzlichen Einkommens bei über einem Kilogramm. Dazu kommt, dass wenn der Strompreis sinkt, weil Ökostrom billiger herzustellen ist, der Strombedarf steigen wird.
Psychologische und politische Rebound-Effekte
Mit dem Argument ökologischer Effekte die von einer Neuerung ausgehen, kann es dazu kommen, ob der Effekt nun eintritt oder nicht, nicht ökologisches Verhalten zu rechtfertigen. So hat der "3 Wege Kat" die Kritik am Verbrenner zurückgedrängt, selbst aber die ökologische Belastung erhöht. Genauso würgt das Passivhaus die Diskussion über die Neubaubeschränkung von Einfamilienhäusern ab. Weder Katalysatoren noch Passivhäuser oder Photovoltaikanlagen sind zum ökologischen Nulltarif zu haben. Es kann eine zusätzliche Belastung resultieren, die ohne den legitimierenden Effekt der Entkopplung nicht eingetreten wäre.
Das Elektroauto regt zum häufigeren Fahren an. Es ist doch umweltfreundlich. Wer Ökostrom bezieht, hat ein gutes Argument es mit dem Stromverbrauch nicht so ernst zu nehmen.
Absolute Entkopplung Relative Entkopplung trägt per definitionem nicht zur Entlastung der Umwelt bei, denn nur im günstigsten Fall kann mit einem Sinken der ökologischen Belastung des Wachstums gerechnet werden. Aber insgesamt steigt die Belastung weiter. Selbst diese nur theoretisch eintretende Verlangsamung der Schadenszunahme scheitert regelmäßig.
Absolute Entkopplung - Wachstum ohne Umweltschäden - ist ein Paradoxon
Wenn durch neue Technologien keine neuen Materialien verbraucht werden dürften, müsste sie nur durch den Abbau der alten Technologien erfolgen. Es bedürfte eines perfekten Recyclings. Das gibt es nicht! Wenn das Wachstum aufrecht erhalten werden soll, müssten bald auch die bereits effizienten Technologien ersetzt werden, das würde den Verbrauch der vorhanden Materialen noch schneller verbrauchen. Und wenn man nur das vorhanden Material und die Flussgrößen ausgetauscht würden, worin bestände dann das Wachstum?
Von der Objekt- zur Subjektorientierung
Es ist fehlerhaft, einem Objekt, einer Dienstleistung, einer Technologie Nachhaltigkeitsmerkmale zuzuschreiben.
Ein Drei-Liter-Auto ist nicht klimafreundlicher als ein 20 Liter schluckender Opel Admiral, wenn erstere täglich 200km zur Arbeit fährt und letztere - stolzer Bahncard Inhaber nur 5 Mal im Jahr ein lokales Ziel ansteuert, zu dem es keinen öffentlichen Verkehr gibt.
Ein Passivhaus trägt nicht zur Klimarettung bei, wenn der Besitzer jede Woche eine Flugreise antritt und gerade deshalb vor allem wegen der Reputation in das Haus investiert hat.
Dasselbe gilt für die SUV-fahrende Stammkundschaft des Bio-Supermarktes, in deren Haus in jedem Zimmer ein Flachbildschirm hängt.
Der in Sack und Asche daherkommende Subsistenzaktivist aus der Berliner Alternativszene der heute im heimischen Garten buddelt und morgen an einer Klimakonferenz in New York teilnimmt - oder der Klimakleber, der nach der Aktion nach Thailand in den Urlaub fliegt.
Nachhaltigkeitswirkungen können sich nur auf der Basis individueller Ökobilanzen nachweisen lassen. Jedem Erdbewohner steht bis 2050 noch ein CO2 Kontingent von 2,7 Tonnen pro Jahr zu. Wer diese Forderung ablehnt, will entweder keinen Klimaschutz oder keine globale Gerechtigkeit. Die durchschnittliche CO2 Bilanz des Bundesbürgers wird derzeit (2012) auf 11 Tonnen geschätzt. Nachhaltigkeitsbemühungen, die sich der Subjektorientierung vorbeischummeln, sind nicht nur überflüssig sondern schädlich!
Kapitel V: Genug ist nie genug - Wachstumszwänge und Wachstumstreiber
Strukturelle Wachstumszwänge
Fremdversorgersysteme beruhen darauf, die Distanz zwischen Verbrauch und Produktion ständig zu vergrößern. Dadurch können Produktionsprozesse, die vorher an einem Standort gebunden waren je nach Kosten und Qualitätsvorteilen verschoben werden. Jede Stufe muss vor der Produktionsphase die nötigen Inputfaktoren vorfinanzieren. Dazu braucht es Kapital. Fremdkapital kostet Zinsen, Eigenkapital verlangt nach einer hinreichenden Rendite, sonst wäre es anderweitig besser investiert. Außerdem nimmt mit der räumlichen Entgrenzung der Bedarf an Infrastruktur und Anlagen zu. Beispiel: Ein einfacher Markt besteht aus einem Konsumgüterbetrieb, aus Arbeitnehmern und Anbietern weitere Inputfaktoren, die auch die Konsumenten sind. Periode 1 Das Unternehmen wendet 1000 Euro auf, um 750 Euro an Löhnen und 250 Euro an anderen Inputfaktoren zu finanzieren. Periode 2 Der Output soll für 1000 Euro + X Euro verkauft werden. X ist nötig, sonst entstünde kein Gewinn. Nehmen wir für X=100 an (könnte jeder positive Betrag sein) Jetzt werden auf der Nachfrageseite, die 1000 Euro einnimmt, zusätzliche 100 Euro gebraucht. Wenn die Fima auch in Periode 2 weiter nur 1000 Euro einsetzt, entsteht eine Lücke und die Produkte können nicht vollständig abgesetzt werden. Sie muss also mindestens 1100 für die Produktion aufwenden. Dadurch entsteht in der nächsten Periode wieder ein zusätzlicher Bedarf an 100 Euro. Dadurch entsteh lineares Wachstum!
Es ist anzunehmen, dass die zusätzliche Investition von jeweils 100 Euro pro Output finanziert wird und das eingesetzte Kapital kostet Zinsen. Bei einem gleichbleibendem Gewinn von 100 Euro würde der Gewinn durch die Zinsen bald aufgefressen. Deshalb muss der Gewinn tatsächlich exponentiell wachsen. Die Zinsen müssen mit in den Preis einfließen. Bezüglich des Einsatzes von Eigenkapital siehe oben. Die Wirkung des Zinses als Verursacher exponentiellen Wachstums bleibt erhalten. Schlussfolgerung: Um strukturelle Wachstumszwänge zu mildern muss man weniger Kapital einsetzen (oder den Zins abschaffen!)
Kulturelle Wachstumstreiber
Konsumgüter tragen zum persönlichem Glücksgefühl zunächst bei. Das ebbt aber bald ab und braucht neuen Input. Die Glücksforschung zeigt, dass die Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens nach Erreichen eines bestimmten Niveaus das Glück nicht weiter ansteigen lässt.
Trotzdem wird ständig versucht, den Konsum zu erhöhen. Als eine mögliche Begründung hierfür nennt der Ökonom Fred Hirsch, dass der Nutzen vieler Güter im Sozialprestige liegt und somit symbolischer oder demonstrativer Art sind. Konsum wird vom Wettbewerb geprägt, bei dem es um einen höheren Platz in der sozialen Hierarchie geht. Erreicht man den oder erlangt ihn wieder, fühlt man temporär Glücksgefühle. Die resultierende Dynamik ähnelt einer Rüstungsspirale. Ein immer höherer Konsum ist nötig, um ein bestimmtes Glücksniveau aufrecht zu erhalten.
Die nie versiegende Quelle für gesellschaftspolitischen Handlungsbedarf speist sich aus der Aufdeckung sozialer Differenzen, die dann durch weitere Konsumption ausgeglichen oder aufrechterhalten werden sollen. Genug ist eben nie genug. Wachstum erzeugt Differenzen, deren Beseitigung - ganz gleich auf welchem Niveau - neues Wachstum erzeugt.
Kapitel VI: Weniger ist mehr -Umrisse einer Postwachstumsökonomie
Eine Postwachstumswirtschaft muss die benannten strukturellen und kulturellen Wachstumstreiber vermeiden. Die strukturellen kann man nur durch eine Verkürzung oder Entflechtung komplexer Produktionsstätten mildern. Die Reduktion des Fremdversorgungsgrades reicht von regionaler Versorgung über lokaler Versorgung bis zur Subsistenz (Selbstversorgung) Kulturelle Wachstumstreiber kann man nur durch eine neue Kultur der Genügsamkeit erreichen. Das Fundament der Postwachstumsökonomie beruht auf Subsistenz und Suffizienz. (Mehr selber machen, weniger brauchen und sich gut dabei fühlen. Der Wettbewerb - wenn er denn schon sein muss - sollte nicht darum gehen wer mehr hat, sondern darum, wer weniger braucht und mehr davon selbst macht!)
Ökonomie der Nähe: Milderung struktureller Wachstumszwänge Vorteile einer Ökonomie der Nähe: Transparenz Wenn sich Kapitelgeber und -Nehmer kennen, Konsumenten zugleich Kapitalgeber der Produzenten sind, entsteht durch Nähe und Verflechtung Vertrauen, das geringere Risikozuschläge erfordert.
Empathie Durch die Nähe und die Verflechtung kennt man die Geschäftspartner. Man lebt in derselben Gemeinschaft mit ihnen. Da ist die Hemmung größer, einen Bekannten oder gar Freund zu betrügen oder abzuzocken.
Interessensgleichheit Wenn sich in einer genügend kleinen Ökonomie Kapitelgeber zugleich die Verwender der Produkte der Kapitalverwerter sind, würde eine Erhöhung der Kapitelzinsen oder Rendite sie selbst auch treffen.
Verwendungskontrolle Investiert der Kapitalgeber in der eigenen Region, kann er damit nach seine eigene ethisch politische Überzeugung investieren und ist mit dem Kapitalnachfrager gemeinsam am Gedeih der Heimat interessiert.
Wird für die Region und nicht für den globalen Markt produziert, fallen Transportwege weg, die Produktionsstätten bleiben kleiner, sehr teure Anlagen rechnen sich nicht, durch die Begrenzung des Marktes ist auch das Wachstum begrenzt.
Regionale Komplementärwährungen wie der "Chiemgauer" oder der "Bremer Roland" könnten eine räumliche Entflechtung unterstützen. Da der Gültigkeitsbereich begrenzt ist, besteht das Interesse statt teurem Umtausch in die Hauptwährung das Geld lokal auszugeben.
Der Effekt würde gefördert, wenn die Komplementärwährung zinsfrei und umlaufgesichert wären. Dabei brächte das Geld nicht nur keinen Zins, sondern würde an Wert verlieren, stellt man es länger nicht dem Markt zur Verfügung.
So richtig funktioniert das nur, wenn auch die Hauptwährung ohne Zinsen und umlaufgesichert wäre, denn sonst ist der Druck groß, sein Geld in dieser Währung "anzulegen". Aber ein Anfang wäre gemacht!
Damit würde die künftige Wirtschaft aus drei Säulen bestehen.
- Geldlose Lokalversorgung (Tauschkreise, selber machen für sich und Freunde) - regionale Märkte auf der Basis von zinslosen, umlaufgesicherten Komplementärwährungen - Leistungen aus globaler Arbeitsteilung für den lokal nicht herstellbaren Rest
Die damit angestrebte teilweise Deglobalisierung ist nur zum Preis der Reduktion der Warenvielfalt und der Kaufkraft erhältlich. Aber das ist genau das, worum es geht!
Kreative Subsistenz als Ersatz für Industrieoutput
Die kürzeste Wertschöpfungskette entspräche der kompletten Selbstversorgung. Das ist utopisch und auch nicht wünschenswert Wer beispielsweise mit anderen Nutzern einen Gemeinschaftsgarten betreibt, trägt zu einem Versorgungsmuster bei, das kein Geld, kaum Kapital, keinen Gewinn, keinen Zins und folglich keinen Wachstumszwang kennt. Durch die Verkürzung der Erwerbsarbeit ließen sich Selbst- und Fremdversorgung so kombinieren, dass die Abhängigkeit von einem auf Geld basierenden Einkommen sinkt.
Wodurch lässt sich der Bedarf an Industriegütern reduzieren? 1. Nutzungsintensivierung durch Gemeinschaftsnutzung. Einen Gegenstand vom Nachbarn leihen und ihm dafür ein Brot backen oder was anderes leihen, Vieles kann gemeinsam angeschafft oder wechselseitig mitbenutzt werden (Werkzeuge, Waschmaschinen, Gemeinschaftsräume, Gärten...)
2. Verlängerung der Nutzungsdauer. Bessere Pflege und Wartung, Reparatur. Reparatur- Arbeitskreise und -Shops haben sich als Sonderformen von Tauschkreisen regional schon gut bewährt! Verdoppelt man die Lebensdauer eines Produktes, kann die Produktion halbiert werden.
3. Eigenproduktion. Gerade bei der Nahrung, deren Ausbleiben am schnellsten zum Kollaps führen würde, kann man sich leicht selbst helfen. Fast jeder kann lernen einen Hausgarten zu bewirtschaften, einen Dachgarten oder Balkongarten anzulegen oder bei einem Gemeinschaftsgarten mitzuhelfen. In dem Bereich ist der ökologische Gewinn besonders groß. Frische und Qualität steigen. Handwerkliche- und künstlerische Leistungen, kreative Wiederverwertung ausrangierter Gegenstände usw. sind weitere Spielarten von Eigenproduktion.
Die drei genannten Möglichkeiten lassen sich je nach Fähigkeiten und Neigungen beliebig kombinieren und machen weniger abhängig von Fremdarbeit auf Geldbasis.
Viel Fremdarbeit für viele Konsumgüter kostet Zeit! Wir brauchen Zeit um die verbleibenden wichtigen Konsumgüter genießen zu können. Wer weniger benötigt, dem kann man weniger wegnehmen und er ist weniger angreifbar. Wo sich die Fähigkeit zu Selbermachen mit Genügsamkeit verbinden, werden Lebensstile robust.
Die Rolle der Unternehmen
Nach dem Rückbau kommt der Umbau. Neue Güter sollen viel langlebiger und reparaturfreundlicher werden. Gewollte Sollbruchstellen zur Absatzsteigerung müssen wegfallen.
Betriebe müssen: - Wertschöpfungsketten verkürzen - Arbeitszeitmodelle einführen, die die Arbeitnehmer nur noch halb so lange beschäftigt wie bisher. - Rohstoffe, Werkzeuge und Mitarbeiter lokal beschaffen - an Regionalwährungssystemen teilnehmen und sie fördern - das Produktdesign modularer, reparabler, wiederverwertbarer machen - Schulungen anbieten, die dem Erhalt, Reparatur und Wiederverwendung ihrer Produkte fördern
Weitere Aspekte einer Postwachstumsökonomie
Den Banken soll das Recht genommen werden, Geld zu schöpfen. Das ist ausschließlich das Vorrecht des Staates. Neu geschöpftes Geld soll zinsfrei in Umlauf gebracht werden. Dies schließt die Verwendung von Regionalwährungen nicht aus. Die Organisationsformen von Unternehmen soll sich hin zu Genossenschaften, Stiftungen, Non-Profit-Firmen entwickeln. Das gilt besonders für Banken.
Es muss eine Bodenreform geben. Boden ist kein produziertes Gut, sondern eine endliche Ressource. Grund und Boden muss allen Menschen zur Verfügung stehen, was sich nicht mit der Konzentration von Privateigentum an Grund und Boden verträgt. Privatleute und Investoren können nur Pächter aber nicht Besitzer von Grund und Boden sein.
Das Bildungs- und Schulsystem muss verändert werden. Die neuen Werte und Erkenntnisse müssen vermittelt werden. Die reine Wissensvermittlung muss von einem polytechnischem Unterricht abgelöst werden, in dem handwerkliche Fähigkeiten nicht im Gegensatz zu theoretischem Wissen stehen.
Alle Produkt sollen mit einem CO2 Footprint versehen werden.
Die Verteilungs- und Steuerpolitik könnte auch Obergrenzen für Einkommen und Vermögen umfassen.
Im Übergang sollte es ein Grundeinkommen oder Bürgergeld geben, das an gemeinnützige Tätigkeiten und Bedürftigkeit gebunden ist.
Dies sind nur ein paar Aspekte einer künftigen Postwachstumsökonomie.
Fazit: Wir haben (noch) die Wahl
Gegenwärtig ist eine Postwachstumsökonomie bestenfalls für eine sehr kleine Gruppe akzeptabel. Die Transition Town-, Urban Gardening- oder Repair- Bewegung sind Beispiele für Pionierleistungen, die einiges von dem vorwegnehmen, was auch auf den Rest der Gesellschaft zukommen dürfte. Die Frage ist nicht ob die Wachstumsgesellschaft zusammenbricht, sondern wann. Und ob
By design or by desaster?
also geplant und organisiert von statten geht, oder als Katastrophe über uns hereinbricht.
Je mehr Leute es sich vorstellen können für ihr Leben Elemente der Postwachstumsökonomie bereits vorausschauend zu entwickeln und in Teilen zu leben, desto leichter wird der Wechsel für Alle, wenn die Notwendigkeit ihn erzwingt, weil bereits auf bestehende erprobte Konzepte zurückgegriffen werden kann. Also, worauf warten wir noch?
Anhang: Postwachstumsökonomie im Überblick (aus dem Buch)
Gut gefällt mir, dass Herr Paech die Unmöglichkeit des "Grünen Wachstums" sehr ausführlich begründet hat. Er hat deutlicher und überzeugender darauf hingewiesen als ich das bisher tat, dass es nicht reicht, kommunistische Verteilungskritik zu üben, sondern dass das "Übel" weit darüber hinaus geht.
In ihm haben wir Selbstversorger einen Vertreter im universitären Bereich. Leider ist uns auch die Überzeugung gemeinsam, dass die Zeit -obwohl sie drängt - noch lange nicht reif ist dafür, dass der Postwachstumsgedanke in die Politik eindringt. Gemeinsam ist uns auch die Hoffnung, dass die beispiel- und modellhafte Vorwegnahme von Postwachstums-Elementen insbesondere eine einfacher und bescheidenere Lebensweise den Fall aus der Konsum-Wachstumswelt für uns Vorreiter aber durch unser Beispiel auch für viele Andere möglicherweise abmildern könnte.
Nicht erwähnt - außer in der Nennung des Risikos der Technologienebenwirkungen eines jeden Wachstumszyklus - bleiben die Gefahren der Künstlichen Intelligenz. Darüber gibt es bei mir schon und wohl auch weiterhin einiges an Ideen, Befürchtungen und Vorstellungen.
"Eben geht mit einem Teller Witwe Bolte in den Keller, dass sie von dem Sauerkohle eine Portion sich hole, von dem sie besonders schwärmt, wenn er wieder aufgewärmt!" aus Wilhelm Busch: Max und Moriz
Gestern habe ich unser Sauerkraut angesetzt. Den Kohl hatte ich schon Tage zuvor geerntet. Aber das Ansetzen des Sauerkrautes in unserem 15 Liter Fass ist eine Tätigkeit, die ich gerne schon mal ein paar Tage vor mir herschiebe.
Den Kohl putzen und so klein schneiden, dass er in den Krauthobel passt. Den Kohl wiegen. Den Kohl hobeln. Den Kohl in das Krautfass füllen. Eine Menge Salz abwiegen, die der 1,5 bis 2 Prozent der Menge des Kohls entspricht. Das abgemessene Salz und Gewürze dazu geben wie Apfelstücke, Zwiebeln, Ingwer, Kurkuma, Senfkörner, Lorbeerblätter, Wacholderbeeren, Kümmel ... Schicht für Schicht einfüllen und mit dem Krautstampfer festdrücken. Ist das Fass etwa zur Hälfte gefüllt, steigt schon der Krautsaft hoch. Am Ende soll das Wasser eine Handbreit über dem Kraut stehen. Ich decke das Kraut mit großen Kohlblättern ab und gebe die Steine darüber. Dann kommt der Deckel drauf und Wasser wird in die Rille gegossen, damit keine Luft eindringen kann, die Gärgase aber können entweichen.
Dann heißt es den Ofen anheizen. Wie gemütlich! Die Katzen finden das auch und auch die Tomaten werden schneller rot. Das Kraut fängt nach ein paar Stunden an zu blubbern. Die Temperatur soll jetzt für 5 bis 7 Tage um die 20 Grad Celsius betragen. Zum Glück geht das nicht so ganz genau. Wenn es über Nacht ein paar Grad kälter wird, verlängert das den Prozess etwas, aber es macht ihn nicht zunichte.
Wer es im Alter zwischen 50 und 60 nicht wenigstens für 10 Sekunden schafft, auf einem Bein zu stehen, der hat angeblich ein doppelt so hohes Risiko in den nächsten 10 Jahren zu sterben als wenn er es könnte.
Was man angeblich im Alter so alles nicht mehr können muss. Wenn man sich mit dem Alter mit immer weniger zufrieden gibt, so braucht es einem nicht wundern, dass man immer schwächer und schlechter wird.
Länger als 2 Minuten soll man den Test nicht durchführen, heißt es. Einverstanden, danach wird es auch langweilig!
Mein Vorschlag: ich ziehe mir die Socken und Schuhe immer auf einem Bein stehend an. Beim Tanzen habe ich auch immer wieder einbeinige Einlagen. Das fördert das Gleichgewicht und vielleicht auch die potentielle Lebensdauer. Wer weiß das schon? Aber schaden kann es nicht und fördert zumindest die Lebensfreude!
In den Nachrichten aus Politik und Wirtschaft stehen die Meldungen über die bevorstehenden Katastrophen, verursacht durch den Klimawandel, die geforderten Billionen, um die Schäden für die Armen, weitgehend unschuldigen abzumildern gleich neben den Horrormeldungen, dass die Wirtschaft auch nächstes Jahr nur ganz leicht wächst. Der Regierung wirft man Versagen vor, weil sie das nicht hinbekommt und die nächste tritt an um ebenfalls zu scheitern.
Machen wir uns klar, dass die erneuerbaren Energien, Solar und Wind, nur einen Anteil von 2 Prozent an der Primärenergie haben. Es ist nicht möglich, solchen "grünen" Strom in Mengen zu erzeugen um alles damit zu versorgen, was unser Konsumstand fordert oder gar noch zu wachsen.
Es wird Zeit für einen Postwachstumsökonomie!
Den Begriff hat Niko Paech eingeführt. Ein Professor an der Uni Siegen. Ich habe mir ein Buch von ihm bestellt ...
Dies ist mein 1001. er Beitrag. Wie die Zeit vergeht ...
Wieder spendierte der November dem Lichthügel ein wunderschön sonniges Wochenende. Da war es eine Freunde draußen zu sein. Die Fenster im Keller und Untergeschoß bekamen ihren zweiten und letzten Anstrich. Die ersten Wasserbehälter sind entleert, um sie auf Winterfröste vorzubereiten. Das Stangengestell der Stangenbohnen wurde abgebaut und der Bohnenacker umgegraben. Beim Umgraben haben sich noch paar Kartoffeln anagefunden, die vereinzelt wild vom Jahr davor ausgetrieben hatten. Nach wie vor gibt es ein Gals Himbeeren und nochmal so viele in den Bauch alle zwei Tage.
Die Beete sind bis auf das winterharte Gemüse abgeerntet. Zwei Mörtelkisten voll Kohl wartet auf Einlagerung und das milchsaure Einlegen als Sauerkraut und Co. Morgen soll es regnen, da ist ein guter Tag dafür.
Der Schrittzähler bestätigt 30000 Schritte für das Wochenende. Es ist aber auch so schön in Wald und Flur!
Pünktlich zur Klimakonferenz COP29 die morgen in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans beginnt, wird bekannt, dass wohl auch diese Jahr die 1,5 Prozent Erderwärmung im Durchschnitt überschritten werden. Eine Herausforderung für die Konferenz. Die Gelder, die gesammelt werden, um damit den ärmsten Klimaopfern zu helfen, sollen verzehnfacht werden auf eine Billion Dollar. Dabei hat Trump angekündigt, dass die USA wieder aus der Pariser Klimaschutzabkommen aussteigt. In den USA sollen Nationalparks und Naturschutzgebiete verkleinert werden, um die Ölförderung zu begünstigen. Noch ist er nicht an der Macht. Aber es wird erwartet, dass die USA keine größeren Verpflichtungen mehr eingehen werden.
Zitat von Gast im Beitrag #20P.S.: Man darf gespannt sein, wie lange der Herr Lindner als Finanzminister unter Kanzler Merz an seiner heiligen Schuldenbremse festhält, sollte seine Partei wider Erwarten die 5% erreichen.
Danke für den Beitrag, Eule! Die Schuldenbremse steht in der Verfassung. Sie kann daraus nur mit Zweidrittelmehrheit entfernt bzw. geändert werden. Die dürfte auch eine neue Regierung wohl kaum erreichen. Die Union und die FDP halten bislang eisern daran fest. Da wird schon eher die Ausnahmeklausel "Besondere Notlage" bemüht werden. Die Wahl Trumps könnte als solche interpretiert werden, was das Verfassungsgericht vermutlich nicht akzeptieren würde ...
Ich finde es ein komplettes Unding, dass sich Staaten auf dem freien Kapitalmarkt Geld gegen Zinsen leihen und somit einen immer wachsenden Betrag der Steuereinnahmen statt in neue staatliche Unternehmungen stecken zu können für Zins und (selten auch mal) Tilgung aufwenden müssen. Die Profiteure sind die Kapitalunternehmen, die die leistungslose Profitmaximierung vorantreiben.
Ein Staat muss sich mit dem begnügen, was er erwirtschaften kann. Dafür gibt es Steuern. Reicht das Geld nicht für das, was die Mehrheit meint, dass der Staat tun sollte, dann müssen die Steuern erhöht werden oder die Bürger leisten freiwillige Staatsdienste. Bei der Verteilung der Steuern sollte es gerecht zugehen und nicht die Profiteure ausnehmen, weil die sonst abwandern.
Warum wirkt sich der neue Nationalismus nicht so aus, dass man von Unternehmern erwartet, dass sie im Sinne der "Heimat" (Lokalität) wirtschaften, anstatt zum Zwecke der Profitmaximierung ins Ausland zu gehen.
Lasst die Profitmaximierer ziehen. Unsere Wirtschaft ist viel zu aufgebläht. Die Zeiten des ungezügelten Exportes sind vorbei. Lasst uns darüber nachdenken, was wir wirklich brauchen und das herstellen und erarbeiten. Dazu braucht es dann keine angelockten Arbeitskräfte aus aller Welt, die zuhause entwurzelt werden. Im Interesse der Umwelt, der Ressourcen und des Klimawandels, also in unserem höchst eigenem Interesse, lernen wir uns bescheiden. Glück und Zufriedenheit sind enge Freunde. Die Zufriedenheit kommt aus der Bescheidenheit. Die Gier führt zur Maßlosigkeit.
Lindners FDP dümpelt seit Langem so um die 5 Prozent. Meistens ist sie drunter. Im Letzten Deutschlandtrend lag sie bei 4 Prozent. Um zu verhindern, dass die FDP an der 5 Prozent Klausel scheitert, ist ihm fast jedes Mittel recht. Dass das vor-sich-Hertreiben der Koalitionspartner kein durchschlagender Erfolg war - die Ampel wirkte schwach und zerstritten und das fiel auch auf die FDP zurück - hat ihn nicht daran gehindert, jetzt das Aus zu provozieren. Er hat die strikte Einhaltung der Schuldenbremse gefordert und ein starkes Förderprogramm für die Wirtschaft. Die nötigen Gelder sollten durch Minderung der Sozialleistungen wie Renten, Bürgergeld etc. erfolgen.
Das ist nur konsequent. Schließlich vertritt er eine wirtschafts-liberale Partei. Sein Klientel sind die Unternehmer und Besserverdienenden.
Mit dem Einhalten der Schuldenbremse hat er schon seinen Punkt. Warum soll der Steuerzahler mehr und mehr damit belastet werden, Zinsen für Kredite zu zahlen, was den gestalterischen Spielraum mehr und mehr einschränkt, zumal für die neue Generation.
Habeck und die Grünen sind der Meinung, man müsse tatsächlich sehr viel tun, um die Wirtschaft zu fördern sprich: den Investitionsstandort attraktiver zu machen. Energie verbilligen, Vorschriften abschaffen oder lockern (das meint in Wahrheit das Schlagwort "Bürokratieabbau") Großprojekte subventionieren, Infrastruktur (marode Brücken zum Beispiel) verbessern. Das Geld soll aber nicht von der breiten Bevölkerung und den sozial Schwachen kommen, sondern dafür sollen Schulden gemacht werden. Schließlich steht die BRD im internationalen Vergleich doch ganz gut da.
Die SPD sieht das ähnlich. Aus der Tradition, als man noch Arbeiter-Partei war, sind hier auch Vermögens- und Erbschaftssteuer und die höhere Besteuerung von Gewinnen im Set der Vorstellungen.
Weil der Bürgerzorn es fordert, sind alle dafür, die Ausländer abzuschieben oder draußen zu halten, die hier Probleme machen und nicht gebraucht werden.
Es profitiert die CDU/CSU zusammen mit den Rechten von der Unzufriedenheit der Wahlbürger. Vermutlich läuft es nach den Wahlen nochmal auf eine Koalition traditioneller Parteien hinaus. Diesmal unter CDU-Führung. Das zu erwartende Chaos wird nicht geringer werden. Der Umwelt- und Klimaschutz wird ins Hintertreffen geraten und die Wirtschaft wird gestreichelt, damit sie genug Gewinne macht und nicht anderswo investiert auf Kosten der breiten Bevölkerung.
Die Unzufriedenheit wächst weiter, das Abschieben wird aus rechtlichen Gründen nicht so gut funktionieren, die Rechten erhalten weiteren Auftrieb. Nur eine Kette an Katastrophen wird den politischen Pfad wieder in Richtung Umweltpolitik zwingen, wenn die Propaganda der dann Regierenden es zulässt in dieser Richtung zu denken.
Ich weiß nicht, ob die Regierenden es nicht kapieren können oder aus Begrenztheit des Denkens bis zur nächsten, vielleicht vorgezogenen Wahl nicht kapieren wollen: wir werden das Wirtschaft- und Konsumwachstum nicht aufrecht erhalten können. Wir werden den jetzigen Außenhandelsüberschuss nicht halten können. Wir werden es nicht schaffen, die Unternehmen und Großkonzerne so gut verdienen zu lassen, dass den Staat die Lohnsteuer trägt.
Wir müssen uns auf ein einfaches (nicht minder gutes, weil zufriedeneres) Leben einrichten. Wir müssen, was wir an Güter brauchen selbst herstellen, müssen, um unserer Rohstoffarmut zu kompensieren bescheidenen Handel treiben und die Gewinne gerecht unter der Bevölkerung verteilen.
Aber niemand in der Politik hat die Zeichen der Zeit erkannt, oder traut sich, das seinen Wählern zu erzählen, aus Angst, nicht gewählt zu werden.